Der Profi - The Cleaner
Willenskraft, sich nicht umzudrehen und zu sehen, ob sie ihm folgte. Aber das Zugsystem in Berlin war mit Kameras bespickt, und wenn es auch höchst unwahrscheinlich war, dass Borko die Möglichkeit hatte, in alle Einsicht zu bekommen, war es sicherer anzunehmen, dass er sie hatte. Er durfte auf keinen Fall erfahren, dass Quinn und Orlando einander gefunden hatten.
Sobald er im Freien war, tauchte er in die wimmelnde Morgenmenge ein. Im nächsten Moment schon war sie neben ihm.
»Nate?«, fragte sie, die Stimme durch den Schal gedämpft, den sie vor den Mund geschlungen hatte.
»Kein Lebenszeichen bisher«, antwortete Quinn. »Bist du okay?«
»Ein paar Kratzer. Nichts Ernstes.«
Sie gingen an einer Mutter vorbei, die ihr Baby in einem Sportwagen schob, dann an einem älteren Paar, das mehrere Plastiktüten schleppte.
»Warum hast du so lang gebraucht, um dich zu melden?«, fragte Quinn.
»Weiß nicht, ob es dir aufgefallen ist, aber ich sehe nicht gerade so aus wie die anderen Leute hier«, erwiderte sie. »In der Nacht, in der wir aufgeflogen sind, konnte ich nicht hin. Zu der Treppe, meine ich. Dann habe ich einen sicheren Platz gefunden und bin dort geblieben. Auf keinen Fall wollte ich mein Gesicht bei Tag sehen lassen, deshalb ging’s gestern nicht. Nicht bevor es dunkel war. Und da habe ich entdeckt, dass du noch lebst.«
»Jetzt ist aber Tag.«
»Na ja, ich bin nicht gerade glücklich, hier draußen zu sein. Komm mit«, setzte sie hinzu. »Ich habe für uns ein Zimmer im Mandola Suites genommen.«
»Was?« Quinn blieb stehen und sah sie zum ersten Mal direkt an. »In den Hotels wird sich Borko zuallererst umsehen.«
»Wir müssen irgendwo bleiben, oder?«, fragte sie.
»Wie, wenn schon einer hinter dir her gewesen wäre, als du eingecheckt hast?«
Sie schüttelte den Kopf. »Keine Chance. Ich habe alles telefonisch erledigt. Habe einen Boten geschickt, der den Schlüssel abgeholt und mir zur Station Friedrichstraße gebracht hat. Er wusste nur, dass ich die Assistentin von irgendjemand bin. Deine, vermute ich.« Sie griff in die Tasche und holte eine elektronische Schlüsselkarte heraus.
Soweit es Hotels betraf, war das Mandola Suites eine ausgezeichnete Wahl, insbesondere in ihrer Situation. Es war vor allem für Dauergäste geplant worden und besaß mehrere private Eingänge, was bedeutete, dass die Gäste nie durch die Lobby gehen mussten. Jedes Zimmer war überdies mit einer Küche ausgestattet. Und am besten daran war, es stand mitten auf dem Potsdamer Platz. Ihr Zimmer war in der vierten Etage mit Blick auf die Leipziger Straße. Unglücklicherweise hatte Orlando nur eine Suite mit einem Schlafzimmer bekommen, so dass Quinn auf der Couch kampieren musste.
Als sie sich aus ihren Wintersachen schälten, bemerkte Quinn einen blauen Fleck hoch auf Orlandos Wange, in Ohrnähe.
»Aschenbecher«, sagte sie, nachdem er darauf gezeigt hatte.
»Bist du drauf oder ist er auf dich gefallen?«
»Der Typ, der ihn warf, hat auf meinen Hinterkopf gezielt, aber ich habe mich im letzten Moment umgedreht.
Quinn sah sie an, wartete auf mehr.
Orlando ließ sich auf die Couch nieder. »Sie müssen irgendwie dein Signal entschlüsselt haben, wussten, wo du bist. Von da müssen sie mich per Funk geortet haben. Sind wahrscheinlich höllisch erschrocken, dass wir Zimmernachbarn waren.«
»Wieso haben sie dich dann nicht erwischt?«, fragte Quinn.
»Als du in der Kugel warst und unser Signal floppte, wusste ich, dass ich nur ein paar Sekunden hatte«, sagte sie. »Ich packte meine Pistole, duckte mich hinter die Couch und lief zur Tür. Ich denke, ihr Timing hat nicht hundertprozentig gepasst. Wahrscheinlich wollten sie unsere Verbindung stören und gleichzeitig hereinstürmen.« Sie zuckte mit den Schultern. »So hätte ich es geplant.«
Quinn nickte zustimmend. Auch er hätte es so geplant.
»Es waren drei«, fuhr sie fort. »Ich erwischte den Ersten, als er hereinkam. Den Zweiten, als er zum Schlafzimmer lief. Es war der Letzte, der mir die meisten Probleme gemacht hat.«
»War das der mit dem Aschenbecher?«
Sie nickte. »Aber er wird so bald nichts mehr werfen. Danach wollte ich nicht warten, ob noch jemand kam, also packte ich, was ich konnte und machte, dass ich hinauskam.« Sie sah nickend zu ihm hin. »Jetzt bist du dran.«
Quinn berichtete ihr von seiner Flucht aus der Kugel, seinem Gespräch mit Duke und von seiner Rückkehr in die Kugel in der vergangenen Nacht.
»Du versuchst also mit
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