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Der Professor

Titel: Der Professor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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zu übergeben. Die winzigen Stofftierarme schienen sich wie die eines Babys an sie zu klammern. Am liebsten wäre sie in ein Loch gestürzt, um sich vor diesem Verrat in Sicherheit zu bringen.
    »Der Bär, Nummer 4. Das ist das letzte Mal, dass ich dich darum bitte.«
    Sie wusste nicht, was ihr anderes übrigblieb. Langsam löste sie Mister Braunbär von ihrer Brust und streckte ihn von sich. Ihre Schultern schüttelten sich, und sie konnte das Schluchzen nicht länger unterdrücken. Als Mister Braunbär ihr weggenommen wurde, spürte sie die Hand der Frau. Sie versuchte, dem Stofftier das Fell zu streicheln, bevor sie es ihr gab. Jetzt war sie vollkommen allein. Sie konnte nur noch denken:
Es tut mir leid es tut mir leid es tut mir leid leb wohl leb wohl leb wohl.
Die nächsten Worte der Frau hörte sie kaum.
    »Danke, Nummer 4. Und jetzt ist, wie wir glauben, die Zeit fürs Ende gekommen. Wäre das für dich akzeptabel?«
    Bei der Frage bekam sie für einen Moment keine Luft.
    »Akzeptabel, Nummer 4?«
    Mister Braunbär, es tut mir leid. Ich hab dich im Stich gelassen. Es ist meine Schuld. Es tut mir so leid. Ich wollte dich retten.
    »Zeit, es zu beenden, Nummer 4?«
    Sie begriff, dass auf die Frage immer noch eine Antwort verlangt wurde. Jennifer fiel keine ein.
Sag ja, und du stirbst. Sag nein, und du stirbst.
    »Würdest du gerne nach Hause gehen, Nummer 4?«
    Das bisschen Luft, das sie noch in der Lunge hatte, stieg ihr in die Kehle. Sie glaubte, dass es heiß war und dampfte und zugleich wie ein kalter Blizzard toste, beides zugleich.
    »Möchtest du, dass es vorbei ist?«, beharrte die Frau.
    »Ja,« quiekste Jennifer heiser und schluchzte.
    »Also das Ende, Nummer 4?«
    »Ja, bitte«, sagte Jennifer.
    »Wie du willst«, antwortete die Frau.
    Jennifer konnte weder glauben noch begreifen, was vor sich ging. Phantasievorstellungen von Freiheit wirbelten ihr durch den Kopf. Sie zuckte zusammen, und plötzlich spürte sie, wie die Frau sie mit den Händen berührte. Es war, als fasste sie an einen Draht unter Strom, und so zitterte sie am ganzen Körper. Die Frau nahm ihr langsam die Handschellen ab und ließ sie scheppernd zu Boden fallen. Die Kette rasselte, als auch sie auf den Beton fiel. Jennifer wurde übel, als wäre sie seekrank, und sie schwankte, als hätten die Kette und die Handschellen sie aufrecht erhalten.
    »Die Haube bleibt, wo sie ist, Nummer 4. Du wirst wissen, wann du sie abnehmen darfst.«
    Erst jetzt merkte Jennifer, dass sie die Hände an den schwarzen Stoff gehoben hatte, der ihr den Kopf bedeckte. Sie gehorchte auf der Stelle und ließ die Hände in den Schoß fallen. Doch sie war schrecklich verwirrt.
Woher
sollte sie das wissen?
    »Ich lege dir den Schlüssel, mit dessen Hilfe du diesen Ort verlassen kannst, vor die Füße«, sagte die Frau langsam. »Mit diesem Schlüssel kannst du die einzige Tür zwischen dir und der Freiheit öffnen, die noch verschlossen ist. Bitte bleib einige Minuten lang sitzen. Du solltest laut zählen. Wenn du dann glaubst, dass genug Zeit verstrichen ist, kannst du ihn nehmen und überlegen, ob es für dich nun Zeit ist, nach Hause zu gehen. Für diese Entscheidung kannst du dir so viel Zeit nehmen, wie du willst.«
    Jennifer verstand gar nichts mehr. Das Einzige, was nachvollziehbar klang, war das mit dem Sitzenbleiben und dem lauten Zählen. Die übrigen Anweisungen dagegen ergaben nicht den geringsten Sinn. Sie blieb, wo sie war. Sie hörte, wie die Frau durch die Zelle lief und die Tür aufging. Es folgten das Schließen und Quietschen eines Riegels.
    Sie schien im Kopf zu fiebern und konnte die Bilder, die sie überfluteten, nicht ordnen. Der Schlüssel sollte direkt vor ihr liegen.
Sie hauen ab,
dachte sie
. Sie machen sich aus dem Staub und wollen nur, dass ich so lange warte, bis sie weg sind. So verhalten sich Kriminelle. Sie
     wollen sichergehen, dass ihnen niemand folgt. Das ist in Ordnung. Den Gefallen kann ich ihnen tun. Ich kann tun, was sie verlangen.
     Geht nur. Lasst mich hier. Ich komm schon zurecht. Ich finde schon nach Hause
.
    »Eins und zwei und drei …«, flüsterte sie. Sie konnte nichts dagegen tun. In die Schuldgefühle mischte sich die Hoffnung.
Es tut mir leid, Mister Braunbär, du müsstest jetzt bei mir sein. Ich müsste dich mit nach Hause nehmen. Es tut mir leid.
    Ihr Körper verkrampfte sich vom Kopf bis zu den Füßen. Sie stellte sich vor, wie sie Mister Braunbär an ihrer Stelle folterten. Sie glaubte nicht, dass sie es

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