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Der Professor

Titel: Der Professor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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»Und selbst die Amateure oder die Highschool-Kids, die was auf Facebook einstellen, sind um einiges älter als die Kleine, nach der Sie suchen. Und all diese Websites, na ja, damit sie nicht übel auffliegen, achten sie ziemlich genau darauf, dass selbst die Teenager, die mit dem Handy Fotos machen, von denen Mom und Dad nichts wissen dürfen, mindestens achtzehn sind. Niemand will sich Ärger …« Er verstummte.
    Wolfe schien nachzudenken, bevor er sich bückte und nach der Flasche Wasser griff, die er bereitgestellt hatte. Er nahm einen ausgiebigen Schluck. Dann zerknüllte er die Blätter mit den Adressen, die er bis dahin durchgearbeitet hatte. »Mir kommt da eine Idee.« Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und überlegte, bevor er weitermachte. »Also, Sie kennen ja das Datum, an dem Klein-Jennifer verschwunden ist – falls sie also irgendwo hier drin ist, dann ist sie erst kürzlich eingestellt worden. Die meisten der anderen Sites gibt es schon ziemlich lange, auch wenn sie ihr Angebot ständig ändern. Die Gesichter mögen sich unterscheiden, was sie machen, nicht. Aber das, wonach Sie suchen …«
    Adrian unterbrach ihn. »Nötigung, Mister Wolfe. Ein Kind, das gezwungen wird …«
    Wolfe nahm einen Handzettel und starrte auf Jennifers Bild. »Ein Kind, heh? Sie ist hübsch …«
    Adrian musste ihn wohl mit einem finsteren Blick gestraft haben, denn Wolfe hielt die Hand in die Höhe, als wollte er einen Schlag abwehren. »Also gut, Professor, jetzt begeben wir uns aufs richtig gefährliche Terrain. Sind Sie sicher, dass Sie das wollen?«
    »Ja.«
    »Richtig düstere Orte. Sie haben jetzt eine Menge gesehen. Das Zeug mag ja sehr direkt sein. Für einige Leute sogar ziemlich ekelhaft. Oder schockierend, was weiß ich. Aber es gäbe das alles nicht, wenn nicht irgendwo irgendwer bereit wäre, dafür zu zahlen, dass er es sich ansehen darf. Und zwar genügend Jemands, so dass die Unmengen an Sites alle Geld damit verdienen. Ordnen Sie da Klein-Jennifer ein, und wir wissen, wo’s langgeht.«
    »Nennen Sie das Mädchen nicht immer ›Klein-Jennifer‹, Mister Wolfe, das klingt so …«
    Wolfe lachte und half aus. »So trivial?«
    »Das trifft es einigermaßen.«
    »Also gut, ich versuch’s. Aber eins müssen Sie verstehen: Das Web trivialisiert alles.« Wolfe betrachtete die verschlungenen Körper auf dem Bildschirm. Er überlegte. »Was sehen Sie, Professor?«
    »Ich sehe ein Paar, das Sex hat …«
    Wolfe schüttelte den Kopf. »Sicher, mit der Antwort hab ich gerechnet. Das würde so ziemlich jeder sagen. Man muss schon genauer hinsehen, Professor.«
    Adrian stutzte. Er meinte, Wolfe hätte das gesagt, doch dann erkannte er Brians Stimme. Aber er war nicht allein. Es schien, als wartete hinter der einen Halluzination noch eine zweite – und er beugte sich vor, um die Stimmen auseinanderzuhalten, bis er erkannte, dass Tommy dasselbe sagte wie Brian.
    »Sieh in die Tiefe«,
hörte er. Einen Moment lang war er verwirrt und nicht sicher, woher dieser Appell kam. Dann wurde ihm klar, dass es nur Tommy sein konnte. Vor Freude hätte er fast laut losgelacht. Eigentlich hatte er die Hoffnung aufgegeben, seinen Sohn noch einmal zu hören.
    »Sieh ganz genau hin«,
hörte er wieder.
»Denk wie ein Krimineller, versetz dich in die Ratte. Wieso rennen sie in den einen Gang des Labyrinths und nicht in den anderen? Wieso? Was erhoffen sie sich davon? Komm schon, Dad, du schaffst das.«
    Adrian flüsterte den Namen seines Sohnes. Allein schon indem er ihn aussprach, erlebte er ein Wechselbad der Gefühle, Liebe und Verlust. Er wollte seinen Sohn fragen: Was hast du gesagt?, doch bevor er die Worte über die Lippen brachte, war Tommy schon zur Stelle.
    »Die Morde im Moor, Dad. Was brachte die Mörder zu Fall?«
    »Sie haben sich zu sehr exponiert.«
    Adrian wendete den Gedanken hin und her.
    »Und was heißt das, Dad?«
    »Das heißt, sie waren sich ihrer Sache allzu sicher und haben nicht an die Konsequenzen gedacht, als sie ihre Anonymität preisgaben.«
    »Ist das nicht genau das, wonach du suchen solltest?«
    Sein Sohn klang zuversichtlich und bestimmt. Tommy hatte schon immer das Talent gehabt, selbst in Zeiten des Aufruhrs das Gefühl zu vermitteln, dass er die Situation beherrschte. Deshalb war er ein so großartiger Kriegsfotograf gewesen. Adrian blickte wieder auf den Bildschirm.
    »Hey, Professor …« Wolfe klang beunruhigt.
    Adrian sprach nun wie ein Student, der von einem Professor aufgerufen

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