Der Profi - The Cleaner
zu Boden, gönnte sich nur noch ein paar wenige Augenblicke, um seine Gedanken zu ordnen. »Borko hat etwas zu mir gesagt«, begann er. »Wahrscheinlich war es nur ein Bluff.«
Sie sah ihn jetzt unverwandt an, die Augen starr. »Was hat er gesagt?«
»Er hat gesagt, wenn wir noch einen Grund mehr brauchten, um uns zurückzuziehen, soll ich dir sagen …« Er hielt inne.
»Was? Was sollst du mir sagen?«
»Ich soll dir sagen, dass du zu Hause anrufen sollst.«
Ihr Blick ging durch ihn hindurch, ihr Gesicht war ausdruckslos. Als sie einen Schritt auf ihn zuging, war ihre Bewegung so plötzlich, dass sie Quinn überrumpelte.
»Gib mir dein Telefon«, sagte sie.
»Wahrscheinlich hat er gelogen.«
Sie streckte die Hand nach seiner Jacke aus, packte eine Tasche. »Gib es mir!«
»Warte«, sagte er und stieß sie zurück. »Da ist es nicht. Ich hole es dir.«
Er nahm den Rucksack ab, stellte ihn auf den Boden und kniete daneben nieder. Aus einer der kleineren Reißverschlusstaschen holte er sein Telefon. Bevor er sich noch bewegen konnte, hatte sie es ihm aus der Hand gerissen.
Nach wenigen Sekunden hatte sie es geöffnet und tippte eine Nummer ein. Fast eine Minute wartete sie, mit dem Telefon am Ohr, dann unterbrach sie die Verbindung und wählte eine andere Nummer. Diesmal meldete sich jemand.
Sie sprach schnell in Vietnamesisch, und obwohl Quinn nicht verstand, was gesagt wurde, erkannte er an der sich ständig steigernden Angst in ihrer Stimme, dass es nichts Gutes sein konnte. Als sie schließlich abbrach, fiel die Hand, in der sie das Telefon hielt, kraftlos hinunter, und sie schloss die Augen.
»Sag, was ist«,drängte Quinn.
Sie versuchte zu sprechen, ihre Lippen bewegten sich, aber kein Ton kam heraus. Ihr ganzer Körper begann zu zittern, und dann endlich strömten ihr Tränen über die Wangen.
»Garrett«, sagte sie endlich, und ihre Stimme war ein zwang haftes Flüstern. »Garrett ist weg.«
Es dauerte eine ganze Weile, aber schließlich bekam Quinn die ganze Geschichte zu hören. Sie hatte mit Mr. Vo, ihrem Assistenten beim Hilfswerk gesprochen. Anscheinend hatte er ein paar Mal versucht, Orlando anzurufen, doch weil sie ihr Telefon bei ihrer Flucht zurückgelassen hatte, hatte er sie nicht erreicht. Trinh, die Nanny, war im Krankenhaus. Mr. Vo hatte gesagt, sie sei bös zusammengeschlagen worden. Gehirnerschütterung, ein gebrochenes Bein, Schnittwunden und Blutergüsse. Niemand wusste genau, was passiert war. Trinh war immer wieder bewusstlos geworden und hatte dann Medikamente bekommen, damit ihr Körper heilen konnte. Was sie sagen konnte, war, dass es mindestens zwei Männer gewesen waren - ein Asiat und ein Kaukasier. Es war in einem Park geschehen, als Garrett dort spielte. Als sie zu sich kam, war sie im Krankenhaus und Garrett verschwunden.
Der einzige Hinweis kam von einer einfachen Geschäftskarte, die sorgfältig an Trinhs Tasche befestigt worden war, als sie blutend im Gras lag. Eine Karte wie die, die man bei den Opfern der Zerschlagung gefunden hatte, mit nur einem einzigen Wort darauf. Anstatt das Wort auszusprechen, hatte Mr. Vo es sorgfältig buchstabiert, damit sie es auch ja richtig verstand. »D-a-h-l«, hatte er gesagt.
Quinn begann der Kopf zu schwirren, als er das zu verarbeiten suchte. Dahl? In Vietnam? Warum? Und war es überhaupt möglich? Der Gedanke war beinahe zu bizarr, um akzeptiert zu werden. Aber die Karte war der Beweis. Genau wie beim Überfall wollte er, dass sie wussten, wer verantwortlich war.
»Wir müssen Borko finden«, sagte Orlando. »Sofort. Wir werden ihn zwingen, uns zu Dahl zu bringen.«
»Wir wissen nicht einmal, ob Dahl in Deutschland ist«, wandte Quinn ein.
»Das ist mir egal. Wir müssen los. Wir müssen Garrett finden.« Sie war jetzt außer sich, ihre Blicke irrten durch den Raum. Ihr Körper schwankte hin und her, sie betastete ihre Arme, Schultern und Gesicht mit den Händen. Aber ihre Füße standen wie festgewurzelt, wie gelähmt von Unentschlossenheit.
Quinn atmete tief ein und hoffte, sie werde das Gleiche tun. Sie musste ruhiger werden und rationaler denken. Er legte ihr eine Hand auf die Schulter, doch sie schüttelte sie ab. »Wir werden ihn finden«, sagte er mit sanfter, unaufgeregter Stimme. »Aber überleg einmal. Es dämmert noch nicht, und wir wissen nicht, wo Borko ist, wissen nicht einmal, wie Dahl aussieht.«
»Wir können nicht nur hier herumsitzen.«
»Doch«, sagte Quinn, »können wir.« Diesmal legte er ihr
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