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Der Profi - The Cleaner

Titel: Der Profi - The Cleaner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett Battles
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zu schieben und sie zu erweitern. Was er wirklich gebraucht hätte, war ein Taschenmesser oder eine metallene Nagelfeile. Was er fand, waren zwei Essstäbchen und eine Gabel, wie man sie im Westen benutzte. Die Gabelzinken würden nie funktionieren, aber die Essstäbchen sahen viel versprechend aus. Sie waren aus Hartplastik und so scharf angespitzt wie ein neuer Bleistift.
    Er wollte eben versuchen, ob er eins benutzen konnte, um eine größere Lücke in das metallene Quadrat zu machen, als er merkte, dass eine Kellnerin auf ihren Tisch zukam. Er legte das Armband auf seinen Schoß und deckte es wie zufällig mit seiner Hand zu.
    Die Kellnerin, eine andere als das Mädchen, das ihre Bestellung aufgenommen hatte, trug eine schöne blaugoldene Tunika und näherte sich mit einem Tablett in der Hand, auf dem zwei Gläser bernsteinhelles Bier standen. Im Gehen steckte sie sich mit der freien Hand eine lose Haarsträhne hinters Ohr. Lächelnd stellte sie die Biere auf den Tisch.
    »Seid ihr bereit zu bestellen?«, fragte sie.
    »Du sprichst Englisch?«, fragte Nate.
    »Ja«, sagte sie. »Es tut mir leid, meine Freundin hätte gern geholfen, aber sie spricht nur Vietnamesisch. Ich hoffe, ihr versteht.«
    Das Englisch der neuen Kellnerin klang abgehackt, aber klar. »Selbstverständlich«, sagte Quinn.
    »Wollt ihr jetzt bestellen?«, fragte sie.
    »Gern, aber wir haben noch keine Speisekarte gesehen«, erwiderte Nate.
    Ihre Augen weiteten sich. »Oh. Das tut mir so leid. Wartet, einen Augenblick bitte.«
    Sie ging und kam kurz darauf mit zwei Speisekarten zurück. Sie gab jedem eine. Quinn schlug die seine auf und war erstaunt, englische Texte vorzufinden. Sie waren nicht immer richtig, aber immerhin zu verstehen. Die Namen der Speisen jedoch waren Vietnamesisch.
    »Eure Kleider sind schön«, sagte Nate
    Quinn stöhnte innerlich, versuchte aber, seinen Ärger nicht zu zeigen.
    Sie schaute auf ihre Tunika hinunter. »Das ist ein ao dai « , sagte sie und sprach es »ow zeye« aus. »Es ist eine traditionelle Tracht.«
    »Nun, sie ist sehr schön.«
    »Danke.«
    Widerstrebend blickte Nate in seine Speisekarte. Quinn bestellte etwas, das bun thit nuong hieß, und hoffte, dass es ihm schmecken würde. Nate nahm com chien thap cam.
    »Wenn ihr noch etwas braucht, mein Name ist Anh. Fragt nur eine Kellnerin, sie wird mich holen.«
    »Danke«, sagte Nate und konnte, als sie sich entfernte, die Augen nicht von ihr lassen.
    »Beherrsch dich«, sagte Quinn.
    »Was meinen Sie?«
    »An einem anderen Tag, in einem anderen Leben vielleicht.«
    »Was?«
    »Im Augenblick musst du dich darauf konzentrieren, am Leben zu bleiben.« Quinn blickte zur Bar hinüber, wo Anh mit einer anderen Kellnerin sprach. »Deine kleine Freundin da drüben. Sie ist eine Ablenkung.«
    »›Und Ablenkungen sind tödlich‹«, zitierte Nate aus dem Gedächtnis. »So wie Sie funktionieren, ist es schon tödlich, wenn man atmet.«
    »Manchmal.«
    Nate runzelte die Stirn. »Ich war nur höflich.«
    »So fängt es an.« Quinn wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Armband zu. »Gib mir Bescheid, wenn sie zurückkommt.«
    Es machte ein bisschen Arbeit, aber das Metall war überraschend weich, und bald konnte er den Ritz weiten. Er hatte recht gehabt. Es war eine Art Plattierung, vielleicht sogar eine Hülle. Er schob das Essstäbchen weiter in die Öffnung, trennte die oberste Metallschicht vom unteren Quadrat. Er stellte fest, dass er sich um alle vier Ecken des Quadrats herumarbeiten konnte, bis er nur die wenigen Stellen zu lösen hatte, wo die beiden Me talle noch miteinander verbunden waren.
    »Was, zum Teufel?«, fragte Nate.
    »Du sollst dich im Raum um- und nicht auf das schauen, was ich mache«, fauchte Quinn.
    Er legte das Armband auf den Tisch und sah zu, dass das Quadrat, an dem er arbeitete, flach auflag. Er holte tief Atem und ließ ihn wieder halb entweichen. Seine Hände waren ganz ruhig; mit einer hielt er das Armband fest, in der anderen hielt er das Essstäbchen, das er dazu benutzte, den Deckel von dem Quadrat abzuheben. Mit einem leichten Druck löste er ihn und flippte ihn auf den Tisch.
    Wie er vermutet hatte, war das Quadrat nicht massiv. Es war eine Art Etui. Es enthielt etwas, das wie ein Stück Glas aussah, eingebettet in eine klare, gummiartige Substanz. Quinns erste Vermutung war, dass die Substanz das Glas schützen sollte, nur schien das nicht richtig funktioniert zu haben. Das Glas war noch unversehrt, aber gesprungen.

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