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Der Profi

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Titel: Der Profi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fernando S. Llobera
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Valls auf Sie. Er wird Ihnen bei allem weiteren behilflich sein.«
    Cruz verließ das Büro mit dem unangenehmen Gefühl, eine zweitklassige Schauspielerin zu sein, die mit dem allgemeinen Fortgang der Handlung kaum etwas zu schaffen hat. Die Kripobeamten um sie herum kamen und gingen, aber sie schienen sie kaum wahrzunehmen. Sie erkundigte sich nach Valls, und jemand verwies sie an einen Tisch, an dem ein junger Mann in Arbeit vertieft war, der wie ein Student aussah. Er war schlank, hatte kurzes Haar, trug Brille, Jeans, und sein Hemd war bis zum Kragen zugeknöpft. Er wirkte weder hässlich noch attraktiv, war weder besonders groß noch klein. Alles in allem um die dreißig Jahre alt. Ein wenig weichlich. Ansonsten tadelloses Äußeres.
    »Hilfskommissar Valls?«
    Der junge Mann hob den Kopf:
    »Hallo! Du kannst auch Román zu mir sagen!«
    »Ich heiße Cruz. Hallo!«, antwortete die Hilfskommissarin, während sie Románs ausgestreckte Hand drückte.
    Valls bot ihr einen Stuhl an und legte einen dicken Ordner vor Cruz auf den Tisch.
    »Das ist eine Zusammenfassung der Infos, die wir zu diesem Thema bisher haben. Weiterführendes findest du im Archiv oder eingescannt im System. Ich werde dir ein Passwort für unser elektronisches Archiv beschaffen.«
    Cruz überflog das Papierbündel vor sich. Sie würde in den nächsten Nächten, wie es aussah, nur wenig zum Schlafen kommen.
    »Wir hoffen, dir fällt etwas auf, was wir übersehen haben, irgendein Detail, das du mit Mallorca oder Tschernekow in Verbindung bringst. Inzwischen sind es ja schon drei Opfer, die …«
    »Drei Opfer?«, fiel Cruz ihm ins Wort. »Tschernekow, sein V-Mann Zagonek … Wer denn noch?«
    »Das wurde geheim gehalten, damit die Presse nicht anfängt, über einen Krieg zwischen den verschiedenen Mafias zu spekulieren. Oder – Gott behüte! – von einem Serienmörder spricht, der sich die Zeit damit vertreibt, sowjetische Gangster um die Ecke zu bringen. Der Name des dritten Opfers ist Juri Tamaew. Er wurde in einem Hotel in Granada gefunden, mit zwei Schüssen im Nacken. Eine Exekution wie aus dem Bilderbuch. Der Presse haben wir ihn als russischen Manager verkauft, der einen Herzinfarkt erlitten hat. Der Hotelangestellte, der ihn fand, ist Ecuadorianer. Die Behörde der Ausländerpolizei hat ihm klargemacht, dass er zu schweigen hat wie ein Grab, ansonsten kann er die Koffer packen. Tamaew war der erste der drei Toten.«
    Cruz machte große Augen. Dann flüsterte sie leise: »Ach, du dickes Ei!«
    »Tamaew, Tschernekow und Zagonek. Drei in weniger als einer Woche. Da draußen gibt es jemanden, der verdammt beschäftigt ist …«
    Valls stand auf und fragte Cruz, ob sie einen Kaffee trinken wollte. Auf dem Weg zum Automaten pfiff jemand den beiden völlig ungeniert hinterher.
    »Um die brauchst du dich nicht weiter zu kümmern«, sagte Valls, der dem Vorfall die Wichtigkeit nehmen wollte. »Hier schwirrt einfach zu viel geballtes Testosteron herum … Aber zurück zum Thema: Mehr als ein vor dürfte zurzeit beim Gedanken an seine drei toten Kollegen am Rande des Nervenzusammenbruchs stehen. In den Unterlagen findest du ihre sämtlichen Lebensläufe und dazu die ihrer direkten Mitarbeiter, Stellvertreter usw. Bei uns werden gerade Wetten abgeschlossen, wer als Nächster an der Reihe ist. Es mag sich makaber anhören, aber die Wettkasse ist inzwischen auf über zweihundert Euro angeschwollen. Gestern hat der Chef Wind davon bekommen und einen Tobsuchtsanfall gehabt, aber am Ende hat er ebenfalls seine zwanzig Euro gesetzt.«
    Román Valls warf ein paar Münzen in den Kaffeeautomaten, dann wählte er für sich einen Tee und für Cruz einen Espresso.
    »Und du, was glaubst du?«, wollte Cruz wissen.
    Valls zuckte mit den Schultern.
    »Es gibt unterschiedliche Theorien. Alle drei Toten waren vory , die unter Viktor Stonowitschs Kommando standen. Tschernekow hatte die Balearen unter Kontrolle, Zagonek den nördlichen Teil von Madrid und Tamaew das östliche Andalusien. Es handelt sich eindeutig um Exekutionen! Als der erste ermordet wurde, dachten wir noch an irgendeinen Vergeltungsschlag, aber bei drei Toten? Und noch dazu wenige Monate nachdem Stonowitsch in den Knast gewandert ist?«
    »Verstehe«, sagte Cruz. »Stonowitsch hinterließ sozusagen eine Art Machtvakuum, und jeder seiner Nachfolger will jetzt seinen Anteil am Geschäft.«
    Valls nickte.
    »Das ist eine Theorie. Wenn ein Löwe stirbt und ein anderes Männchen übernimmt die Führung

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