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Der Professor

Titel: Der Professor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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vermissten Fahrzeuge war wieder aufgetaucht, was nicht weiter verwunderte. Es gab eine Reihe von Verbrechen, die den einmaligen Gebrauch eines gestohlenen Autos erforderten: ein schneller Einbruch in ein Elektronikgeschäft, eine einmalige Fuhre Marihuana, die nach Boston geschmuggelt wurde. Außerdem wusste sie, dass ein solches Gefährt nach getaner Arbeit wahrscheinlich entsorgt werden würde.
    Sie erweiterte ihre Computersuche. Ein Eintrag weckte augenblicklich ihre Neugier. Die Feuerwehr in Devens, Massachusetts, hatte einen Einsatz gemeldet, bei dem sie zu einem entlegenen Fabrikgelände gerufen wurde, wo ein Auto desselben Fabrikats und Modells wie das in Providence gestohlene abgefackelt worden war. Eine Bestätigung stand noch aus – das verdächtige Auto war bis aufs Skelett ausgebrannt. Es war kein Fall, den irgendein Cop als dringlich einstufen würde, und so würde ein Versicherungsbeauftragter einige Zeit brauchen, bis er zum nächsten Autofriedhof in der Nähe von Devens kam, wo er so lange durch das schmutzige Wrack kroch, bis er eine der eingestanzten Fahrgestellnummern fand, die den Brand überdauert hatten, und mit dem vermissten Fahrzeug abglich, damit seine Arbeitgeber schließlich dem Autoverleih einen Scheck ausstellen konnten.
    Das alles würde natürlich wesentlich schneller passieren, wenn Terri sich mit der Staatspolizei in Verbindung setzte und sie darüber in Kenntnis setzte, dass der Transporter bei einem schweren Entführungsfall einer Minderjährigen verwendet worden war. Falls es denn ein solches Verbrechen gab.
    Zwar war sie immer noch nicht davon überzeugt, zog inzwischen aber immerhin die Möglichkeit in Erwägung, dass etwas Ungewöhnliches stattgefunden hatte. Sie stand von ihrem Schreibtisch auf und trat an eine Landkarte. Sie griff mit den Fingern die Entfernungen ab. Providence bis zu der Straße, in der Jennifer verschwunden war, und von dort zu einem öden, vergessenen Gebiet von Devens. Ein Dreieck, das viele Meilen umspannte, außerdem viele Straßen, die durch ländliche Teile des Bundesstaates führten. Falls jemand vorgehabt hatte, unerkannt zu reisen, hätte er kaum einsamere Straßen finden können.
    Sie kehrte an ihren Computer zurück und gab ein paar Passwörter ein. Sie wollte noch ein Detail überprüfen – den Zeitpunkt, an dem der Anruf bei der Feuerwehr eingegangen war.
    Sie starrte auf ihren Monitor. Ihr Magen fühlte sich hohl an, als hätte sie nichts gegessen, keinen Schlaf bekommen und wäre gerade eine große Strecke gerannt. Die Feuerwehr hatte kurz nach Mitternacht einen anonymen Notruf entgegengenommen – am Tag nachdem Jennifer verschwunden war. Doch als sie eintrafen, fanden sie von dem Auto nur noch eine verkohlte Hülse vor. Es war somit bedeutend früher in Brand gesteckt worden.
    Sie versuchte, ein paar Kopfrechnungen durchzuführen: Ein Anruf kommt bei der Einsatzzentrale an. Der Einsatzleiter drückt auf den Knopf, der in den Schlafzimmern der freiwilligen Feuerwehr Alarm auslöst. Die kommen zur Station, ziehen ihre Uniformen an und fahren anschließend dahin, wo es brennt.
Wie lange hatte das alles wohl gedauert?
    Terri ließ innerlich eine ganze Salve Fragen los. Das entsprach ihrer Arbeitsweise: Sie versuchte, jeden kleinen Beweis von zwei Seiten zu sehen, ihrer und der eines Kriminellen. Wenn es ihr gelang, sich in den Täter hineinzuversetzen, stellten sich die Antworten ein. Wusste jemand von der Verzögerung? Hatte derjenige sich deshalb diese Stelle ausgesucht, um den Wagen abzufackeln?
    Vielleicht.
Wenn ich nach einmaligem Gebrauch ein Auto loswerden wollte, würde ich dafür auch nicht gerade eine Stelle nehmen, an der die Feuerwehr vielleicht schon da ist, bevor die Flammen ihre Aufgabe erfüllt haben.
    Im Einsatzbericht hatte der Brandmeister nicht näher bezeichnete Brandbeschleuniger erwähnt. In dem Wrack wären keine Haare, keine Fingerabdrücke, keine Fasern und keine DNA mehr zu finden. Sie durchquerte das beengte Büro und trat an die ramponierte, fleckige Kaffeemaschine, die in jedem Ermittlerbüro zur Grundausstattung gehörte. Sie goss sich eine Tasse schwarze Brühe ein und verzog dann bei dem bitteren Geschmack den Mund. Gewöhnlich mochte sie ihn mit zwei Stück Zucker und mehr als einem Schuss Sahne, doch an diesem Tag schien ihr der süße Geschmack nicht passend.
    Wenig später kehrte sie an ihren Schreibtisch zurück. Ihre Tasche hing über der Lehne. Sie griff hinein, zog ein kleines Ledermäppchen heraus

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