Der Profi
Allerdings hat er ein Souvenir hinterlassen: seine DNA !«
»Eine Panne?«, wunderte sich Cruz.
»Offenbar ja. Nachdem er die Turteltäubchen liquidiert hatte, ging er zum Pinkeln ins Bad, und dabei ist offenbar was danebengegangen. Tatsache ist: Er hat ein paar Tröpfchen auf der Klobrille hinterlassen. Die Spurensicherung hat festgestellt, dass sie weder von Tamaew noch von seiner Geliebten stammen können. Unsere zentrale Datenbank in El Escorial durchsucht zurzeit sämtliche Dateien für den Fall, dass seine Daten bereits irgendwo erfasst sind. Bislang jedoch ohne Erfolg …«
Dann fragte Cruz: »Glaubst du, dass die drei Morde von ein und derselben Person begangen worden sind?«
Valls dachte einen Augenblick nach.
»Es ist durchaus denkbar, dass ein vor einen seiner torpedy darauf angesetzt hat, die Konkurrenz auszuschalten … In diesem Fall bewegt sich der Killer jedoch rasend schnell von einem Ort zum anderen. Wie auch immer, in unseren Berichten findest du sämtliche Informationen, die du brauchst. Allerdings bleibt dir nichts anderes übrig, als sie komplett durchzulesen. Aber vorher treffen wir uns noch mit meinen beiden Informanten: Der Chinese nimmt sein Mittagessen normalerweise immer in einer Spelunke in der Gegend von Tetuán ein. Der andere der beiden trägt den Spitznamen El Cordobés , er kennt normalerweise allen Klatsch und Tratsch, der gerade aktuell ist. Ich bin mir sicher, dass ihm über die Morde was zu Ohren gekommen ist. Morgen früh treffen wir uns mit ihm im Bahnhof Atocha.«
Je länger Cruz mit Román Valls sprach, desto mehr änderte sich ihre Meinung über den Hilfskommissar. Seine Augen versprühten eine Energie, um die Cruz ihn fast beneidete. Ein Mann, der fest an das glaubte, was er tat! Lassen Sie mich dazu folgende Anmerkung machen: Tatsächlich sind Leute wie Valls die wirklich gefährlichen Bullen. Eben weil sie an ihren Job glauben. Die alten Hasen, die Zyniker oder solche mit Burn-out-Syndrom sind manipulierbar. Die Übereifrigen und die Schwärmer dagegen machen mir immer wieder reichlich Schwierigkeiten!
Bevor sie das Kommissariat verließen, wollte Cruz ihrem Chef in Palma noch per E-Mail den versprochenen Bericht schicken. Er war zwar nicht erschöpfend bis in kleinste Detail , wie es ihrem Vorgesetzten gefallen hätte, aber wenigstens hatte sie eine Liste mit den bisherigen Ermittlungsergebnissen der Madrider UDYCO für ihn zusammengestellt. Anschließend telefonierte sie mit Javi Moncada und brachte auch ihn auf den neuesten Stand der Dinge. Sie wollte von ihm wissen, ob er und die anderen irgendetwas Neues herausgefunden hatten. Moncada musste sie enttäuschen.
»Wir warten noch immer darauf«, informierte sie ihr Kollege, »dass unser CSI - Team mit seinen Reagenzgläschen zu einem verwertbaren Ergebnis kommt. Wahrscheinlich wird es morgen so weit sein. Die Mietwagenagenturen wollen ebenfalls morgen ihre Kundenlisten liefern genau wie die Flughafengesellschaft AENA und das Fährunternehmen Trasmediterránea …«
Als Valls und Cruz den Gebäudekomplex der Madrider Kripo verließen, mussten sie einem blauen Porsche ausweichen, der wie vom Teufel geritten durch die Ausfahrt preschte.
Eleuterio Zabaleta verließ den Parkplatz der Madrider Kripo mit feuchten Händen und heftigem Magenbrennen.
Wie hatte er nur vergessen können, vorher im Kommissariat anzurufen und zu fragen, ob der Chefinspektor für Finanzdelikte an diesem Tag überhaupt in seinem Büro war? Also kam es, wie es kommen musste: Man informierte ihn über dessen Abwesenheit und erklärte ihm, dass er bis zum Wochenende nicht zurück sein würde.
Die einzige Möglichkeit, heil aus der Affäre herauszukommen, bestand für Zabaleta darin, besagtem Chefinspektor (dessen Namen er vom Sicherheitschef von Brown & McCombie erhalten hatte) zu beichten, in welch dickes Problem er verwickelt war. Anschließend würde er sich der Justiz stellen und auf Gnade hoffen … obwohl, wenn er es sich recht überlegte, eigentlich hatte er doch gar nichts Illegales getan? War es überhaupt ein Delikt, einen Mafioso als Kunden zu beraten? Wieder fasste er sich an die Brust, weil er fürchtete, der Druck, den er dort verspürte, könnte das erste Anzeichen eines Herzinfarkts sein. Er musste unbedingt mit dem Chefinspektor sprechen, bevor der unheimliche und allem Anschein nach extrem gewalttätige Kunde, der ihn gestern aufge sucht hatte, wieder zurückkehrte. Wenn er im Büro an käme, würde er seine Sekretärin
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