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Der Profi

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Titel: Der Profi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fernando S. Llobera
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aber zu keiner Einigung kommen. Ich möchte, dass er weggesperrt wird und hinter Gittern verfault …«
    »Vergiss es. Du wirst Jarrete nie im Leben festnehmen können. Wir besitzen keinen einzigen stichhaltigen Beweis. Die Fotos von Palacios nützen uns nichts, und die Hinweise auf Rasputin in der inoffiziellen Buchführung des Pink Palace noch viel weniger.«
    Dann neigte sie sich nach vorn:
    »Habt ihr kein einziges Video von dem Treffen zwischen Zagonek und Jarrete? Nicht ein Dokument, mit dem du ihn einschüchtern könntest, wenn die Situation zwischen euch eskaliert? Komm schon, Corsini, es muss doch irgendetwas geben, womit man ihn hinter Gitter bringen kann.«
    Müde sagte ich:
    »Dazu war Jarrete im Umgang mit Zagonek viel zu gerissen. Ich bezweifle sogar, dass Zagonek Jarrete überhaupt persönlich gekannt hat. Er wusste nur, dass es sich um einen Polizisten aus den oberen Reihen handelte. Es ist nie jemandem gelungen, ihn zu filmen. In der Regel arbeitete er mit Mittelsmännern, die sich immer in der letzten Minute an öffentlichen Orten verabredeten: auf Parkplätzen, in einer Herrentoilette auf dem Flughafen, irgendwo im offenen Gelände. Seine Zuträger nahmen die Zahlungen entgegen, oder diese wanderten direkt auf geschützte Konten in Steuerparadiesen. Ich habe Zagoneks persönliche Dinge gründlich durchforscht, und ich habe rein gar nichts gefunden.«
    »Dieser misstrauische Hund!«
    Ich zuckte die Achseln.
    »Er hat sich einfach intelligent verhalten.«
    »Er soll zur Hölle fahren!«
    »In unserer Welt überlebt nur, wer immer vorsichtig ist!«
    Cruz kaute nachdenklich auf ihren Fingernägeln.
    »Du willst also mit ihm verhandeln. Was haben wir ihm denn anzubieten?«
    »Seine eigene Immunität! In der Begrifflichkeit des Schachs wäre es ein Patt : Jarrete kann uns nicht fest nehmen lassen, weil er nicht genau weiß, was wir im Hinblick auf die Morde gegen ihn in der Hand haben. Und wir können unsererseits die Justiz nicht einschalten, weil uns niemand glauben würde. Ich hab schon mit meinen Bossen in Moskau gesprochen: Sie kennen seinen Namen. Wenn er uns umbringt, würde er zu viele Fährten hinterlassen, die sich seiner Kontrolle entziehen. Ihm bleibt gar nichts anderes übrig, als zu verhandeln. Aber er wird Geld von uns verlangen und Personenschutz.«
    »So naiv kann Jarrete doch gar nicht sein«, entgegnete Cruz. »Er wird dein Angebot niemals schlucken. Verzeihen ist nicht gerade eure Stärke!«
    »Es geht hier nicht um Milde, das ist knallhartes Business! Mit dem eigenen Feind zu verhandeln ist die Erfolgsgrundlage aller Geschäfte.«
    »Ich halte nichts von der Idee. Ich finde sie einfach bloß widerlich!«, sagte Cruz starrsinnig.
    »Das sagst du nur, weil ich dir noch nicht von meinem Plan berichtet habe: Du wirst ein verstecktes Mikrofon unter der Kleidung tragen …«
    Ich kam nicht mehr dazu, Cruz weitere Details zu erzählen, weil in diesem Moment jemand leise an die Tür klopfte. In der Pension gab es selbstverständlich keinen Zimmerdienst, also näherte ich mich der Tür mit gezogener Glock. Ich bezog neben dem Türrahmen Posten, damit keine Kugel unversehens durch das brüchige Holz der Tür drang und mich wie einen Volltrottel durchlöcherte.
    »Wer ist da?«
    »Javier Moncada«, antwortete eine männliche Stimme.
    Cruz lief eilig zur Tür und schob mich zur Seite. Sie öffnete und verschmolz in einer Umarmung mit einem Mann, der dem Aussehen nach nur ein Polizist sein konnte. Hinter ihm stand noch ein Mann. Sie betraten das Zimmer und verschlossen hinter sich rasch wieder die Tür. Dann umarmten sie sich allesamt noch einmal. Unsere kleine Farm – live, dachte ich mir! Und sie nahmen sich dafür reichlich Zeit.
    »Danke, dass ihr gekommen seid!«
    »Cruz, meine Kleine, was bin ich froh, dass dir nichts zugestoßen ist! Du kannst dir gar nicht vorstellen, was da draußen gerade abläuft.«
    »Danke«, sagte sie wieder. »Ich bin davon ausgegangen, dass er euch nicht zu mir lässt.«
    »Der Chef weiß auch nichts davon. Wir haben uns einfach auf den Weg gemacht, ohne weitere Erklärungen abzugeben. Gegen dich läuft ein Haftbefehl, Cruz! Und gegen Corsini auch. Wegen Mordes, Verschwörung und Zusammenarbeit mit dem organisierten Verbrechen. Der Chef ist am Durchdrehen. Er will dich fertigmachen, hat er gesagt! Du giltst überall nur noch als Verräterin, die sich an die Russen verkauft hat.«
    Genau davor hatte ich Cruz mehrfach gewarnt. Sie war fix und fertig, als sie das

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