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Der Profi - The Cleaner

Titel: Der Profi - The Cleaner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett Battles
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selbst beschädigt ist, könnte man sie vielleicht nicht fixieren.«
    »Also hast du jemanden?«
    Sie antwortete nicht sofort, starrte stattdessen auf die Scheibe. »Ich habe jemanden. Müsste es aber wegschicken. Sie sind nicht hier.«
    »Es bringt uns auch nicht weiter, wenn ich es in der Tasche herumtrage«, sagte Quinn.
    Orlando schlang das Gummiband um das Quadrat, steckte das Armband in den Beutel zurück und umwickelte ihn ebenfalls mit dem Gummiband. »Ich schicke es gleich morgen Früh los.«
    »Danke. Frag auch, ob sie vielleicht die Inschrift entziffern können.«
    Orlando antwortete nicht, doch der Blick, den sie ihm zuwarf, besagte: Hältst du mich für eine Idiotin? Natürlich lasse ich sie nachprüfen.
    Quinn überkam plötzlich das unwiderstehliche Verlangen zu gähnen. Er versuchte es zu unterdrücken, doch es gelang ihm nicht. Es war erst kurz nach halb acht Uhr abends, aber sein Körper ließ ihn nicht länger wach bleiben. Ein zweites Gähnen stieg in ihm auf, als er weiter hinten in der Wohnung ein Geräusch hörte. »Was war das?«, fragte er und fuhr alarmiert in die Höhe.
    Orlando wandte sich ab und rief: »Trinh?«
    Kurz darauf erschien eine junge Vietnamesin in der Tür, die in die übrige Wohnung führte. Orlando sagte etwas auf Vietnamesisch zu ihr, das Mädchen antwortete und verschwand wieder dahin, woher es gekommen war.
    »Haushälterin?«, fragte Quinn.
    »Etwas Ähnliches.« Orlando stand auf, schaute einen Augenblick auf Quinn hinunter, überlegte offenbar etwas. »Komm mit«, sagte sie schließlich.
    Sie ging mit ihm den Flur entlang und blieb ungefähr in der Mitte vor einer Tür stehen. Sie war halb geschlossen, und sie öffnete sie weit. Im Zimmer war es düster. Trinh war da, saß auf einem Stuhl und flickte ein Hemd. Sie blickte auf, verbeugte sich leicht, als Orlando und Quinn eintraten, und kehrte an ihre Arbeit zurück.
    Quinns Augen brauchten ein wenig länger, um sich an das Dämmerlicht zu gewöhnen. Als sie sich gewöhnt hatten, bemerkte er etwas, das ihm sofort hätte auffallen müssen. Zur Linken des Mädchens schlief in einem kleinen, niedrigen Bett ein Kind.
    Orlando ging zu dem Bett hinüber, kniete nieder und küsste das Kind auf die Stirn. Dann stand sie auf und führte Quinn zurück in den Flur.
    »Was macht er denn hier?«, fragte Quinn.
    »Er ist mein Sohn«, sagte Orlando.
    »Das weiß ich doch. Aber ich dachte, er ist bei deiner Tante in San Francisco.«
    »Meine Tante ist inzwischen zu alt, um sich um ihn zu kümmern. Auch ist sie schon kränklich.«
    »Und ist es sicher genug? Ihn hier bei dir zu haben?«
    Sie schwieg einen Augenblick. Sagte dann: »Er ist alles, was ich noch habe.«

11
     
    Quinn wachte vor Sonnenaufgang auf. Er streckte die Hand aus und tastete auf dem Nachtschränkchen herum, bis er seine Uhr fand. Halb fünf Uhr morgens.
    Seufzend drehte er sich auf den Rücken. Nachdem er ein paar Minuten in die Dunkelheit gestarrt hatte, schloss er wieder die Augen und hoffte, noch ein wenig schlafen zu können. Aber sein Körper spielte nicht mit. Sein Tag hatte begonnen, ob es ihm passte oder nicht.
    Er griff zum Nachtschränkchen hinüber, knipste die Lampe an und stieg aus dem Bett. Der Boden war kühl, aber nicht unangenehm kalt. Auf dem Toilettentisch, dem Fußende des Bettes gegenüber, stand ein Fernseher. Er nahm die Fernbedienung vom Nachtschränkchen, wo sie neben der Lampe lag, und schaltete den Fernseher ein. Auf CNN International liefen Konjunkturberichte. Obwohl es in Vietnam Dienstagmorgen war, hatte in der New Yorker Börse die Glocke eben den Geschäftsschluss am Montagnachmittag eingeläutet. Ein Finanzreporter leierte eine Reihe von Zahlen herunter, aber Quinn achtete nicht darauf. Er spekulierte nicht an der Börse. Zu riskant.
    Er holte seinen Computer heraus, dann seinen Textpager und den Flash Memory Stick aus der Reisetasche, die auf dem Fußboden lag. Der Stick hing an einem sonst leeren Schlüsselring. Die Schlüssel, die er jeden Tag benutzte, lagen in seinem BMW in L. A., versteckt in einem Geheimfach, das nur wenige jemals finden würden.
    Er setzte sich an den Tisch neben dem Bett, öffnete den Computer, schaltete ihn ein und fuhr ihn hoch.
    Am Abend vorher hatte er, bevor er einschlief, zwanzig Minuten lang in Chang-rea Lees Native Speaker gelesen. Während er las, hatte das Licht in seinem Zimmer dreimal geflackert. Das hatte ihn gegen das elektrische System des Hotels misstrauisch gemacht, und er hatte beschlossen,

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