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Der Profi - The Cleaner

Titel: Der Profi - The Cleaner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett Battles
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kennen Platz. Komm, komm.«
    Quinn war schon oft in Asien gewesen - in Bangkok, Singapur, Hongkong, Tokio, Seoul -, aber hier herrschten anscheinend rauere Sitten vor. Hier lag mehr Energie, mehr Gereiztheit in der Luft. Man hatte das Gefühl, an einem Ort zu sein, der uralt war und sich gleichzeitig entdeckte. Tempel, die seit Jahrhunderten dastanden, in unmittelbarer Nachbarschaft mit Straßenrestaurants, die erst seit ein paar Tagen geöffnet hatten. Der Saigon River, der sich schon lange bevor der erste Mensch hier aufgetaucht war, sein Bett ins Land gegraben hatte, war jetzt der Gastgeber von Möchtegern-Unternehmern, die Bootsfahrten und Touren anboten. Und Kinder. Überall Kinder. Glückliche, verspielte, hungrige, aufgeregte, neugierige Kinder. Was Nate von all dem hielt, konnte Quinn nur erahnen.
    Bei einer Frau, die an einer Straßenecke, neben einem riesigen, zerbeulten, metallenen Eiskasten, einen kleinen Hibachi - einen Holzkohlengrill - aufgestellt hatte, kauften sie Sodas. Die Frau grillte etwas, das entweder wie Huhn oder wie Schweinefleisch aussah. Quinn lehnte ab, als sie ihm eine Kostprobe anbot. Er öffnete das Soda und trank die halbe Dose leer. Die Nachmittagshitze und die Feuchtigkeit hatten an ihm gezehrt, seit er das Hotel verlassen hatte. Wasser war, was er wirklich wollte. Aber das Cola tat es zur Not auch.
    Weitere zwanzig Minuten Erkundung genügten.
    »Bist du hungrig?«, fragte Quinn.
    »Sehr«, sagte Nate.
    Auf den Gehsteigen standen unzählige Hibachis, aber Quinn war noch nicht verzweifelt genug, es bei einem zu versuchen. Außerdem spendeten sie kaum Schatten.
    Sie fingen an, sich nach einem »richtigen« Restaurant umzusehen. Ein kleines Stück weiter entdeckte Nate ein Lokal in einer kleinen Seitenstraße, einen Block von der Hai Ba Trung Street und von der Verrücktheit der Hauptstraße entfernt. Das Schild draußen identifizierte das Restaurant als Mai 99 . Als sie näher kamen, war der Duft, der zur Tür herauskam, eine ausreichende Verlockung, und sie gingen hinein.
    Drinnen waren mehrere junge Vietnamesinnen in traditioneller Tracht - farbigen Tuniken über weißen Hosen. Eine Frau, ein wenig älter als die anderen, das Haar im Nacken zu einem Knoten geschlungen, stand in der Nähe der Tür. Sie verneigte sich leicht.
    »Willkommen«, sagte sie. »Sprechen Englisch?«
    »Ja«, antwortete Quinn.
    »Du essen?«
    »Ja, bitte.«
    Sie lächelte wieder und wandte sich ab. »Kommen«, sagte sie über die Schulter zurück.
    Sie folgten der Frau zu einem Tisch nahe der Bar. Sie zog einen Stuhl heraus und forderte Quinn mit einer Geste zum Sitzen auf, dann ging sie um den Tisch herum auf die andere Seite und tat das Gleiche für Nate.
    Das Restaurant gab einem das Gefühl, in den Tropen zu sein. Bambus bedeckte die Deckenbalken, und Rattanmatten bedeckten die Wände. Überall hingen Bilder von schönen Stränden.
    Eine der jungen Kellnerinnen, die eine dunkelgrüne Tunika trug, kam an den Tisch. Sie sagte etwas auf Vietnamesisch zu ihnen, bemerkte ihren Fehler und tat dann so, als halte sie ein Glas in der Hand und trinke. Quinn verstand die Pantomime.
    »Bier«, sagte er. Er zeigte auf eine Neonreklame hinter der Bar. »Tiger-Bier.« Sie folgte seiner Geste mit den Blicken und nickte.
    »Ich auch«, sagte Nate, nickte zu der Reklame hin und zeigte dann auf sich.
    Lächelnd trat die Kellnerin vom Tisch zurück.
    »Darf ich eine Frage stellen?«, sagte Nate, sobald sie allein waren.
    »Wenn es sein muss?«, entgegnete Quinn.
    »Geschieht Ihnen das oft?«
    »Was?«
    »Ach, Sie wissen schon. Dass Sie in Ihrem eigenen Wohnzimmer fast umgebracht werden? Tausende Kilometer fliegen müssen, nur um sich zu verstecken?«
    »Nicht öfter als etwa zweimal im Jahr«, sagte Quinn unbewegten Gesichts.
    »Ist das Ihr Ernst?«
    Quinn lächelte, dann schob er die Hand in die Tasche und holte ein silbernes Armband heraus. Er war im Flieger nach Bangkok mit der Überzeugung aufgewacht, dass Nate recht gehabt hatte. Das Armband war ein Teil des ganzen Durcheinanders.
    »Ist es das Armband, das ich gefunden habe?«, fragte Nate.
    Die Frage ignorierend, prüfte Quinn die einzelnen Quadrate noch einmal, bis er das mit der hauchfeinen Linie am Rand fand. Es sah tatsächlich so aus, als sei da noch ein drittes Plättchen. Quinn kontrollierte die benachbarten Quadrate. Keins schien dasselbe Muster zu haben.
    Er sah sich um, um zu sehen, ob da irgendetwas war, das er benutzen konnte, um es in die winzige Ritze

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