Der Profi
Corsini?« Fuad sah mich verstört an.
»Ich hab mich gestoßen. Bevor du deine Freunde nach Hause schickst und ihr euer ›Drei-Musketiere‹-Team auflöst, muss ich euch ernsthaft warnen: Das hier ist kein Spiel, und die Menschen, mit denen wir es zu tun haben, sind eiskalte Killer.«
»Ich glaube, wir können ganz gut auf uns selbst aufpassen«, versetzte Barbara vorlaut.
Ich schnaubte.
»Fuad, hast du die Unterlagen über Pink Palace dabei?«
Er nickte.
»Gut. Ich muss mir alles genau ansehen.«
»Wonach suchen Sie denn genau?«, erkundigte er sich reflexartig. Gleich darauf sah ich, wie er sich dafür schämte.
Seine Freunde hörten aufmerksam zu. Cruz sagte kein Wort und rauchte unaufhörlich. Marcial wäre offensichtlich am liebsten gleich wieder verschwunden.
»Der Mann, der uns alle ins Fadenkreuz genommen hat, ist Polizist. Sein Name: Hilario Jarrete. Ein gut ge stellter Kommissar der spanischen Kriminalpolizei, der bis zum Hals in einen Korruptionsskandal verstrickt ist und für großes Leid gesorgt hat …«
»Señor Corsini!«, unterbrach mich Marcial mit unsicherer Stimme. Dabei rieb er sich nervös die Hände. »Das ist ’ne Nummer zu groß für uns. Wir wollen nicht … wir wollen unter keinen Umständen in Ihre Angelegenheiten hineingezogen werden!«
Er wählte seine Worte sorgfältig aus. Barbara ließ mich nicht aus den Augen. Man musste zugeben, dass sie verdammt gut aussah!
»Euer Problem ist, dass ihr bereits mittendrin steckt«, bemerkte ich. »Hätte Fuad euch nicht mitgebracht … Aber macht euch mal keine Sorgen, bald ist alles vorüber! Fuad, bist du irgendwo in Palacios’ Dateien auf Jarretes Namen gestoßen?«
Der Marokkaner bestätigte es mir durch Kopfnicken. Ich bemühte mich, mir meine Ungeduld nicht anmerken zu lassen.
»Dann zeig mal her!« Fuad öffnete eine Tragetasche. Anschließend setzte er sich neben Barbara aufs Bett und stellte sich seinen Laptop auf die Knie.
»Stimmt es wirklich, dass unser Unternehmen für Sie arbeitet?«, erkundigte sich Barbara.
»So ist es.«
»Haben Sie dazu irgendeinen Vertrag unterzeichnet?«
»Was glaubst du denn?«, antwortete ich.
»Es war Eleuterio Zabaleta, der den Auftrag akzeptiert hat, stimmt’s?«
Ich neigte den Kopf zur Seite.
»Warum dieses brennende Interesse?«
Barbara fuhr hoch:
»Ach nichts, ist nicht weiter wichtig!«, sagte sie hastig.
Marcial sah sie misstrauisch an. Fuad dagegen schaute nicht von seinem Laptop auf, obwohl er nicht besonders viel entdeckte: Palacios hatte eine Datei mit Digitalfotos gespeichert, auf denen Jarrete in Gesellschaft einiger Prostituierter aus dem Pink Palace abgebildet war, ferner Jarrete im Gespräch mit Palacios und beim Betreten und Verlassen des Pink Palace . Es war nicht ausreichend.
»Und sonst gibt es nichts?«
Barbara legte eine Hand auf Fuads Schulter. Als er sie daraufhin ansah und sie ihm zuflüsterte »Vertrau mir!«, verstand ich nicht recht, worum es den beiden eigentlich ging.
»Nein, das ist alles«, versicherte mir Fuad.
»Sagt dir der Name Rasputin etwas, Fuad?«
»Ja, im inoffiziellen Teil der Buchführung gibt es immer wieder Hinweise und Zahlungen im Zusammenhang mit diesem Namen. Einen Moment, ich such es raus!«
Dann tippte Fuad mehrere Befehle in seinen Computer und zeigte mir eine Liste mit Zahlungen, die an der Steuer vorbeigeführt worden waren. Allesamt Honorare, die Jarrete in den letzten Monaten für die Vorbereitung und Koordination der Morde bekommen hatte. Astronomische Summen, aber Pink Palace war ein gut funktionierendes Geschäft, das über eine große Liquidität verfügte. Suchte man allerdings seinen wahren Namen, fand man in Palacios’ Dokumenten nicht die geringste Spur von Jarrete. Wir durchstöberten noch mehrere Stunden die Dateien auf Fuads Rechner auf der Suche nach irgendetwas, was wir übersehen haben könnten, aber ohne Erfolg.
Schließlich verfügte ich, dass Marcial und Barbara nach Hause gehen und Fuad in der Pension übernachten sollte. Für ihn mietete ich das Zimmer neben meinem an und ließ den jungen Unternehmensberater dort völlig erschöpft zurück, wobei ich die Einwände seiner Kameraden überhörte, die bei ihm bleiben wollten. Ich bat Fuad, die Tür mit einem Stuhl zu verriegeln und beim geringsten verdächtigen Geräusch laut an die Wand zu klopfen, die uns voneinander trennte.
Cruz und ich konnten nicht einschlafen. Also ging ich auf die Straße hinunter, um in einer Bar Kaffee und etwas zu essen zu
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