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Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Titel: Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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überraschend, wenn man sich die jüngsten Ereignisse in Erinnerung ruft. Wer weiß, was er im Hinblick auf das Dementi, an dem gefeilt wird, alles anrichten kann.
    Aus altmodisch formulierter Sicht hat Hans Holmér bereits jetzt mehrfach gegen die Vorschriften über den Dienst und die Geheimhaltung innerhalb der Polizei verstoßen. Aber wen kümmert das? Wenn Holmér und seine Auftraggeber etwas ausrichten wollen, dann bringt es nichts, mit dem Gesetzbuch unter dem Arm herumzurennen. Das scheint allen Betroffenen klar zu sein. Auch Olof Palme muss es gewusst haben, schließlich hat er das erste juristische Staatsexamen mit guten Noten abgelegt. Vielleicht hat Holmér das begreifen müssen, obwohl er kein großartiger Denker ist. Schließlich verfügt er über ein halbes Juristenexamen, er hat ja die Prüfung zum Landpolizeikommissar bestanden, ist Chef der Sicherheitspolizei gewesen und bekleidet inzwischen das Amt des Polizeipräsidenten im größten Polizeibezirk des Landes.
    Aber niemand kümmert sich. Nicht einmal ich, obwohl ich recht umgehend von ihrem Treiben erfahre. Ich habe selbst mehr als einmal fünf gerade sein lassen und weiß aus Erfahrung, dass in kritischen Situationen nur das Ergebnis zählt. Außerdem bin ich bereits damals voll und ganz damit beschäftigt, über Olof Palme nachzudenken. Wie tickt er? Was treibt ihn an?

54.

Olof Palme, seine Ehre und die Ehre der anderen
    Warum verhielt Palme sich auf diese Art und Weise? Es wäre doch ein Leichtes gewesen, ein Dementi zu verfassen, das sowohl Dagens Nyheter mit ihrem schlecht fundierten Artikel den Wind aus den Segeln genommen als auch den Nachdenklichen noch Stoff zum Nachdenken gegeben hätte. Stattdessen diese Überreaktion gegen alle, die es wagten, eine höchst berechtigte Frage zu stellten. Was geht hier vor? Handelt es sich um reine Hirngespinste eines Reichspolizeichefs, der in diesem Fall lieber einen anderen Posten bekleiden sollte? Oder ist an seiner Behauptung etwas dran? Ich hätte ihm binnen einer Stunde ein solches Dementi verfassen können, mit dem er nicht seine Ehre hätte verpfänden müssen.
    Stattdessen ist das moralische Ergebnis in seinem Fall verheerend. Er machte sich Hans Holmér und dessen polizeiliche Ressourcen auf ungebührliche Weise zunutze. Er muss umgehend begriffen haben, dass Holmér das Recht beugte, um seinem Wunsch zu entsprechen.
    Ich glaube keinen Augenblick daran, dass er das in gutem Glauben und von Geijers Unschuld überzeugt getan hat. Zu viele Leute haben das Gegenteil beteuert, dass er über Geijers Treiben sehr wohl Bescheid gewusst und sich seinen Vertrauten gegenüber besorgt geäußert habe. Letztere haben es mir selbst erzählt, und was ihre Vertrauensstellung zu Palme betrifft, so lässt sie sich schwarz auf weiß belegen.
    Dazu kommt Palmes eigenes Verhalten. Wenn er nun Geijer für unschuldig hält, warum fällt er dann nicht auch über Dagens Eko her, als er sich Dagens Nyheter vorknöpft? Seine sogenannten Dementis weisen ein Lügenmuster auf, das darauf abzielt, den Anschein vollständigen Leugnens zu erwecken, wobei aber gleichzeitig tunlichst vermieden wird, etwas Widerlegbares zu äußern. Es wird gelogen, indem verschwiegen wird, es wird gelogen, indem die eigenen Lügen dem angepasst werden, was der Gegner in der Hand hat. Solche Lügen sind mir in meinem Beruf unzählige Male begegnet. Ich habe mir eine Strategie überlegt, um die letzte Behauptung belegen zu können, im Übrigen lässt es mich kalt. Einmal hätte mich eine solche Lüge fast umgebracht. Und zwar bei dieser Gelegenheit.
    Palmes angebliche Fürsorge für Fälldin ist im Übrigen politisch genauso geschmacklos, wie es ihr Gegenteil gewesen wäre. Als Carl Persson und Åke Magnusson den Hintergrund des Memorandums präsentieren, unterhält man sich noch ein paar Stunden über die Beweismittel. Palme weiß sehr wohl, dass es in dieser Sache nicht um Fälldin geht, sondern um seinen eigenen Justizminister, und dieser ist auch der einzige Grund, warum er Thorbjörn Fälldin auf die Bühne schiebt. Er nützt ihn aus, ein Ausdruck beträchtlicher Selbstüberschätzung und gleichzeitig auch ein Ausdruck der Verachtung allen anderen denkenden Menschen gegenüber, aber vor allem ein Ausdruck mangelnder Moral.
    Ich bin kein Anhänger der Palme-Hasser. Ich will sein politisches Engagement nicht im Mindesten kritisieren und habe auch nichts gegen seine politischen Taten einzuwenden. Ich habe Hunderte von Stunden damit zugebracht

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