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Der Profi

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Titel: Der Profi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fernando S. Llobera
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Vater war der Bürgermeister unseres Dorfes. Leider erinnere ich mich nicht mehr so genau an ihn … ist schon zu lange her. Jedenfalls kam eines Tages ein Mann in unser Dorf, der sich nach meinem Vater erkundigte … Er fragte sich im ganzen Dorf durch, im Gemischtwarenladen, in der Dorfschenke, er erkundigte sich bei Freunden und Bekannten meines Vaters, denen er auf der Straße begegnete. Und als er ihn endlich gefunden hatte, erschoss er meinen Vater. Er gab zwei Schüsse auf ihn ab. Danach brachte er auch meine Mutter um und zwei meiner Cousins. Er war ein Berufskiller, der von jemandem den Auftrag erhalten hatte, gewissen reichen Leuten unseres Landstrichs eine Lektion zu erteilen. Eigentlich hatte der Killer es gar nicht auf meinen Vater abgesehen gehabt, aber er diente ihm, um die anderen auf die Absichten seines Auftraggebers hinzuweisen.«
    Die Erinnerung ist schmerzhaft. Im Fernsehen be klatschte das offenbar gelangweilte Publikum einer Quizshow den Sieg, den ein Grundschullehrer gerade eingefahren hatte.
    »Und was geschah danach?«, wollte Mohammed nach einer Weile wissen.
    »Viele Jahre später fand ich den Killer. Ich hab ihn getötet. Mit zwei Schüssen. Möchtest du, dass ich den Kerl finde, der das hier mit dir angestellt hat?«
    Er zögerte mit seiner Antwort, wobei er langsam den Kopf bewegte.
    »Also. Wo finde ich ihn? Wohin hat er dich gebracht?«
    Mohammed flüsterte mir eine Adresse zu, die ich umgehend in meinem Gedächtnis speicherte.
    Als ich das Stationszimmer verließ, hörte ich, wie der Junge das Geschenkpapier aufriss. Und ich ergänzte meine persönliche Racheliste um einen weiteren Grund, weshalb Apolinar Estilo sterben musste.
    Cruz war ins Hospital 12 de Octubre gekommen, um ihren Kollegen Román Valls zu besuchen. Seine Lungenquetschung hatte zu weiteren Komplikationen geführt, und sein Zustand war immer noch kritisch. »Die Prognose ist ziemlich unsicher …«, hatten die Ärzte mitgeteilt. Cruz nutzte den Moment, als Románs Eltern in der Cafeteria des Krankenhauses etwas zu Abend aßen, um mit ihrem Kollegen zu sprechen. Sie setzte sich dicht neben ihm ans Krankenbett. Valls war blass und redete mit schwacher Stimme.
    »Ich hasse es, hier eingesperrt zu sein …«, klagte er flüsternd.
    »Zuallererst musst du jetzt gesund werden«, erwiderte Cruz.
    »Das musst du gerade sagen.« Valls schluckte, und ihm entfuhr ein leises Jammern. Ein durchsichtiger Schlauch mit zwei Kanülen, die in seine Nasenlöcher mündeten, versorgte ihn unter sanftem Zischen mit Sauerstoff. »Was gibt’s Neues bei euch draußen?«
    »Timofeew und sein Chauffeur waren auf der Stelle tot. Die übrigen vory konnten um ein Haar entkommen. Sie behaupten, nicht die geringste Ahnung zu haben, wer hinter dem Attentat stecken könnte.«
    »Und Corsini?«
    Cruz rutschte nervös auf dem Sessel hin und her.
    »Ich hab mit ihm gesprochen.«
    Valls schloss für einen Moment die Augen.
    »Er hat mir gesteckt, dass in unserer Abteilung ein Verräter sitzt! Ein Kollege von uns, der von der Russenmafia bezahlt wird. Laut Corsini hat er was mit den Morden zu tun …«
    »Ach, du Scheiße«, murmelte Valls.
    »Román, ich habe keine Ahnung, was ich in diesem Moment tun soll, also hab ich Corsini wieder laufen lassen. Ich steck bis zum Hals in Schwierigkeiten. Ich hab die Sache versaut!«
    »Wer ist … dieser Polizist?«
    »Corsini behauptet, dass er seine wahre Identität nicht kennt. Was soll ich machen?«
    Valls lag nachdenklich in seinem Krankenbett. Die Augen hatte er geschlossen. Irgendein Apparat piepste von Zeit zu Zeit gleichgültig.
    »Und Estilete …?«
    Jedes Wort schien Valls anzustrengen.
    »Wir lassen sämtliche Personen beschatten, die mit ihm in Kontakt standen oder irgendwann eine Verbindung mit ihm hatten. Allerdings sind es nur wenige, ein Mithäftling aus dem Knast, der eine oder andere entfernte Bekannte. Ehrlich gesagt habe ich das Gefühl, dass wir damit nicht besonders weit kommen. Außerdem beschatten wir sämtliche vory , die in Madrid leben.«
    »Such …« Valls schnaufte mühsam. » El Cordobés ! Der weiß bestimmt etwas.«
    » El Cordobés ist von der Bildfläche verschwunden. Spurlos. Ich habe im Bahnhof Atocha nach ihm gesucht. Román, ich kenne mich in Madrid einfach viel zu wenig aus. Ich tue, was ich kann. Übrigens hat Jarrete angeordnet, dass ich nach Mallorca zurückkehre, aber mein Chef aus Palma sagt mir, ich soll hierbleiben. Uff … Ich bin kurz davor, mich in einer der

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