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Der Profi

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Titel: Der Profi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fernando S. Llobera
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im Rudel, tötet er als Erstes die Jungen seines Vorgängers. Darwin, wie er leibt und lebt! Es geht um das Überleben der Spezies. Die Mafiaorganisationen sind dem Tierreich ziemlich ähnlich. Es ist also gut möglich, dass jemand im Augenblick damit beschäftigt ist, die Konkurrenz auszuschalten.«
    Da lagen wir ja ganz schön daneben, als wir in Palma gedacht haben, dass es sich um einen rein lokalen Konflikt handelt …, ging es Cruz durch den Kopf.
    »Und was wird auf der Straße so gemunkelt?«, erkundigte sie sich.
    Román Valls hob seinen Plastikbecher an die Lippen und blies in das kochend heiße Teewasser.
    »Genau da liegt der Hund begraben! Wir haben bislang nur wenig Zeit zum Ermitteln gehabt, aber unser erster Eindruck ist, dass die übrigen vory auch keinen Schimmer haben, was eigentlich vorgeht. Wohin man sieht, nichts als Unschuldsbeteuerungen und Schuldzuweisungen! Und der harte Kern schwört beim Namen ihrer babuschkas , dass es von ihnen niemand gewesen ist! Der große Lauschangriff, den wir zurzeit durchführen, hat auch nicht viel mehr als Verwirrung und einen leichten Geruch von Angstschweiß zu Tage gefördert …«
    »Und die übrigen Mafias?«
    »Dasselbe in Grün! Die Chinesen beziehen sich, wie immer, auf ihre › ehlwüldigen Volfahlen …‹, um zu beteuern, dass sie so unbefleckt sind wie die Lotusblüten im Frühling. Und das glaube ich ihnen ausnahmsweise auch. Denn hätte der Boss der chinesischen Triaden, ein gewisser Señor Fu, seine Hand im Spiel gehabt, wären die Russen wahrscheinlich zerstückelt oder geköpft aufgefunden worden, je nach Tagesform des Raben …«
    »Des Raben ?«
    »Das ist das Pseudonym des Auftragskillers von Señor Fu. Rabe ist ein abgedrehter Ninja-Kämpfer, der seine Opfer in der Regel mit seinem Werkzeug, einem Samurai-Schwert, feinsäuberlich in Scheiben schneidet – Spaniens chinesische Gemeinde erstarrt in Todesfurcht, wenn sie bloß seinen Namen hört!«
    »Und? Könnt ihr den Typen nicht einlochen?«
    Hilfskommissar Valls schüttelte den Kopf.
    »Wir haben keine stichhaltigen Beweise gegen ihn vorliegen. Und niemand wagt es, ihn zu verpfeifen oder etwas gegen ihn auszusagen. Für die chinesische Gemeinde ist er so was wie ein menschgewordener Teufel. Das ist alles, was wir zu den chinesischen Triaden haben. Mit den Südamerikanern müssen wir uns noch unterhalten, allerdings sagt mir etwas, dass keiner von ihnen auch nur die Spur einer Ahnung hat.«
    »Warum?«
    »Ein Krieg mit den Russen? Da hätten die Südamerikaner kaum was zu gewinnen, aber viel zu verlieren!«
    »Welche Informationen habt ihr zu den einzelnen Morden vorliegen?«
    »Also, über den von Mallorca weißt du ja selbst am besten Bescheid. Zagonek haben sie mit Munition durchlöchert wie ein Sieb, es geschah gestern vor einem Restaurant in der Sierra von Madrid. Wir wissen im Augenblick bloß, dass er danach mehr Blei als Hämoglobin im Körper hatte. Sein Mörder hat ihn auf dem Parkplatz abgepasst, und zwar auf einer hochzylindrigen Maschine. In den Akten findest du, was die Augenzeugen behaupten: Bei dem Motorrad soll es sich um eine Yamaha, Honda oder ein ähnliches Modell gehandelt haben. Farbe: matt schwarz. Ohne Schutzverkleidung. Niemand hat das Nummernschild gesehen. Der Killer war ebenfalls ganz in Schwarz gekleidet. Er trug einen Motorradhelm mit verspiegeltem Visier. Ach ja, und natürlich führte er besagte Uzi mit sich. Die Zeugen haben ausgesagt, anschließend sei er wie ein Irrer über den Parkplatz davongerast und dann wie vom Erdboden verschluckt gewesen. Nach der Maschine fahnden wir bereits, es sieht ganz so aus, als hätte der Typ sie gestohlen.«
    Hilfskommissar Valls holte kurz Luft, bevor er weiterredete:
    »Was den Mord in Granada betrifft, haben wir etwas mehr Anhaltspunkte. Tamaew hatte sich mit seiner Ge liebten in einem kleinen Hotel auf ein Schäferstündchen getroffen. Sie checkten gegen 18.30 Uhr an der Rezeption ein. Um circa 18.50 Uhr fand sie der Zimmerservice tot auf. Sie hatten sich eine Flasche Champagner aufs Zimmer bringen lassen, deshalb ließ sich die Uhrzeit leicht nachvollziehen. Der Mörder betrat das Zimmer ohne Gewaltanwendung, auch an der Tür keine Spuren. Möglicherweise hat er sich als Zimmerkellner ausgegeben. Anschließend hat er die beiden mit Genickschüssen umgebracht. Ansonsten fanden sich im Raum keinerlei Anzeichen von Gewalt. Weder zerbrochene Tischlampen noch wild auf dem Boden verstreute Kissen. Niemand hat ihn bemerkt.

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