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Der Profi

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Titel: Der Profi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fernando S. Llobera
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anweisen, sich mit der Sekretärin des Chefinspektors in Verbindung zu setzen und so bald wie möglich ein Treffen zu vereinbaren. Genau das würde er tun. Davon abgesehen müsste er das Problem selbst erledigen. Denn seinen Kollegen vertraute er schon lange nicht mehr. Nicht einmal seiner rechten Hand, dem Vizepräsidenten von Brown & McCombie , Andrés Barras. Er musste damit rechnen, dass Barras, sobald er, Don Eleuterio, Schwäche zeigte, eine Intrige gegen ihn anzetteln und ihn beschuldigen würde, Ruf und Integrität des Unternehmens zu schädigen. »So ist die Welt der Unternehmen nun mal«, murmelte er vor sich hin. »Ein Dschungel voller Raubtiere …« Und Barras würde keine Gelegenheit ungenutzt lassen, ihn aus dem Vorstand von Brown & McCombie zu verdrängen.
    Doch vorher hatte er noch ein Rendezvous mit den 18 Löchern seiner üblichen Golfpartie. Er fuhr durch die Einfahrt des Golfclubs, ohne überhaupt wahrzunehmen, dass der Parkwächter die Schranke für ihn geöffnet hatte. Anschließend parkte er an einem schattigen Platz unter Bäumen. Bei laufendem Motor blieb er noch eine Weile nachdenklich sitzen, bis er endlich das monotone Gesäusel wahrnahm, das von einer Selbsthilfe- CD stammte. De ren Autor, ein argentinischer Psychiater, vertrat die feste Überzeugung, Egoismus sei der einzige und wahre Weg zur persönlichen Rettung des Menschen. Eleuterio hörte diese Art von CD s in letzter Zeit häufig, sie tru gen so vielversprechende Titel wie Wie überwinde ich meine Ängste oder Erreichen Sie die Perfektion in 15 Tagen. Er knüpfte daran die vergebliche Hoffnung, dass sie einen konkurrenzbewussteren Menschen aus ihm machen würden.
    Plötzlich bemerkte er, dass er das Lenkrad so fest umklammert hielt, dass seine Handknöchel ganz weiß wurden. Er hatte nicht die geringste Erinnerung daran, was in der vergangenen Stunde geschehen war, er erinnerte sich nicht einmal an die Fahrt von der Kripo zum Golfclub. Bei dem Gedanken, dass er durch seine mangelnde Aufmerksamkeit einen Unfall hätte erleiden können, lief es ihm eiskalt über den Rücken. Was hätte Lourdes, seine Frau, wohl zu alldem gesagt?
    Dann schaltete er den Motor ab, knipste den Psychoonkel im CD -Player aus und stieg aus dem Wagen.
    Don Eleuterio hatte hart arbeiten müssen, um seine Position zu erreichen. Nicht selten war er dafür große Risiken eingegangen. Er war ein intelligenter Mann, auch wenn er unter einer Schwäche litt, die in Krisenzeiten zwangsläufig zu Buche schlagen musste: Er hatte die Neigung, schlechte Neuigkeiten schlichtweg zu ignorieren, das Vogel-Strauß-Prinzip war sozusagen sein wichtigs ter Grundsatz. In den Wirtschaftszeitungen übersprang er automatisch die Seiten, die negative Nachrichten aus seiner Branche brachten oder sich abwertend über sein Consultingunternehmen äußerten. In Betriebsversammlungen oder bei Geschäftsessen hörte er lieber weg, sobald heikle Themen zur Sprache kamen oder über den Niedergang der Consultingwelt und die Krise des internationalen Finanzsystems gesprochen wurde. Er hörte nur mit geringem Interesse auf jene, die ihm rieten, in schlechten Zeiten größere Vorsicht walten zu lassen, denn bisher hatte er mit allem, was er angefasst hatte, Glück gehabt. Geduldig bessere Zeiten abzuwarten, das war nichts für ihn.
    Allerdings stimmte es schon, dass exzessive Risiken, war die Glücksträhne erst einmal vorbei, einen teuer zu stehen kommen konnten. Und diesmal, flüsterte ihm eine lästige Stimme zu, war es durchaus möglich, ja sehr wahrscheinlich, dass er sich verkalkuliert hatte. Die fetten Jahre der Consultingbranche, als man die Gewinne ständig verdoppeln konnte und die Angestellten der Branche mit schwindelerregenden Löhnen und Gewinnbeteiligungen zum Jahresende abgeworben wurden, gehörten der Vergangenheit an. Downsizing , jenes beliebte Modewort, oder einfacher ausgedrückt, rücksichtsloser Personalabbau beherrschte die Tagesordnung.
    Die ersten Symptome hatten die meisten Consulter völlig unerwartet ereilt. Die Konkurrenz war unerbittlich, und die Unternehmen der Branche geizten plötzlich mit jedem Euro, als wäre es der letzte. Brown & McCombie versank hilflos in einem Abgrund finanzieller Probleme. Jemand mit schnelleren Reflexen und weniger Neigung, die negativen Vorzeichen aus Prinzip zu ignorieren, hätte vielleicht rechtzeitig reagiert, aber Don Eleuterio … Er verschloss die Augen vor der Realität! Und so wurde das finanzielle Loch des Unternehmens immer

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