Der Profi - The Cleaner
angerufen.
»Halt, halt!«, sagte er ins Telefon. »Ich bitte dich ja nicht, mitzukommen. Ich will nicht, dass du mitkommst. Ich wollte nur, dass noch jemand weiß, was vorgeht.«
»Manchmal bist du ein richtiges Arschloch, Quinn.«
»Was, zum Teufel, soll denn das heißen?«
»Du kannst das nicht allein machen«, sagte sie.
»Ohne Scherz?« Er war jetzt ebenso verärgert wie sie. »Ich habe Nate. Ich brauche nur noch eine Person.«
»O ja. Einen Techniker.«
»Also such ich mir einen Techniker. Die gibt es wie Sand am Meer.«
In der Leitung blieb es einen Moment still.
»Ich gehe nur, weil Peter niemand sonst hat«, sagte Quinn.
»Richtig.«
»Was heißt das?«
»Es heißt, dass das vielleicht der Grund ist«, sagte sie. Er war nicht bereit zuzugeben, wie recht sie hatte, also wech selte er das Thema. »Hast du etwas Neues für mich?«
»Noch nicht.«
»Dann treffen wir uns doch später am Abend.«
»Ich werde erst am Morgen etwas für dich haben.«
»Okay, dann treffen wir uns zum Frühstück«, sagte er. »Bei dir? Um halb acht?«
»Neun wäre mir lieber.«
»Nate und ich müssen morgen irgendwann fliegen. Also wäre mir früher lieber.«
»Okay, gut«, gab sie nach, war aber offensichtlich nicht glücklich darüber. Quinn wollte sich schon verabschieden, als Orlando hinzufügte: »Ich höre mich auch um, wer verfügbar ist.«
»Das musst du nicht«, sagte er.
»Ja, ich weiß.«
Als Nate sich meldete, trug Quinn ihm auf, ein paar Dinge zu besorgen, die sie auf der nächsten Etappe ihrer Reise brauchen würden. Dann setzte er sich mit zwei zielstrebigen Gedanken im Kopf an den Computer. Erstens hoffte er,jemand zu finden, der ihm in Berlin helfen würde, und zweitens wollte er sehen, ob er etwas entdeckte, das ihm half herauszufinden, wer seinen Tod wollte. Leider hatte er bei beidem kein Glück.
Als er endlich aufgab, war über Saigon die Nacht hereingebrochen. Die Beine taten ihm weh, und die Augen waren vom langen Starren auf den Monitor überanstrengt. Kein Wunder, dass er das Bedürfnis hatte, aus dem Zimmer hinauszumüssen, um einen klaren Kopf zu bekommen.
Er rief Nate an, um ihn zu fragen, ob er mit ihm etwas trinken gehen wollte, doch er blieb ohne Antwort. Wahrscheinlich mit seiner neuen Freundin auf Zeit unterwegs, dachte Quinn.
Wenn Orlando ihn nicht daran gehindert hätte, wäre er wahrscheinlich rigoroser gegen Nate vorgegangen. Egal, aber sie würden sich demnächst einmal ernsthaft über Beziehungen unterhalten müssen, sobald das alles hier vorbei war.
Im Augenblick sah es jedoch so aus, als sei er allein, also ging er los. Vor dem Hotel rief er ein Taxi, musste aber zwei weitere anhalten, bevor er einen Fahrer fand, der Englisch sprach. »Wohin, Mister?«, fragte der Fahrer, als Quinn einstieg.
»In eine Bar.«
»Sie wollen Mädchen? Ich kennen Platz.«
»Nein. Ich möchte mich nur entspannen.«
»Okay, okay. Kein Problem.«
Das erste Lokal, zu dem der Fahrer ihn brachte, sah von außen wie eine Spelunke aus, so dass Quinn nicht einmal ausstieg. Der nächste Laden war nicht viel besser. Quinn wollte aber nicht die ganze Nacht im Fond eines Taxis vergeuden.
Der Fahrer musste Quinns Zögern gespürt haben. »Nein, nein, nicht hier«, sagte er. »Ich kenne Besseres. Nahe bei Hotel. Wird gefallen.«
Sie fuhren fünfzehn Minuten, hielten dann vor einem anderen Gebäude. Es lag in einer dunklen Straße, nur ein paar Blocks vom Saigon River entfernt. Ein Dutzend Leute stand draußen, drängte sich vor dem Eingang. Ein Mix aus Vietnamesen und Ausländern. Alle gut angezogen.
»Apocalypse Now« , sagte der Fahrer. »Sehr beliebt.«
Als Quinn ausstieg, fuhren zwei weitere Taxis vor. Aus dem ersten stieg ein junges vietnamesisches Paar. Aus dem zweiten drei ausgelassene Weiße. Ihrem Akzent nach waren es Australier. Wenigstens in einer Sache schien der Taxifahrer recht zu haben. Das Apocalypse Now war ein sehr beliebtes Lokal.
Der Türsteher am Eingang ließ Quinn wortlos passieren. Ein Ausländer bedeutete Geld.
Drinnen war es rappelvoll, siebzig Prozent Vietnamesen, der Rest ein Mix aus anderen Nationalitäten, aber hauptsächlich kaukasische Männer. Von irgendwoher plärrte Musik, einen Song der Gorillaz, schon ein paar Jahre alt, »Clint Eastwood«. Es gab Tische und eine freie Fläche zum Tanzen. Quinn begann sich durch die Menge zur Bar zu drängen.
Auf halbem Weg legte ihm jemand die Hand auf die Schulter. Quinn drehte sich um.
»Sprechen Sie Englisch?« Es
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