Der Profi - The Cleaner
wahrscheinlich vor. Vielleicht warf Duke nur seine Angel aus und benutzte Peters Namen als Köder. Wenn das der Fall war, war Duke dümmer, als Quinn gedacht hatte.
Quinn griff zum Telefon und wählte Peters Nummer. Er ließ es zehnmal läuten, ehe er auf »Ende« drückte. Die Tatsache, dass sich niemand meldete, war angesichts der jüngsten Ereignisse vielleicht nicht unerwartet, aber auf jeden Fall ungewöhnlich. Im Geist leuchtete eine grelle Neonschrift auf: Warnung! Sei vorsichtig!
Er kehrte zu Dukes E-Mail zurück und überprüfte die Route, um zu sehen, an welche Adresse sie ursprünglich gegangen war. Auch hier nichts Ungewöhnliches. Sie war an eine anonyme ID bei Microsoft gerichtet, die Quinn schon seit Jahren hatte. Er behielt sie als Überbrückung, für den Fall, dass einer seiner alten Klienten mit ihm Verbindung aufnehmen wollte. Alte Klienten wie Duke.
Nachdenklich klickte Quinn mit der Zunge gegen den Gaumen. Er konnte entweder warten, bis er Peter erreichte, oder er konnte versuchen, Duke weitere Informationen zu entlocken. Mit aller Vorsicht, natürlich.
Er drückte auf die Antwort-Taste.
Interessiert. Brauche Einzelheiten. X.
Quinn instruierte Duke noch, wo er sicher sensitive Informationen hinterlegen konnte, und drückte dann auf die Senden-Taste. Sein Computer würde seine Antwort automatisch umleiten, so dass Duke sie von derselben Adresse erhielt, an die er seine Nachricht geschickt hatte.
Draußen hellte die aufgehende Sonne den Himmel allmählich auf. Die Luftfeuchtigkeit wurde langsam unerträglich, und Quinn hatte am ganzen Körper ein klebriges Gefühl. Bis er Orlando anrufen konnte, blieb ihm noch ein gute Stunde. Ausreichend Zeit, um zu duschen.
Jahrelang waren Quinns und Orlandos Leben parallel gelaufen. Obwohl er vier Jahre älter war, hatten sie ungefähr um dieselbe Zeit in der Branche angefangen, Quinn als Saubermann-Lehrling bei Durrie und Orlando als Recherche-Spezialistin bei Abraham Delger, Durries ehemaligem Freund und ehemaligem Partner.
Quinn hatte bei der Polizei angefangen, in Phoenix, Arizona. Er war bei der Untersuchung eines Mordfalls zum Ordnungsdienst eingeteilt worden, aber wie immer ließ er sich von seiner Neugier mitreißen. Er recherchierte ein bisschen in seiner Freizeit und stolperte schließlich über eine Information, die besser begraben geblieben wäre.
Er verfolgte die Spur des Mörders zurück in ein Hotel in Mesa und fand auf den Sicherheitsbändern des Hotels ein Bild des Mannes. Tagelang durchforschte er Gästebücher und Verbrecher-Datenbanken und versuchte dem Gesicht einen Namen zuzuordnen. Als er es schließlich schaffte, ging er mit der Information zum Einsatzleiter, einem Detective. Das brachte ihm einen schnellen Abstecher ins Büro des Chefs ein, wo man ihm sagte, er habe außerhalb seines Zuständigkeitsbereichs gearbeitet. Dass man ihn, sollte es noch einmal passieren, zum Parkplatzwächter degradieren würde. Das war an einem Dienstag.
Am Mittwoch wurde er wieder »zur Audienz befohlen«, wo man ihm ohne Umschweife mitteilte, seine Dienste würden nicht mehr benötigt. Sogar sein Gewerkschaftsvertreter war anwesend und nickte zustimmend zu allem, was der Chief sagte.
»Sie wollten dich töten«, sagte Durrie Monate später zu ihm. »Das ist dir doch klar? Die Dienststelle hat dich gefeuert und dann jemandem den Auftrag gegeben, dich zu erledigen.«
»Stimmt«, sagte Quinn und dachte, sein Mentor wolle ihm nur Angst einjagen. Er war damals noch neu in der Branche und zu naiv für die Welt, in die er hineingeraten war.
»Glaub mir oder nicht, Johnny. Das liegt ganz bei dir. Aber du hast zu schnell zu viel herausgefunden. Du warst ein Problem, das wegmusste. So wird das hier gemacht.« Durrie hielt inne. Dann: »Erinnerst du dich an dieses Job-Interview in Houston? Das Gespräch, zu dem sie dich ausfliegen wollten?«
Quinn nickte mit gerunzelter Stirn.
»Wie«, fuhr Durrie fort, »wenn ich dir sagen würde, dass es gar keinen Job gab?«
»Was?«
»Ich sag’s dir nur. Hätte ich mich damals nicht für dich interessiert, wärst du jetzt tot. Aber wenn du eben zu deinem eigenen Schaden nicht zu schlau gewesen wärst, hätte ich mich nicht für dich interessiert.«
Quinn würde nie vergessen, wie sehr Durries Erklärung ihn damals ernüchtert hatte. Von diesem Punkt an waren die Dinge für ihn realer geworden.
Orlando hingegen hatte man aus einer Computer-Berufsschule in San Diego geholt. Ein Hacker, der ständig
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