Der Profi - The Cleaner
Instinkt wollte ihn verleiten, in die Behälter und die Schränke zu schauen, um festzustellen, was sie enthielten. Es konnten wertvolle Informationen sein. Doch er hielt sich zurück. Im Augenblick war es wichtiger, am Leben und frei zu sein.
Er setzte seine Suche fort. Zuerst sah es so aus, als gebe es keinen anderen Ausgang. Erst auf den zweiten Blick entdeckte er in der Wand zu seiner Linken eine Tür. Sie war genauso beigefarben gestrichen wie der restliche Raum und hatte ein Schnappschloss, das bündig mit der Oberfläche abschloss und fast unsichtbar war. Er ging zu der Tür hinüber. Es gab keinen Schließmechanismus, also zog er sie auf und ging durch.
Wieder ein dunkler Raum, dieser aber spürbar kälter als der, aus dem er eben gekommen war. Er schloss die Tür hinter sich und sah sich um. In der hinteren Ecke sah er eine hauchdünne Spur von Licht.
Quinn lächelte. Es war ein Fenster.
Er begann darauf zuzugehen und schwenkte dabei die Taschenlampe von links nach rechts. Lange Arbeitstische standen kreuz und quer durcheinander. Zu seiner Rechten war etwas, das ein großer Kühlschrank zu sein schien. Von ihm ging das neue summende Geräusch aus. Quinn blieb stehen, um ihn genauer anzusehen. Es war einer jener Kühlschränke, die man als begehbar bezeichnete. Er hätte besser in den Keller eines Fleischerladens gepasst als in ein stillgelegtes Wasserwerk.
Quinn wusste, er musste aus dem Gebäude hinaus, konnte aber nicht anders: Er musste einen Blick hineinwerfen. Diesmal siegte sein Verlangen zu forschen über sein Verlangen zu fliehen.
Er packte den Griff an der Tür und zog. Zuerst ging sie nicht auf. Dann entdeckte er einen stählernen Kontaktstift, der verhinderte, dass das Schnappschloss nachgab. Er zog den Stift heraus, und die Tür ging ganz leicht auf.
Eisige Luft überflutete ihn. Das Ding war nicht nur auf kalt eingestellt, sondern auf verdammt kalt. Eisig kalt.
Quinn stand in der Tür und ließ den Strahl der Taschenlampe durch das Innere des Kühlschranks wandern. Er schätzte, dass er etwas über zweieinhalb Meter tief und knapp zwei Meter breit war. An den Wänden waren auf jeder Seite massive Regale mit jeweils vier breiten Metallborden. Alle leer. Aber auch so war der Platz sehr eng.
Er begann die Tür zu schließen, als er aus dem anderen Teil des Kellers Geräusche hörte. Er blickte zu der Verbindungstür zwischen den beiden Räumen und erwartete fast, dass sie gleich auffliegen und eine Flut von Bewaffneten hereinstürmen würde. Aber sie blieb geschlossen.
Er machte die Kühlschranktür zu und steckte den Stift zurück, wohin er gehörte, damit nichts verdächtig aussah. Von da, wo er stand, sah er das Fenster in der hinteren Ecke des Raums. Es war hoch in der Wand angebracht, knapp über der ebenen Erde draußen.
Die Freiheit der deutschen Nacht winkte ihm. Er drehte sich um und blickte zurück auf die Tür, die ihn von den Leuten im anderen Raum trennte. Er konnte es nicht darauf ankommen lassen.
Verdammt!, dachte er. Jetzt habe ich aber langsam die Schnauze voll.
Quinn quetschte sich in den Raum zwischen Decke und Kühlschrank und rutschte so weit nach hinten an die Wand wie möglich. In der Rechten hielt er die SIG Sauer, die Orlando ihm besorgt hatte. Ans Ende des Laufs war ein Schalldämpfer angeschraubt. Die Waffe zu benutzen war das Letzte, was er wollte, aber wenn sie ihn fanden, würde er es ihnen nicht leicht machen.
Etwa eine halbe Minute später wurde die Tür zum äußeren Raum geöffnet, gefolgt vom Lärm mehrerer eintretender Personen. Die Strahlen von Taschenlampen flitzten von Wand zu Wand, beleuchteten jeden Zentimeter des Raums. Jeden Zentimeter, bis auf den Platz, an dem Quinn versteckt war.
Quinn zählte Schritte. Vier Mann. Dann hörten die Geräusche auf, niemand mehr bewegte sich.
»Seht ihr?« Das war Matz, derjenige, der als Erster auf der Suche nach Quinn in die Kugel gekommen war. »Ich hab’s euch gesagt. Hier runter ist er nicht gekommen.«
»Wo ist er dann?«, fragte ein zweiter Mann. Es war die Stimme aus dem Funkgerät, jetzt in persona . Matz hatte ihn »Eins« genannt, aber jetzt, da Quinn die Stimme ohne Statik hörte, kam sie ihm sehr bekannt vor.
»Vielleicht ist er an den oberen Wachen vorbeigekommen«, meinte Matz. »Hat es nach draußen geschafft, ohne gesehen zu werden.«
»Hältst du das für möglich?«, fragte Eins.
»Keine Ahnung. Aber hier unten ist er offensichtlich nicht. Die Kellertür war verschlossen. Wenn er
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