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Der Profi

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Titel: Der Profi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fernando S. Llobera
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bis zum Tatort. Cruz machte sich währenddessen große Sorgen um Valls’ Gesundheitszustand. Es war kein Wunder, dass sie bei der enormen Anspannung von heftigen Kopfschmerzen gequält wurde. Mit ihrer Behauptung, mich nicht gesehen zu haben, hatte sie ihren Vorgesetzten angelogen. Das war Justizbehinderung. Warum hatte sie das getan? Weil ein einfacher Mafioso (meine Wenigkeit) sie darum gebeten hatte? Oder weil ich einen Korruptionsskandal angekündigt hatte, in dem ein ehrloser Kriminalpolizist die Hauptrolle spielte? Ein Rettungsbeamter leuchtete ihr in die Augen, maß ihren Blutdruck und steckte ihr ein paar Tabletten gegen Migräne zu. Doch was Cruz in diesem Moment wirklich brauchte, war ein weiterer Drink! Kommissar Jarrete sprach nur zwei Minuten mit ihr, dann nahm er die Befunde der Spurensicherung entgegen und redete mit anderen Beamten der UDYCO .
    Mit Valls konnte Cruz im Augenblick nicht reden, er lag auf der Intensivstation in der Klinik 12 de Octubre. Valls hätte gewusst, wie sie jetzt weitermachen sollten. Dafür telefonierte Cruz kurz mit dessen Mutter: Die Ärzte hatten ihn unter ständiger Beobachtung, ihre Prognosen waren eher reserviert.
    Wenige Stunden später hatte man die übrigen vory lokalisiert. Sie wurden der Reihe nach verhört und danach wieder auf freien Fuß gesetzt. Alle schilderten ein und dieselbe Version der Ereignisse, so wie ich sie mir vorher mit größter Sorgfalt ausgedacht hatte, damit die Polizei nicht mehr Informationen bekam als unbedingt notwendig.
    Da Cruz nicht wusste, was sie in diesem Moment als Nächstes unternehmen sollte, kehrte sie erst einmal ins Kommissariat zurück. Dort setzte sie sich, um ihren Bericht fertig zu schreiben, an Valls’ Schreibtisch. Nach etwa einer Minute musste sie sich an der Tischkante festhalten, weil ihr plötzlich furchtbar übel wurde. Kurz darauf ließ Jarrete sie in sein Büro zitieren, wo er sie erneut nach allen Einzelheiten über das Attentat ausfragte. Und er fragte auch wieder nach mir. Ihre Antworten befriedigten den Kommissar zwar nicht, aber im Moment ließ sich nicht mehr aus ihr herausbringen.
    Zum Schluss sagte Jarrete:
    »Hilfskommissarin, ich denke, es ist an der Zeit, dass Sie wieder nach Mallorca zurückkehren! Ihre Arbeit als Verbindungsfrau ist hiermit beendet. Danke für Ihre Hilfe und die geleistete Arbeit! Ich werde Ihrem Vorgesetzten in Palma meine Zufriedenheit aussprechen.«
    Cruz verstummte und fragte dann doch:
    »Sie wollen also, dass ich jetzt gehe?«
    »Genauso ist es, Hilfskommissarin. Ihr Standort ist auf Mallorca. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden …«
    »Und Apolinar Estilo?«
    »Ist von jetzt an unser Problem!«
    »Und Corsini?«
    »Schreiben Sie mir seine Adresse auf. Wir kümmern uns drum … Alles Gute!«
    Cruz verließ Jarretes Büro mit dem Gefühl großer Niedergeschlagenheit. Sie war in den letzten Tagen bis an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit gegangen, um ihren Vorgesetzten (und sich selbst) zu beweisen, dass sie eine fähige Polizistin war. Der Dank dafür waren nun ihre Entlassung und ein lakonisches » Alles Gute « aus Jarretes Mund. Valls lag in der Klinik, die Mafiosi liefen frei durch die Gegend, und ihre beiden Vorgesetzten stritten um den ersten Preis bei den Ermittlungen. Sie hatte die ersten schlüssigen Informationen zu den Mordfällen beschafft, und nun wurde sie einfach so aufs Abstellgleis geschoben.
    In einer halben Stunde hatte Cruz ihren Bericht zu Ende geschrieben. Währenddessen wurde sie von ihrem Chef angerufen, der sie mit derben Worten zur Eile antrieb. »Ich sitze bereits daran …«, hatte sie lustlos geantwortet. »Nein, bislang ist Estilos DNA noch nicht mit den Urinproben aus Granada abgeglichen worden … weil sie den Typen noch gar nicht gefunden haben, allerdings glaubt Interpol, dass er einen festen Wohnsitz in Madrid hat, aber niemand weiß, wo. Wladimir Timofeew ist tot. Ja, ich war vor Ort. In meiner Mail schildere ich Ihnen alles haarklein. Ach, noch was: Jarrete hat angeordnet, dass ich wieder nach Palma zurückkehre!« Da begann ihr Chef zu brüllen: Es gehe nicht, dass Jarrete alle Lorbeeren für sich selbst ernte. Und dann beschloss er kurzerhand, dass Cruz in Madrid bleiben sollte. »Aber der lässt mich nicht«, protestierte Cruz. »Das ist mir schnurzegal. Du bleibst, wo du bist!«
    Als Cruz aufgelegt hatte, seufzte sie: Jetzt konnte sie weder nach Palma zurück, noch durfte sie länger in Madrid bleiben. Etwas später erinnerte

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