Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde
Einfältigste, was mir je untergekommen ist, und seine Argumentation entbehrt von Anfang an jeder Stichhaltigkeit. Schließlich will er an diesem Tag mit mir über Geijer und die Bordellaffäre sprechen. Selbst Peter Bratt müsste begreifen, dass ich an ihn hätte herantreten müssen, wenn ich ihm etwas hätte anhängen wollen.
Und als ob das nicht reichen würde, beginnt er bereits nach einer Woche eine Zusammenarbeit mit Jan Guillou, seinem alten Mittäter von der IB -Affäre, dem Aftonbladet den Auftrag erteilt hat herauszufinden, wer der Informant von Dagens Nyheter ist. Daher ruft er mich zu Hause an, während Jan Guillou neben ihm sitzt und das Tonband mitlaufen lässt.
Es handelt sich um ein gelinde gesagt seltsames Gespräch. Bratt möchte mir entlocken, mit wem ich Kontakt hatte, als sich alles zutrug. Außerdem behauptet er Dinge, und ich habe mir auch 35 Jahre später nicht zusammenreimen können, was er damit bezweckt. Einmal abgesehen von dem ganz Offenbaren: mir Worte in den Mund zu legen.
Als Begründung für ein Vergehen gegen den Quellenschutz ist das milde ausgedrückt schwach. Als Beschreibung von Bratts Charakter und Moral ist es jedoch erschöpfend und schlüssig.
Peter Bratt ist keine normale Klatschtante. Die Sache ist viel einfacher. Peter Bratt ist ein schlechter Mensch. Er ist in der Tat einer der schlechtesten Menschen, die mir in meinen vierzig Jahren als Kriminologe begegnet sind, und ein besseres Zeugnis kann ich ihm trotz der vielen Schurken und Drecksäcke, denen ich in meinem reichhaltigen Berufsleben begegnet bin, nicht ausstellen.
Es gibt leider mehr Leute auf der Liste als Peter Bratt. All diese Männer mit Macht, all ihre Handlanger, Lakaien und Laufburschen, alle Opportunisten, Leute, die ihr Mäntelchen nach dem Wind hängen, die Mitläufer und reinen Quislinge, denen die Wahrheit vollkommen egal ist, wenn ihnen die Lüge nur den geringsten persönlichen Vorteil bescheren kann. Alle diese normalen Menschen, die einfach wegschauen und weghören, obwohl es bei den Grässlichkeiten, denen sie gerade beigewohnt haben, in letzter Konsequenz auch um sie geht.
Zwei von ihnen verdienen es, näher betrachtet und namentlich genannt zu werden. Hans Holmér, der dieses Mal sowohl Herr als auch Knecht ist, sowie der einzige Ministerpräsident, der ihm vertraute, Olof Palme. Einer der einflussreichsten Politiker Schwedens in einem Zeitraum von fast dreißig Jahren, ein Mann, der seine Macht auch zu missbrauchen wusste.
Ich fange unten an, mit Hans Holmér, so wird es schließlich von einem erwartet, wenn man das moralische Elend beschreiben und seine Konsequenzen illustrieren will. Vergiss nie, ganz unten anzufangen.
Bereits am Vormittag des 18. November, am selben Tag, an dem Dagens Nyheter ihre Enthüllung veröffentlicht, ruft der Stockholmer Polizeipräsident Hans Holmér den Abteilungsleiter der Reichspolizeibehörde Esbjörn Esbjörnsson an.
Holmér ist wütend. Er habe von Olof Palme den Auftrag erhalten, dieser Geschichte auf den Grund zu gehen, aber die Beamten, die er dazu abgestellt habe, könnten die persönliche Akte Doris Hopps im Zentralarchiv nicht finden. Über Hopp und ihre Geschäfte gibt es überhaupt keine Papiere. Die Aufzeichnungen, die seine Mitarbeiter gefunden hätten, besagten, diese Unterlagen seien bereits im Vorjahr zu Beginn des Sommers an die Reichspolizeibehörde gegangen.
Esbjörnsson macht es Holmér nicht leicht. Er will wissen, welches Anliegen er habe. Vielleicht liege ihm ja eine Anzeige des Klägers, der sich schwerstens verleumdet fühle, mit Aktenzeichen vor. Das würde die Dinge nämlich erleichtern. Nicht zuletzt im Hinblick auf die Persönlichkeitsrechte und die Art der vermuteten Straftat.
Holmér wird noch wütender. Am Nachmittag erhält er seine Unterlagen. Ordentlich sortiert und sicherheitshalber noch ein weiteres Mal durchgelesen. Holmér kann endlich seinen ergänzenden Beitrag zu Olof Palmes Dementi, an dem Ebbe Carlsson und Hans Dahlgren arbeiten, leisten.
Holmér hat an diesem Tag sehr viel zu tun. Er hat bereits Leute abgestellt, um Peter Bratt zu überwachen, um so herauszufinden, wer sein Informant ist. Da Bratt nun einmal ist, wie er ist, gelingt es Holmér bereits am selben Abend, dieses Detail zu klären, und als er Palme, Carlsson und Dahlgren umgehend meinen Namen mitteilt, ist niemand sonderlich überrascht. Es ist »der andere Persson«, Carl Persson, für den man sich mehr interessiert. Nicht sonderlich
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