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Der Professor

Titel: Der Professor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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zwischen Mann und Frau …«
    Roger nickte. »Ah … faszinierend. Es gibt mehrere unterschiedliche Profile. Um was für ein Verbrechen geht es?«
    »Eine Zufallsentführung. Bei der eine vollkommen fremde Person auf der Straße eines Wohnviertels entführt wird.«
    Roger Parsons’ Augenbrauen schnellten nach oben. »Sehr ungewöhnlich. Sehr selten. Und der Zweck dieser Entführung?«
    »Im Moment noch ungewiss.«
    »Die entführte Person … was weißt du über sie?«
    »Junges Mädchen. Teenager. Sehr attraktiv.«
    »Geld? Sex? Oder Perversion?«
    »Keine Ahnung. Bis jetzt noch nicht.«
    »Wahrscheinlich alles drei. Und mehr als das«, dachte Parsons laut nach. »Verheißt mit Sicherheit nichts Gutes und wahrscheinlich sehr viel Schlechtes.« Adrian nickte, und sein ehemaliger Kollege geriet unwillkürlich ins Dozieren. »Das macht es um einiges schwerer. Naturgemäß erfahren wir das, was wir über diese Sorte Kriminelle wissen, in den allermeisten Fällen erst,
nachdem
sie entlarvt sind. Wir fügen dann rückwirkend die Teile des Psychogramms zusammen. Hinterher sieht es dann immer vollkommen logisch aus.«
    »Dafür ist es zu früh. Ich muss mich vorläufig auf spärliche Informationen stützen.«
    Roger Parsons streckte seine langen Beine aus und dachte angestrengt nach. »Geht es hier um jemanden, den du kennst, ich meine … das ist keine rein akademische Fragestellung, oder?«
    »Nein. Aber zum Teil schon. Eine Nachbarin, mit der ich kurz in Kontakt gekommen bin. Ich versuche, einer Familie in meinem Viertel zu helfen.« Adrian zögerte. »Ich verlass mich auf deine Diskretion. Und Ihre«, fügte er, an die junge Frau gewandt, hinzu. Sie schien über die Richtung, die das Gespräch nahm, ein wenig erschrocken. »Es ist ein Verbrechen, das, so wie’s aussieht …«, Adrian überlegte, »… gerade erst seinen Anfang nimmt. Ich kann nicht sagen, wie.«
    »Und die Polizei …«
    »Versucht, sich ein Bild zu verschaffen. Pocht auf konkrete Fakten, was nicht unbedingt hilfreich ist.«
    Roger nickte wieder. »Ja, da liegst du sicher richtig. Fakten mögen ein Verbrechen aufklären, wenn man eine Leiche hat. Aber das ist ja hier nicht der Fall?«
    »Noch nicht.«
    »Gut. Und du bist dir absolut sicher, dass sie von einem unbekannten Mann
und
einer Frau entführt worden ist, und nicht von Leuten, die sie kannten?«
    »Ja, da bin ich mir sicher, ziemlich sicher jedenfalls.«
    Der jüngere Professor überlegte wieder. »Soll ich einfach mal spekulieren? Mehr ist es natürlich nicht. Reine Spekulation …« Adrian antwortete nicht. Er wusste, das erübrigte sich. »Nun, es geht natürlich um Sex, aller Wahrscheinlichkeit nach. Aber es geht auch um Kontrolle. Vermutlich wird das Paar durch ihre Versklavung erotisch stimuliert. Sie speisen ihre eigene Erregung an der Lust des anderen. Da können viele Faktoren hineinspielen. Um dir ein akkurates Profil zu geben, bräuchte ich viel mehr Informationen …«
    »Viel mehr hab ich nicht. Noch nicht.«
    Roger dachte weiter angestrengt nach. »Also, das wäre eine Überlegung wert, Adrian … ohne mich darauf festzulegen … aber ich glaube, ich an deiner Stelle würde mich auf den Zweck der Entführung konzentrieren, um zu verstehen, was da abgelaufen ist.«
    Adrian merkte, wie er auf die Ganovengalerie der FBI -Steckbriefe starrte. Einen Moment lang glaubte er, sie sprächen mit ihm wie ein griechischer Chor, bevor er merkte, dass Professor Parsons weiter dozierte. »Nun, wie vermittelt das Opfer dem Verbrecherpaar das Gefühl von Großartigkeit, Bedeutsamkeit, Macht? Was erhoffen sie sich über die sexuellen Spielchen hinaus … denn da
muss
noch etwas sein. Vielleicht versteckt, vielleicht auch nicht. Macht, Kontrolle. Viele psychologische Faktoren bei dieser Art von Verbrechen. Und keine davon, fürchte ich, besonders appetitlich.«
    »Wie würde die Polizei zu einer Lösung …«
    Roger schüttelte den Kopf. »Nicht sehr aussichtsreich. Zumindest, solange keine Leiche gefunden wird. Oder wie in den Fällen dieser Mormonensekten mit Vielweiberei, wenn so einer Kindfrau die Flucht gelingt. Nur dass das die absoluten Ausnahmen sind. Flucht ist für diese Geiseln äußerst schwierig. In unserer heilen Welt daheim denken wir: ›Wieso sind die nicht einfach abgehauen und haben die Bullen gerufen?‹ Aber das erfordert einen psychologischen Kraftakt, zu dem sie kaum in der Lage sind. Nein, das ist äußerst schwierig …«
    »Demnach kann die

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