Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Profi - The Cleaner

Titel: Der Profi - The Cleaner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett Battles
Vom Netzwerk:
streckte die freie Hand aus und wollte den Dollar schnappen. Bevor er es konnte, zog Quinn den Geldschein zurück.
    »Keine Hilfe«, sagte Quinn und schaute mit einem Nicken auf die Tasche hinunter. »Und ich dir geben. Okay?«
    Der Junge ließ die Tasche sofort los. »Okay. Keine Hilfe.«
    Als er diesmal danach griff, gab Quinn ihm den Dollar. Nachdem er seinen Obolus bekommen hatte, machte der Junge sich auf die Suche nach seinem nächsten Opfer.
    »Danke«, sagte Nate.
    »Du schuldest mir einen Dollar«, erwiderte Quinn.
    In der Nähe parkte ein Dutzend Taxis. Mehrere Fahrer riefen ihnen etwas zu und wollten sie so auf sich aufmerksam machen. Quinn wählte das erstbeste aus, und gleich darauf saßen sie im Fond, ihre Gepäckstücke zwischen sich.
    »Hallo, hallo, hallo«, sagte der Fahrer, als er sich ans Steuer setzte. Er war schon älter, klein und mager. »Amerikaner?«
    »Kanadier«, sagte Quinn.
    Der Fahrer grinste. »Willkommen, Vietnam. Wohin fahren?«
    »Rex Hotel«, sagte Quinn.

9
     
    Quinn nahm im Rex Hotel zwei nebeneinanderliegende Zimmer.
    Als sie mit dem Lift nach oben fuhren, sagte Nate: »Ich denke, ich könnte einen ganzen Tag schlafen.«
    »Aber das wirst du nicht«, erklärte ihm Quinn.
    »Was?«
    Quinn atmete tief ein und erinnerte sich selbst daran, dass Nate noch unerfahren war und viel zu lernen hatte. »Es ist noch nicht Mittag«, sagte er. »Wenn du jetzt schlafen gehst, wirst du dich nie an die neue Zeit gewöhnen. Wir treffen uns in dreißig Minuten unten und machen einen Spaziergang, sehen uns die Umgebung an.«
    Die Lifttür öffnete sich in ihrem Stockwerk, und sie stiegen aus.
    »Das ist doch ein Witz, oder?«
    Quinn wandte sich zu Nate um und blickte ihm fest in die Augen. »Verstehst du, was hier vorgeht?«
    Nate wollte antworten, aber bei Quinns finsterem Blick hielt er lieber den Mund.
    »Das ist es«, sagte Quinn. »Das ist es, wozu du dich vertraglich verpflichtet hast. Du wolltest das Spiel mitmachen, also tu’s auch. Alles bis zu dem Augenblick, in dem Gibson dir den Kiefer brechen wollte, war reine Theorie. Das ist vorbei. Kapiert?«
    Nate starrte Quinn an und nickte dann kaum merklich.
    »Jetzt bist du mitten drin«, fuhr Quinn fort. »Dazu gehört, mit dem Jetlag fertig zu werden. Dazu gehört, sich unter die Einheimischen zu mischen. Dazu gehört, jede verdammte Sekunde des Tages zu beobachten, was hinter deinem Rücken vorgeht, denn wenn du’s nicht tust, bist du tot. Verstehst du jetzt?«
    »Ich verstehe«, sagte Nate, aber seine Stimme war leiser als ein Flüstern.
    Quinn sah ihn noch einen Moment länger an, wandte sich ab und ging den langen Flur entlang. »In der Lobby«, sagte er, ohne sich umzudrehen. »In dreißig Minuten.«
     
    Nate wartete schon auf ihn, als Quinn eine halbe Stunde später dem Lift entstieg. Sie hatten sich beide umgezogen, trugen frische Kleidung. Nate hatte eine kleine silberne Digitalkamera in der Hand. Quinn warf einen Blick darauf und hob dann fragend die Brauen.
    »Wir sind ganz offensichtlich keine Einheimischen«, sagte Nate. »Die Leute werden erwarten, dass wir mit einer Kamera ausgerüstet sind.«
    Quinns verzog leicht die Mundwinkel. »Gut«, sagte er.
    Ohne ein weiteres Wort gingen sie hinaus ins Freie.
    In allen einschlägigen Büchern hieß es, dass Vietnam ein kommunistisches Land war. Aber was an Ho-Chi-Minh-Stadt kommunistisch sein sollte, war und blieb Quinn ein Rätsel.
    Als er sich so umsah, begann er sich zu fragen, ob außer den Regierungsmitgliedern irgendwer jemals von Karl Marx gehört hatte. Straßenverkäufer und Läden und Restaurants und Clubs und Salons und Hotels und Kinder, die in den Straßen hin und her liefen, Andenken verscherbelten und Raubkopien von Graham Greenes Der stille Amerikaner - das war Ho-Chi -Minh-Stadt, wie sie sich Quinn und Nate zur Begrüßung prä sentierte.
    »Postkarte... Du kaufen … Sehr schön … Schau.«
    »Mister, Mister. Du Amerikaner?«
    »Echtes Feuerzeug. Zippo. Von Krieg. Gut Arbeit.«
    »Amerika Nummer eins. Spider-Man. Michael Jordan.«
    »Ich hungrig. Du kaufen.«
    Fast ebenso hartnäckig wie die Kinder auf der Straße waren Männer mit Fahrrad-Rikschas. Wer keinen Passagier hatte, fuhr langsamer, wenn er an Quinn und Nate vorüberkam, um auf sich aufmerksam zu machen.
    »Hallo, City Tour. Ich fahren dich. Nur zwei Dollars. Billig.«
    »Ich kennen gut Bar. Ich bringen hin schnell. Sehr billig.«
    »Zu heiß für zu Fuß, Mister. Du fahren.«
    »Du suchen Girls? Ich

Weitere Kostenlose Bücher