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Der Profi

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Titel: Der Profi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fernando S. Llobera
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kurze, schnelle Bewegungen. Ein leichter dumpfer Schlag: Der Dietrich ließ sich problemlos herumdrehen.
    In aller Seelenruhe betrat ich den Hauseingang. Drinnen war es düster. In der Luft lag ein Geruch nach Feuchtigkeit und Rost. Ein schwacher Schimmer drang von der Straße her durch die Fenster des Treppenhauses. Ich ließ das Licht ausgeschaltet. Meine Augen hatten sich schnell an das Halbdunkel gewöhnt, nach und nach lösten sich die Schatten auf und gaben den Blick frei auf das Innere des Gebäudes. Meine Glock fest im Griff, stieg ich leise die Treppe hinauf. Dicht an die Wand gedrückt, sah ich vom ersten Treppenabsatz aus nach oben. Ein Schauer lief mir über den Rücken: Ich hatte es mit einem Killer zu tun, der seine Fähigkeiten wiederholt unter Beweis gestellt hatte. Im dritten Stock machte ich vor der ersten Tür links Halt. Mein Mund fühlte sich trocken an.
    Dann presste ich mit größter Vorsicht mein Ohr an die Tür. Ich hielt die Luft an. Außer dem heftigen Pochen meines Herzmuskels war kein Laut wahrzunehmen. Ich streifte mir ein Paar Latexhandschuhe über. Wieder machte ich Gebrauch von einem meiner Dietriche. Ich führte ihn Millimeter um Millimeter mit der linken Hand ins Türschloss ein. Ich lauschte erneut. Nicht der geringste Laut. Mit der Waffe im Anschlag ließ ich mir von dem kalten Metall des Dietrichs die genaue Anordnung der Stifte im Inneren des Schlosses übermitteln. Es handelte sich um ein Standardschloss. Insgesamt fünf Stifte. Dafür brauchte ich keine zwanzig Sekunden.
    Ich öffnete behutsam und glitt ins Innere der Wohnung. Als ich die Tür wieder hinter mir schloss, lag der Wohnraum in tiefe Finsternis gehüllt. Eine Sekunde vorher hatte ich noch zwei Stühle wahrgenommen, einen runden Tisch, darauf zwei Uzi-Maschinenpistolen. Wieder hielt ich den Atem an. Hatte Apolinar mich kommen hören? War er in der Wohnung? Auf der Suche nach dem Lichtschalter tastete ich mit der linken Hand über die Wand. Eine halbe Minute lang suchte ich vergebens.
    Klack .
    Ein Knirschen am hinteren Ende des Wohnraums … Das abgenutzte Holz des Fußbodens gab einen Klagelaut von sich. Ein kaum wahrnehmbares Seufzen. Aber ein klarer Hinweis auf die Anwesenheit meines Opfers oder Henkers, je nach Laune des Schicksals. Ich spitzte die Ohren und versuchte den Ausgangspunkt des Geräuschs einzugrenzen. Ganz langsam zog ich einen Fuß zurück und verlagerte mein Gewicht. Jetzt war von Knirschen nichts mehr zu hören. Ich bewegte mich etwa einen Meter nach rechts, dann blieb ich erneut stehen. Der Lichtschalter musste sich ganz in der Nähe befinden. Und der Mörder stand irgendwo dort vor mir in der Finsternis. Und bestimmt war er bewaffnet.
    Klick .
    Dieses Mal hatte das Geräusch anders geklungen. Es hatte sich metallisch angehört. Schlagartig wurde mir mein Fehler bewusst: Ich hatte zu lange gewartet. In der Zwischenzeit hatte der Mörder Gelegenheit gehabt, sich seine Uzi zu schnappen. Jetzt war er drauf und dran, eine halbe Tonne Blei in meine Richtung zu feuern. Eine der Kugeln würde mich mit Sicherheit erwischen. Eine einzige genügte. Wieder tastete ich die Wand ab, und endlich fand ich den Lichtschalter. Ich drückte ihn nach unten. Eine Glühbirne leuchtete auf und tauchte den Raum in schwaches Licht. Da stand er, links von mir, wie erstarrt. Der Killer. Mit seiner Maschinenpistole. Er hielt sie direkt auf mich gerichtet! Wir fingen gleichzeitig an zu schießen. Ich schmiss mich nach rechts auf den Boden, ging hinter einer wackligen Anrichte in Deckung. Ich drückte den Abzug meiner Glock, bis ich alle dreizehn Patronen meines Magazins verschossen hatte. Der Lärm war ohrenbetäubend. Die Notrufnummer 112 musste in diesem Moment Anrufe aus der gesamten Nachbarschaft erhalten!
    Dann herrschte absolute Stille. Im Raum schwebte dichter Pulverdampf. Ich lud blitzschnell nach, rührte mich aber nicht von der Stelle. Aus der anderen Ecke des Zimmers war ein Röcheln zu hören. Ich streckte kurz den Kopf vor. Da sah ich die Beine des Killers unter dem Tisch. Er war barfuß und lag lang hingestreckt auf dem Boden. Ich stand auf und näherte mich ihm, die Waffe auf ihn gerichtet.
    So wie ihm die Blutblasen aus dem Mund sprudelten, musste ich einen seiner Lungenflügel erwischt haben. Er atmete schwer mit einem Gurgeln und sah mich aus weit aufgerissenen Augen an. Das Blut bedeckte bereits vollständig seine Brust. Er rührte sich nicht. Wir blickten uns etwa zehn Sekunden an – ich zählte leise

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