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Der Profi

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Titel: Der Profi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fernando S. Llobera
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warten, an seine Stelle zu treten. Ein anderer Russe namens Gagarin hatte vorübergehend seinen Posten besetzt. Er tat sein Bestes. Aber mit Viktors Organisation ging es langsam den Bach runter.
    Michail Gagarin – er steht in keinem verwandtschaftlichen Verhältnis zu dem berühmten Astronauten – hatte ich bereits vor längerer Zeit kennengelernt. Damals stand ich noch in Viktors Diensten. Gagarin war eher durchschnittlich begabt, und ich hatte jegliche Beziehung zu ihm vermieden. Aber jetzt musste ich wohl oder übel mit ihm zusammenarbeiten. Boris Iwanowitsch wünschte, dass ich mich mit Gagarin traf, damit dieser mir meine neue Aufgabe erläuterte. Ich hatte ehrlich gesagt wenig Lust, mit ihm zu arbeiten, aber da mir keine andere Wahl blieb, würde ich ihn am nächsten Tag anrufen, um ein Treffen zu vereinbaren.
    El Cordobés hatte mir Folgendes mitteilen können: Nachdem Viktor und seine engsten Verbündeten von der Polizei festgenommen worden waren, übertrug dieser die zeitweilige Führung aller russischen Operationen in Spanien auf Gagarin (der sich selbst likhoi, »der Schöne«, nannte – in meinen Augen ein völlig unpassender Spitzname). Gagarin ist, wie gesagt, nicht gerade eine Leuchte. Er hält sich selbst für einen Mann der »Tat« und der »Verführung«. Seine Mitarbeiter halten ihn einfach nur für einen gerissenen Idioten, aber er hat die Tochter irgendeines wichtigen Mafioso geehelicht, und so stand er in der Rangfolge an oberster Stelle: Er war einer der wenigen Bosse, die nach wie vor Viktors Vertrauen genossen. Die vory sind, glaubt man der Enzyklopädie der Unterwelt, »Gangster mit Ehrenkodex«. Sie besetzen die Füh rungsriege aller russischen Mafiaorganisationen. Ihrem Kommando untersteht ein ganzes Heer von Berufsverbrechern mit verschiedenen Rangstufen: Auf der untersten Stufe stehen die torpedy, die Soldaten. Sie erhalten ihre Befehle von den boeviki und diese ihrerseits von den brigadiri. Michail Gagarin erbte, zumindest zeitweilig und auf dem Papier, ein solides Imperium. In der Praxis pfiff es aber inzwischen aus dem letzten Loch!
    Der knallharte Führungsstil, für den Viktor zu seiner Zeit bekannt gewesen war, wurde durch die dicken Gefängnismauern von Soto del Real erschwert. Und nicht wenige unter seinen Stellvertretern begannen, langsam, aber sicher ihren Boss in Frage zu stellen, weil sie selbst im Rampenlicht stehen wollten. Die Situation wurde dadurch noch komplizierter, dass Viktors fähigste Technokraten, sein Finanzexperte und der Chef für besondere Einsätze, mit ihm zusammen festgenommen worden wa ren. Das hatte zur Folge, dass der organitskaya nicht nur eine klare Führungsperson fehlte, sondern dass auch ständig Fehler begangen wurden. Die Polizei klebte ihnen ununterbrochen an den Fersen, und die Verhaftungen nahmen in besorgniserregendem Maß zu.
    Das war eine beängstigende Situation, die eine rasche Lösung verlangte.
    Und inmitten dieses Chaos wollte mich Boris Iwanowitsch nun auf eine neue Mission schicken, ohne dass ich bisher wusste, worum es überhaupt ging. Im Grunde ein Riesenschwachsinn …
    Also bezahlte ich meinen Whiskey und machte mich mit einem gewissen Unbehagen, was meine eigene Zukunft betraf, auf den Rückweg in meine Wohnung. Etwa zwanzig Meter von der Bar entfernt stieg eine junge Frau aus einem Taxi. Pferdeschwanz, knallenge Jeans, Reisetasche um die Schultern. Sie hatte einen hübschen Hintern und lange Beine. Ich hielt ihr die Tür auf und setzte mich anschließend auf den Platz auf dem Rücksitz, den sie soeben geräumt hatte.

Die Suche nach einer Pension hatte sich schnell als unnötig erwiesen: Cruz hatte eine Freundin kontaktiert, die aus beruflichen Gründen gerade nicht in Madrid war, und diese stellte für ein paar Tage ihre Wohnung zur Verfügung. Cruz Navarros Flug hatte Verspätung gehabt. Also schickte sie die finanziellen Ermahnungen ihres Chefs zum Teufel und nahm ein Taxi ins Stadtzentrum. Als sie aus dem Taxi stieg, nahm ein Mann ihren Platz ein … Mittvierziger, groß gewachsen, und er sah ganz passabel aus. Anschließend erkundigte sich die Hilfskommissarin in der Bar an der Ecke nach den Wohnungsschlüsseln, die ihre Freundin dort für sie hinterlegt hatte. Es war eher ein kleines, geschmackvoll eingerichtetes Studio, als eine Wohnung: ein größerer Raum, der gleichzeitig als Schlaf-, Speise- und Wohnzimmer diente, eine winzige Einbauküche, ein Bad. Eine Miniaturwohnung, aber sie wirkte gemütlich. Wie anders war

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