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Der Profi

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Titel: Der Profi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fernando S. Llobera
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zum Marmarameer verläuft, in Richtung Stadtzentrum. Wir waren auf dem Weg ins Sultanahmet-Viertel, wo sich die beiden Hauptattraktionen der Stadt befinden: die blaue Moschee und die Hagia Sophia. Wir fuhren an dreistöckigen holzgetäfelten Häusern vorbei und über kopfsteingepflasterte Straßen, die von üppiger Vegetation gesäumt waren. Dann bog der Fahrer in die Tevkifhane Sok ein. Er hielt vor dem Hotel Four Seasons , auf dessen Gelände übrigens einst ein Zuchthaus gestanden hatte. Vor dem Eingang waren riesige Blumenkränze aufgebaut, die, wie ich später erfuhr, für eine Hochzeit bestimmt waren. (Ich assoziierte sie natürlich gleich mit einer Beerdigung – eine alte Berufskrankheit.)
    Ein Hotelportier öffnete mir die Wagentür. Ich stieg aus. Kurz darauf durchquerte ich einen großen mit orien talischen Ornamenten verzierten hölzernen Torbogen und näherte mich der Rezeption. Ich erkundigte mich, wo es zum Zimmer 415 ging. Dann fuhr ich (ohne Begleitung) im Lift in den vierten Stock hinauf und lief über einen endlosen Gang mit rotgrünem Teppichboden und Stofftapeten, den eine gläserne Galerie krönte.
    Ich habe einen Großteil meines Lebens in Hotels verbracht, und obwohl ich über ein Apartment in Madrid verfüge und auch in anderen europäischen Städten Wohnungen besitze, sind Hotels mein eigentliches Zuhause. Ich bin wurzellos. Und fragt man mich, wo ich eigentlich hingehöre, wüsste ich nicht, ob ich mich als Italiener, US -Bürger oder spanischer Staatsangehöriger bezeichnen soll. Auch »Weltbürger« wäre nicht der passende Ausdruck. Der Satz: »Ich stamme von nirgendwoher«, trifft es wahrscheinlich am besten.
    Vor dem Zimmer 415 streifte ich mir ein Paar hauch dünne Latexhandschuhe über und entsicherte für alle Fälle meine Glock. Zwei Mafiosi, wie Ratten in ein Hotel zimmer gesperrt, darf man keinesfalls unterschätzen. Und obwohl ich hier war, um ihnen aus der Patsche zu helfen, konnte man nie wissen, wie sie reagieren würden. Ich klopfte mehrmals mit den Fingerknöcheln gegen die Tür und hörte, wie sich eilige Schritte näherten.
    » Ktaw …? Wer da?«, fragte eine Stimme, die alles andere als entspannt klang.
    »Corsini.«
    In diesem Moment zog ein Pärchen am Ende des Flurs seine Zimmertür hinter sich zu und ging dann Arm in Arm Richtung Aufzug. Zimmertür 415 öffnete sich einen Spaltbreit.
    »Lasst mich rein!«, sagte ich drohend.
    Meine ossetischen Kameraden waren in einer der elf Suiten des Fünfsternehotels abgestiegen. Eine luxuriöse Bleibe, die über ein geräumiges Schlafzimmer, einen Salon und ein großes Marmorbad mit Whirlpool verfügte. Die beiden standen verlegen im Raum herum. Einer von ihnen gönnte sich einen Drink aus der Minibar, während der andere, mit einer großkalibrigen Pistole in der Hand, nervös auf und ab lief. Eine gefährliche Mischung: Alkohol und Schießpulver! Der mit der Pistole wirkte ungepflegt, das Designerhemd hing ihm aus der Hose. Beide hielten sich, meiner Anweisung folgend, schon seit zwei Tagen in der Suite auf. Die Anspannung stand ihnen im Gesicht geschrieben. Sie hatten ein typisch kaukasisches Äußeres: grobschlächtige Züge und, über dichtem Schnauzbart, die Andeutung einer Hakennase. Einer von ihnen hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit Stalin.
    Ich konnte nur den Kopf schütteln: Eine Luxussuite in einem der bekanntesten Hotels Istanbuls zu mieten und dabei unentdeckt bleiben zu wollen war, rein taktisch gesehen, die dümmste aller Lösungen … Noch dazu, wenn einem die CIA auf den Fersen war.
    »Wo steckt er?«, fragte ich.
    Der Ossete mit Stalin-Look bedeutete mir, ich solle ihm ins Bad folgen. Und dort fand ich ihn: Herz-Bube . In Unterhose, mit Handschellen an den Wasserhahn der Badewanne gekettet.
    Als die Yankees im Irak einmarschierten und Saddam Husseins Regime stürzten, stellten sie, basierend auf einem herkömmlichen Kartenspiel, eine bizarr anmutende Liste der zweiundfünfzig meistgesuchten Personen des Landes auf. Dazu gehörten ehemalige Regierungsmitglieder und hohe Militärs. Kreuz-Ass, die höchste Karte, war Saddam. Sein Sohn Udai Hussein war Herz-Ass. Sein anderer Sohn, Qusai Hussein Al-Tikriti, Pik-Ass. Die Karo-Ass-Karte stand für den Ministerpräsidenten Abid Hamid Mahmud. Und so weiter bis zum letzten Blatt des Stapels.
    Herz-Bube war Rafi Abd Al-Latif Tilfah Al-Tikriti. In der entmachteten irakischen Regierung war er einst Leiter des Direktorats für allgemeine Sicherheit gewesen. Jetzt hockte er

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