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Der Profi

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Titel: Der Profi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fernando S. Llobera
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näherte mich dem Gefangenen. Dann setzte ich mich neben ihn auf den Wannenrand. Seine kleinen dunklen Augen folgten mir ängstlich. Er war nicht besonders groß. Eher gedrungen, runder Kopf, kurzes Haar, dünner, ungepflegter Schnurrbart, der in den Tagen, in denen er sich nicht hatte rasieren können, wild gewuchert war. Ich steckte mir eine Zigarette an. Wir nahmen uns gegenseitig unter die Lupe. Jeder aus seiner Perspektive: Kidnapper und Geisel. Ich inhalierte ein paarmal, anschließend warf ich die Kippe ins Klo und spülte sie runter.
    »Ich werde dir jetzt den Knebel aus dem Mund nehmen«, erklärte ich ihm mit sanfter Stimme auf Englisch.
    Dann begann ich, ihm den Stoffknoten aus dem Mund zu ziehen, aber nur ganz kurz. Er fing sofort an zu schreien wie ein Schwein auf dem Weg zur Schlachtbank. Gleichzeitig zerrte er wie ein Wahnsinniger an den Handschellen und versuchte auf mich einzuschlagen, wodurch er aus dem Gleichgewicht geriet und mit dem Kopf gegen den Wannenrand knallte. Ein paar Sekunden lag er wie benommen da. Ich überdachte blitzschnell die Situation. Wir durften auf keinen Fall noch mehr Zeit verlieren. Mir war klar, dass die CIA uns bereits umzingelt hatte und es nur eine Frage der Zeit war, bis sie uns finden würde.
    Ähnlich wie die Herz-Fünf-Karte , Huda Salih Mahdi Ammash, die wegen ihrer Vorliebe für biologische Waffen Mrs. Anthrax genannt wurde, war Rafi, in seiner Eigenschaft als Sprengstoffexperte und Bombenbastler des Regimes, unter dem Spitznamen Mr. Semtex bekannt. Während Saddams Herrschaft war er sowohl für die Entwicklung von konventionellem als auch von nuklearem Sprengstoff zuständig. Außerdem war er der Erfinder einer todbringen den Sprengstoffmischung, mit deren Hilfe Selbstmor dattentäter bis zum heutigen Tag Bagdads Straßen mit Leichen pflastern. Er stand im Ruf, niemals ohne eine Arbeitsprobe zu verreisen. Vermutlich tat er es aus nostalgischen Gründen.
    Also bat ich meine ossetischen Kollegen, mir Rafis Koffer zu bringen. Sie hatten ihn im Unterschied zu seinem übrigen Gepäck bislang nicht angerührt. Ich legte den Koffer vorsichtig auf den Tisch und öffnete unter Gewaltanwendung das Sicherheitsschloss. Um die richtige Kombination herauszufinden, wäre die Zeit zu kurz gewesen. Ich durchwühlte hastig den Koffer: gefälschte Pässe, Geldscheine, Kreditkarten mit fiktiven Namen, ein Stoß arabisch beschriebener Blätter und mehrere CD s, die für den Geheimdienst der Yankees mit Sicherheit von größter Bedeutung waren. Auf den ersten Blick fand ich nichts. Allerdings war mir aufgefallen, dass der Koffer wesentlich schwerer als sein sichtbarer Inhalt war. Also zog ich mein Taschenmesser heraus und schlitzte die Kofferhülle auf. Und siehe da: Dort befand sich Rafi Abd Al-latif Tilfah Al-Tikritis hochgeschätztes Kleinod, sein Fetisch – ein Kilo Semtex , nebst Fernzünder und dazugehörigem Sender.
    Für die in Sprengstoffthemen weniger Bewanderten: Semtex ist ein potenter Plastiksprengstoff, der in Brno/Tschechien fabriziert wird und in seiner äußeren Gestalt eine gewisse Ähnlichkeit mit Knetgummi aufweist. Ein halbes Kilo davon zerfetzte 1988 die Maschine des PAN - AM -Flugs 108 über Schottland.
    »Stalin« ertappte mich mit einem süffisanten Lächeln auf den Lippen und wollte wissen, was ich vorhatte.
    »Zieht ihn nackt aus«, erklärte ich.
    Es war kein leichtes Unterfangen. Rafi schlug erneut wild um sich und wollte um keinen Preis stillhalten. Schließlich gelang es uns, ihm die Unterhose herunter zuziehen, und er präsentierte sich uns, wie Allah ihn geschaffen hatte. Ich schnappte mir eine Handvoll Semtex und knetete die Masse so lange, bis sie die gewünschte Form hatte. Anschließend drückte ich ihm das Ganze an die Eier. Rafi riss sperrangelweit die Augen auf und machte hinter seinem Knebel seltsame gurgelnde Laute. Dann befestigte ich die Masse mittels Klebeband, das ich um sein wertvollstes Teil und zusätzlich um seinen Hintern und zwischen seinen Beinen hindurch wickelte. Zum Schluss brachte ich mit einem weiteren Stück Klebeband den Zünder an Rafis Oberschenkel an. Um das Ergebnis meiner Arbeit zu prüfen, entfernte ich mich ein paar Schritte. Es erfüllte seinen Zweck …
    Die ossetischen Totschläger hielten Rafi an die Wand der Badewanne gedrückt, aber er rührte sich nicht mehr. Ich schnappte mir das Sendegerät, prüfte, ob die Batterien geladen waren, dann knipste ich es an. Mein Daumen ruhte, ohne sich zu bewegen, einen

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