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Der Profi

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Titel: Der Profi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fernando S. Llobera
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damaligen Zeit die östlichste Stadt des europäischen Kontinents, ein uraltes Wegekreuz für Reisende und Rastplatz für Karawanen. Seit dem Einmarsch der Deutschen im Zweiten Weltkrieg und bis ins Jahr 1957 war Perm auch unter dem Namen Molotow bekannt (genau wie die berühmten Cocktails). Der russische Parteiapparat hatte dort das Zentrum seiner Rüstungsindustrie. Heute gibt es in der Stadt eine wichtige Schwerindustrie, Erdgas, Erdöl und Metallvorkommen. Perms unglaubliches Bevölkerungswachstum von 68000 Einwohnern in den 1920er-Jahren auf eine Million Einwohner in der Gegenwart hatte einen starken Anstieg der Kriminalität zur Folge. Inzwischen ist Perm die Stadt Russlands mit der fünfhöchsten Kriminalitätsrate – ein wahrer Rekord in einem Land, in dem das Verbrechen zur Kunst erhoben worden ist. Für Boris Iwanowitsch bot die Stadt also die besten Entfaltungsmöglichkeiten.
    Natürlich setzte er sogleich in die Tat um, was er gelernt hatte. Er arbeitete offiziell in einem Lebensmittelgeschäft, inoffiziell aber bot er den Geschäftsleuten der Stadt seinen »Schutz« an. Dank seines angeborenen Talents für die Schutzgelderpressung florierte sein Geschäft. Wenn es nötig war, zahlte er Kommissionen an die Partei vor Ort oder die lokale Polizei. Er war unerbittlich in seinem Auftreten und verstand es, sich mit den richtigen Leuten zu verbünden.
    Das war der Anfang einer langen Entwicklung, an deren Ende Boris Iwanowitsch zum ordentlichen Mitglied der russischen Mafia wurde. Mit rasender Geschwindigkeit kletterte er Sprosse um Sprosse die Hierarchieleiter hinauf, bis er zu dem wurde, der er heute ist: einer der einflussreichsten vory der Russenmafia auf dem internationalen Parkett, ein Mann, der allseits gefürchtet und respektiert wird.

Nach Madrid oder besser gesagt in die »Höhle des Löwen« zurückzukehren, nachdem ich Spanien erst vor kurzem überstürzt verlassen hatte, war der reine Wahnsinn! Wie schon erwähnt, war ich nach einem lebensgefährlichen Abenteuer, aus dem ich mit einer Kugel in der Schulter und einigen gebrochenen Rippen hervorgegangen war, in Richtung »polynesisches Paradies« geflohen. Schuld daran war die maßlose Habgier meines damaligen Chefs Viktor Stonowitsch, des Capos der Madrider Russenmafia. Er hatte mich hintergangen, ein Kopfgeld auf mich ausgesetzt und seine Schergen auf mich gehetzt, damit sie mich so schnell wie möglich ins Jenseits beförderten. Doch ich war intelligenter als Stonowitsch gewesen, oder vielleicht hatte ich auch einfach nur mehr Glück. Jedenfalls konnte ich entwischen. Der Capo aber landete hinter Gittern!
    Sie werden verstehen, dass dadurch unter den Beteiligten viele Rechnungen offen geblieben waren und bei mehr als einem der persönliche Stolz verletzt worden war. Es entstand viel böses Blut in der Stadt, und meine Rückkehr würde die Gemüter erhitzen …
    Als Erstes bezog ich mein altes Apartment an der Plaza de Oriente. Obwohl es nicht mehr unter Beschattung stand, würde meine Anwesenheit in Madrid nicht lange unentdeckt bleiben. Schon bald würde ich Nachrichten von den Hütern des Gesetzes und anderen Typen mit weitaus gefährlicheren Absichten erhalten. Deshalb erschien es mir auch völlig nutzlos, nach einer diskreteren Unterkunft zu suchen. Denn hatte ich Boris Iwanowitsch richtig verstanden, würde mein neuer Auftrag längere Zeit in Anspruch nehmen, und früher oder später würden es ohnehin die Spatzen von den Dächern pfeifen: Lucca Corsini is back in town !
    Als ich vor meiner Wohnungstür stand, fragte ich mich, ob mein Nachbar Marcel wohl noch hier wohnte. Im Grunde war dieser Marcel ein feiner Kerl. (Zwar war sein wirklicher Name Ezequiel , aber der passte irgendwie nicht zu seinem Outfit.) Dann betrat ich mein Apartment.
    Die vergangenen Monate rechtfertigten zwar die dicke Staubschicht auf den Möbeln, aber nicht das chaotische Durcheinander, das ich vorfand: offene Schubladen, wild verstreute Blätter, aufgeschlitzte Sofa- und Sesselbezüge, Bilder, die auf dem Boden lagen, zerbrochene Lampen. Die Eingangstür dagegen war vollständig unversehrt, ein klarer Hinweis darauf, dass mein Madrider Heiligtum von Profis geschändet worden war. Ich stellte zuerst meine Koffer im Wohnzimmer ab, dann schloss ich die Wohnungstür hinter mir. Ich blickte mich um und stieß einen Seufzer aus: Es war gerade mal Mittag, und ich hatte, wie es schien, noch eine Menge Putz- und Aufräumarbeiten vor mir!
    Eine Stunde später wurde meine

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