Der Profi - The Cleaner
Passagiere einreihten.
»Sie werden nichts fragen«, sagte er. »Und wenn sie’s doch tun - wir sind geschäftlich hier, auf der Suche nach neuen Investment-Möglichkeiten. Reden werde ich. Du schaust nur ernst drein. Sachlich.«
Das Gebäude des Terminals erinnerte Quinn an ein großes Lagerhaus. Es war alt und schmuddelig, höhlenartig, mit Schimmel an den Wänden. Da gab es nichts vom Hochglanz oder den Annehmlichkeiten westlicher Flughäfen.
Drinnen kamen sie zuerst zur Passkontrolle. Obwohl es mehrere Schalter gab, waren nur zwei geöffnet, und die Schlangen waren lang. Um sicher zu sein, wählte Quinn den, hinter dem der gelangweilter aussehende Beamte saß. Als sie näher kamen, schob er zwanzig U. S. Dollar - eine für Vietnam ansehnliche Summe - neben dem Visum in seinen Pass.
Er blickte über die Schulter zu Nate zurück. »Wir können nur einzeln hingehen«, sagte er. »Versuch nicht zu sprechen. Sag nicht einmal Hallo. Wenn es ein Problem gibt, wink mir, damit ich zurückkomme. Ich kümmere mich darum.«
»Okay«, sagte Nate, doch seine Stimme klang weniger zuversichtlich, als Quinn lieb gewesen wäre.
Die Frau vor ihnen war abgefertigt, und Quinn trat an den Schreibtisch. Er legte seinen Pass auf die Schreibtischplatte, wobei er das Cover festhielt, bis der Beamte ihm das Dokument abnahm. Er schlug den Pass auf, blickte zu Quinn hinauf und ließ dann den Zwanzig-Dollar-Schein schnell in seiner Tasche verschwinden. Dann nahm er einen Gummistempel, tauchte ihn in ein Stempelkissen und stempelte eine Seite in Quinns Pass ab. Als er fertig war, legte er den Pass wortlos auf den Schreibtisch zurück. Quinn nickte höflich, als er ihn entgegennahm, und ging weiter.
Etwa fünf bis sechs Meter entfernt blieb er stehen und tat so, als suche er etwas in seinen Taschen. Er sah zu, wie Nate seinen Pass dem Beamten übergab. Der Mann schien sich viel länger damit zu beschäftigen als mit Quinns Ausweis.
Mit einer Spur von Nervosität im Blick sah Nate seinen Mentor an. Aber im nächsten Augenblick stempelte der Beamte den Pass und legte ihn auf den Schreibtisch zurück.
Als Nächstes kam der Zoll, doch dort ging es sogar noch leichter. Nate ging zuerst, und es dauerte nicht einmal eine volle Minute, dann war seine Tasche durchsucht. Bei Quinn ging es genauso schnell.
Die Luftfeuchtigkeit eines vietnamesischen Vormittags war sogar im Januar erdrückend. Schweißtropfen bedeckten Quinns Stirn, seit er das Flugzeug verlassen hatte, und jetzt klebte ihm das Hemd am Rücken.
Direkt vor dem Vorderausgang des Terminals war ein hüfthoher Zaun, der parallel zu den Flachglasfenstern des Gebäudes verlief und so einen etwa drei Meter breiten Gehsteig bildete. Nicht der typische Ausgang eines Flughafens, aber man sah sofort, warum er notwendig war. Auf der anderen Seite des Zauns standen in Fünfer- und Sechserreihen Hunderte von Menschen. Sie stießen und schoben einander, versuchten weiter nach vorn zu kommen. Sie riefen jedem Passagier, der aus dem Terminal kam, etwas zu, boten Sodas und Wasser, Früchte und Taxifahr ten an.
Am Ende des Zauns öffnete sich der Gehsteig zu einem Parkplatz. Es waren noch immer viele Leute da, aber nicht annähernd so viele wie bei dem Spießrutenlauf, den Quinn und Nate hinter sich hatten. Ein Junge kam auf sie zu - dunkles Haar, breites Lächeln, die Kleidung sauber, aber abgetragen.
»Gepäck, ich helfen«, sagte der Junge auf Englisch mit starkem Akzent und zeigte auf Quinns Koffer.
»Es ist okay«, antwortete Quinn. »Ich trage ihn.«
Aber der Junge ignorierte ihn entweder oder verstand ihn nicht. Er griff nach dem Koffer. Quinn zog ihn aus der Reichweite des Jungen. »Ich habe Nein gesagt.«
Durch Quinns Ton keineswegs eingeschüchtert, änderte der Junge seine Taktik und wandte seine Aufmerksamkeit Quinns Reisegefährten zu. Bevor Nate merkte, was vorging, hatte der Junge den Henkel seiner Reisetasche fest im Griff.
»Hey«, sagte Nate und versuchte, ihm die Tasche zu entrei ßen.
»Ich helfen«, sagte der Junge. »Ich helfen.«
»Ich brauche deine Hilfe nicht.«
»Mister. Kein Problem. Ich helfen.«
Nate zog wieder an seiner Tasche. »Komm schon. Lass los!«
Aber der Junge hielt die Tasche fest. Quinn beobachtete das Gezerre noch einen Moment, dann griff er in die Tasche und holte einen Dollarschein heraus.
»Junge«, sagte Quinn.
Beide, Nate und der Junge, schauten hinüber. Quinn hielt den Dollar in die Höhe. Die Augen des Jungen leuchteten auf. Er
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