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Der Professor

Titel: Der Professor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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stimulierten Linda und befeuerten ihren zügellosen Sex miteinander. Sex war die eine Messlatte für den Erfolg der Serie Nummer 4. Wenn ihre eigene Leidenschaft nachließ, war der Zeitpunkt gekommen, die Sache zu Ende zu bringen.
    Er nahm einen Joystick, der mit einem Stück weißem Klebeband und der Beschriftung »Kamera 3« gekennzeichnet war, und bewegte ihn behutsam.
    Auf einem der Monitore verschob sich der Winkel so, dass neben dem Bett, gegenüber der Toilette, ein Gegenstand zu erkennen war. Michael bewegte den Joystick weiter, um den Gegenstand heranzurücken.
    Linda war neben ihm und tippte mit flinken Fingern auf einer Tastatur, so dass ihre Nägel auf dem Plastik klimperten. Auf dem Hauptmonitor – dem mit der Einstellung, die an die Subscriber hinausging – erschien Lindas Text in roter Schrift quer über der Ansicht von Jennifer, die sich mit ausgestreckten Armen langsam durch den Raum tastete.
    Es gibt etwas, das Nummer
4
finden soll. Was ist es?
    Michael schwenkte Kamera 3 für einen Moment auf einen kleinen, unförmigen Gegenstand auf dem Boden. Er befand sich in der äußersten Reichweite der Kette.
    Linda tippte weiter.
    Soll Num
mer 4 ih
n behalten dürfen?
    Michael lachte. »Mach weiter«, flüsterte er.
    Sollen wir ihn ihr wegnehmen?
    Linda tippte wie wild.
    »Jetzt frag sie«, sagte Michael. Linda gab ein paar Tastenkombinationen ein, und auf dem Monitor erschien ein Kästchen. Hinter
Behalten?
kam ein Viereck, in das man eine Antwort eintippen konnte.
    Nicht behalten?
Das gleiche Kästchen.
    Linda tippte noch eine Frage ein:
Wird es Numme
r 4 h
elfen, oder wird es Numme
r 4 sc
haden
?
    Linda drehte sich zur Seite. Auf einem anderen Monitor erschien ein elektronischer Zähler.
    »Sie sind offenbar gespalten«, sagte sie, als sich in verschiedenen Reihen die Zahlen addierten und in einer anderen die Kommentare mehrten. »Sie sind sich uneins, ob es ihr helfen oder schaden wird.« Linda lächelte wieder. »Ich wusste, dass es eine gute Idee war«, sagte sie. »Eine Menge von ihnen stimmen ab. Schätze, die gaffen sich die Augen aus.«
    Sie verfolgten, wie Jennifer sich langsam auf die Kamera zubewegte. Sie hatte die Hände und Finger ausgestreckt, berührte aber nur Luft. Ihr Bild auf dem Monitor wurde immer größer. Als ihre Hände nur noch wenige Zentimeter entfernt waren, blieb sie stehen.
    Sie hatte das Ende der Kette erreicht und stieß mit den Fingerspitzen um ein Haar an die Hauptkamera.
    »Das werden sie lieben …«, flüsterte Linda.
    Die Kamera erkundete Jennifers Körper, verweilte bei ihren zarten Brüsten und wanderte dann zu ihrem Schritt hinunter. Ihre Wäsche war ein bloßes Nichts. Linda stellte sich vor, wie an dieser Stelle rund um den Globus die Zuschauer die Hände nach Nummer 4 ausstreckten, um sie durch den Computerbildschirm zu berühren. Michael wusste instinktiv, dass genau das passierte, und er spielte virtuos mit den Kameras, so dass ein Tanz mit den Bildern entstand. Es war ein gemächlicher Tanz wie langsamer Walzer.
    Linda rollte auf ihrem Stuhl ein Stück nach links.
    »Ah, sie hat eine Chance …«, sagte sie. Sie warf einen Blick auf die Zählerstände, die rasch stiegen. »Ich denke, sie wird ihn kriegen.«
    Michael schüttelte den Kopf. »Aussichtslos. Er liegt auf dem Boden. Wenn sie nicht mit der Zehe dagegenstößt … Sie denkt nicht vertikal genug. Sie muss anfangen, immer hoch- und runterzugehen, wie auf einem Karussellpferd. Nur so kann sie ihre Umgebung kennenlernen.«
    »Du bist zu sehr Wissenschaftler«, sagte Linda. »Sie findet ihn.«
    »Sollen wir wetten?«
    Linda lachte. »Um was?«
    Michael wandte sich für einen Moment vom Monitor ab. Er grinste, wie es jeder Liebhaber tun würde. »Was du willst«, sagte er.
    »Ich lass mir was einfallen, wenn ich gewinne«, antwortete Linda. Sie berührte seine Hand auf dem Joystick und streichelte sie mit den Fingern. Das war so etwas wie ein Versprechen, und Michael lief ein wohliger Schauder herunter. Dann wandten sie sich wieder Nummer 4 zu, um zu sehen, ob sie es schaffte oder nicht.
     
    Bei jedem Schritt zählte Jennifer stumm mit. Sie bewegte sich mit Bedacht. Das Bett war hinter ihr, doch sie wollte so weit laufen, wie es ihr die Kette erlaubte, um sich wenigstens einen Eindruck von ihrem Bewegungsradius zu verschaffen. Sie streckte die Hände vor sich aus und bewegte sie nur ein wenig, bekam jedoch nichts zu fassen.
    Sie hatte die Kette die ganze Zeit ein wenig gestrafft und stellte sich

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