Der Profi - The Cleaner
nicht flüchten konnte, muss er noch oben irgendwo sein. Du hast gesagt, er ist gut.«
»Deshalb habe ich um Profis gebeten, und Duke schickt mir Schwachköpfe.«
Quinn presste die Lippen zusammen. Wieder Duke.
Stille. »Was ist da drin?«, fragte Eins.
»Die Kühlanlage?«
»Ja.«
Ihre Schritte näherten sich dem Kühlschrank und blieben in der Nähe der Tür stehen. »Ein Metallstift dient als Schloss. Er ist noch an Ort und Stelle. Wenn er drin war, hätte er ihn nicht wieder anbringen können.«
Eins sagte schließlich: »Gehen wir.«
Quinn horchte, wie die Männer den Raum verließen. Er hörte, wie die Tür geschlossen wurde, aber er bewegte sich nicht. Etwas war ganz und gar nicht so, wie es sein sollte.
Endlich, nach mehreren Minuten, hörte er das Schlurfen von Schritten. Dann wurde eine Tür geöffnet, und der Mann, der zurückgeblieben war und gewartet hatte, zog ab.
Quinn lag noch einen Moment still, in seinem Kopf schwirrte es.
Der Mann, der als Letzter zurückgeblieben war. Die Stimme aus dem Funkgerät. Die Person, die Matz »Eins« genannt hatte. Der Mann, vor dem Piper ihn gewarnt hatte.
Der Mann, den er zuletzt in Toronto gesehen hatte.
Borko.
21
Es war kurz vor ein Uhr morgens, als Quinn endlich das Gebäude verließ. Borko hatte Wachen zurückgelassen, aber wie der Serbe selbst gesagt hatte, waren Dukes Männer Schwachköpfe. Quinn hatte kaum Schwierigkeiten, durch ihre Überwachung durchzuschlüpfen.
Er erreichte den letzte Zug, die U7, die vom Rathaus Neukölln nach Norden fuhr. Es war nur noch eine Handvoll anderer Passagiere an Bord. Während der Fahrt überschlugen sich eine Zeit lang seine Gedanken. Er wusste, er musste zum Not-Treffpunkt, aber es fiel ihm schwer, alles zu verarbeiten, was sich eben ereignet hatte.
Borko hatte ihn übertrumpft, das ließ sich nicht leugnen. Quinn hatte sich in dem Glauben gewiegt, dass er die Oberhand hatte. Aber von Anfang an war es Borko, der das Heft in der Hand hatte. Und obwohl Quinn davongekommen war, hatte sich daran nichts geändert.
Der Serbe war kein Idiot. Wenn sie Orlando und Nate geschnappt hatten,würden sie sie noch nicht getötet haben. Borko würde wissen, dass die beiden, solange sie noch atmeten, eine Absicherung waren, falls er Probleme mit Quinn bekam.
Quinn stieg an der Bismarckstraße aus. Aus dem U-Bahnschacht aufgetaucht, rief er ein Taxi und ließ sich zum Ku’damm bringen. Als er im Fond Platz genommen hatte, holte er ein kleines Quadrat aus purpurfarbenem Papier aus dem Rucksack. Es war ein Sticker, einer von einem Dutzend, das er dabeihatte. Orlando und Nate hatten die gleichen, nur waren Orlandos Sticker grau und Nates schwarz. Dunkle Farben waren gewählt worden, weil sie weniger Aufmerksamkeit auf sich zogen und leicht unbemerkt bleiben konnten.
Quinn ließ sich vom Taxifahrer zwei Blocks von der Ruine der Gedächtniskirche absetzen. Tagsüber war sie das beliebteste Ziel der Touristen. Als eines der wenigen noch vorhandenen ausgebombten Gebäuden aus dem Zweiten Weltkrieg diente sie der Erinnerung an das, was geschehen war und nie wieder geschehen durfte. Aber zu der späten Stunde, zu der Quinn unterwegs war, war sie verlassen.
Im Innern des Monuments gab es südwestlich eine kleine Einkaufsstraße. Eine Freitreppe führte von der Straße zur unteren Ebene der Einkaufsstraße. Als er sich davon überzeugt hatte, dass niemand ihn beobachtete, stieg er die Treppe hinunter.
Falls das überhaupt noch möglich war, wurde die Luft immer kälter, je tiefer er kam. Hier war es schlimmer als in Colorado, stellte er fest. Mehr wie die Nächte mitten im Winter seiner Kindheit, nahe der kanadischen Grenze.
Auf halber Treppe steckte er seinen purpurnen Sticker auf der rechten Seite ans Geländer. Er hatte gehofft, Quadrate von Orlando oder Nate vorzufinden, aber er war der Erste. Er versuchte nicht daran zu denken, was das bedeuten könnte. Am Morgen würde er wiederkommen, um nachzusehen. Bis dahin würden ihre Abzeichen da sein.
Inzwischen brauchte er einen Schlafplatz. Ins Dorint oder ins Vier Jahreszeiten zurückzugehen kam nicht in Frage. Was das anbelangte, war es vermutlich eine gute Idee, alle Hotels zu meiden.
Blieb ihm nur eine Wahl.
Widerstrebend ging er die Treppe wieder hinauf und rief ein anderes Taxi.
»Pilsner, bitte«, sagte Quinn und nahm einen freien Hocker am Ende der Bar vom Goldenen Krug ein.
Der Barkeeper war ein kleiner, dünner Mann mit einem kräftigen Schnurrbart und den
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