Der Profi - The Cleaner
hinter ihnen vorging. Sobald sie im Treppenhaus waren, hielten sie einen Moment inne und horchten. Außer ihnen war noch jemand auf der Treppe, zwei Leute vielleicht. Sie waren mehrere Stockwerke tiefer, aber Quinn wusste nicht, ob sie hinuntergingen oder heraufkamen.
Quinn und Orlando gingen hinauf.
Die Tür zum Dach war drei Stockwerke über ihrem Zimmer. Sie brauchten nur fünfundvierzig Sekunden, um hinaufzugelangen. Wieder blieben sie stehen und lauschten.
Schritte. Vielleicht vier Etagen tiefer, aber sie gingen eindeutig in ihre Richtung.
»Sicherheitsdienst?«, flüsterte Orlando.
»Vielleicht«, antwortete Quinn. Aber sie wussten beide, dass sie das Risiko nicht eingehen würden.
Ein Schild neben der Tür, die aufs Dach führte, warnte, dass ein Alarm losgehen würde, sobald sie geöffnet wurde. Quinn schätzte, dass er nicht schlimmer sein konnte, als der Alarm, der noch immer im Haus heulte. Er stieß die Tür auf, und wie vorhergesagt legte ein zweiter Alarm los. Aber es war nur ein elektronischer Piepton, der über dem Lärm des Feueralarms kaum gehört werden konnte.
Als sie draußen waren, stieß Quinn die Tür hinter ihnen zu und sah sich um. Das Dach war eine große ebene Fläche mit Rauchabzügen und Rohren hier und da.
Rechts war die Leipziger Straße. Quinn lief zum Dachrand und schaute hinunter. Vor dem Hotel standen Feuerwehrwagen. In der Nähe drängten sich ein paar Dutzend Leute eng zusammen, um sich gegenseitig ein bisschen zu wärmen. Einen Augenblick später war Orlando an seiner Seite.
»Wer sind die?«, fragte sie und zeigte auf eine Gruppe von drei abseits stehenden Männern.
Anders als die anderen Gäste waren die drei ganz angezogen, trugen dunkle und warme Kleidung. Zwei schienen das Hotel zu beobachten. Der dritte telefonierte mit einem Handy. Sie konnten von der Feuerwehr oder vom Sicherheitsdienst des Hotels sein. Aber wo waren ihre Uniformen?
»Wer sie auch sind, ich glaube nicht, dass sie nach einem Feuer Ausschau halten«, sagte Quinn. »Komm.«
Er steckte die Waffe in die Jackentasche und ging schnell zum Ostende des Dachs. Unglücklicherweise war das Mandola ein allein stehendes Gebäude und grenzte an kein anderes. Aber in der obersten Etage des Mandola lagen drei Luxussuiten mit offenen Patios, nur drei Meter unter dem Dach. Wenigstens etwas.
»Du zuerst«, sagte Quinn. Wortlos rutschte Orlando über den Dachrand, ließ sich fallen und landete auf einem Patio. Sobald sie aus dem Weg war, stieg Quinn auf den erhöhten Dachrand. Er wollte sich eben hinunterlassen, als eine Stimme rief: »Halt!«
Quinn ließ sich los.
Er landete auf dem Fliesenboden eines Patios und verpasste um ein Haar eine Chaiselongue. Sein Verfolger war nur Sekunden hinter ihm und wusste genau, wo er hinuntergekommen war.
»Er hat mich gesehen«, flüsterte Quinn.
Doch das war nicht nötig. Orlando war schon unterwegs. Schnell kletterte sie über die Trennwand in den Patio der Suite auf Quinns linker Seite.
Quinn war dem zu seiner Rechten näher. Also kletterte er auf die Mauer am Rand des Patios und schwang sich dann auf den nächsten. Er duckte sich, um nicht gesehen zu werden, genau in dem Augenblick, als am Rand des Dachs eine dunkle Gestalt auftauchte.
Quinn beobachtete die Gestalt von seinem Versteck an der Wand, die Patios und Suiten trennte. Der Mann telefonierte.
»Ich weiß nicht«, sagte der Mann auf Deutsch. »Er war eben noch hier. Jetzt seh ich ihn nicht mehr.«
Quinns Verfolger nahm das Telefon vom Ohr, klappte es zu und steckte es in eine Tasche. Er beugte sich über den Dachrand und spähte aufmerksam in den Patio unter ihm. Dabei erhellte ein schwaches Licht von der Straße seine Gesichtszüge. Quinn erkannte ihn beinah sofort. Es war einer der beiden Männer auf der Fotografie, die Orlando aufgenommen hatte, der Fotografie der beiden Männer, die im Dorint den Brief von Duke unter Quinns Tür durchgeschoben hatten.
Oberhalb von Quinn schwang Borkos Mann die Beine über die Dachkante. Er ließ sich auf fast die gleiche Stelle fallen, auf der Quinn gelandet war. Die Trennwand zwischen den Patios verlief diagonal zu der Mauer am Rand des Gebäudes bis hinauf zum Dach. Eine gute Deckung, aber sie verhinderte auch, dass Quinn den Mann sah.
Quinn überzeugte sich, dass sein Schalldämpfer fest auf seiner Waffe saß.
Etwa einen halben Meter entfernt stand eine Liege. Quinn griff hinüber und gab ihr einen Stoß, dann presste er sich fest an die Trennwand, während die
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