Der Profi
Grund habe er sich dem Überbringer des Faxes so entgegenkommend wie möglich zu zeigen, ansonsten würde die Entscheidung wieder rückgängig gemacht. Natürlich konnte es sich um eine Fälschung handeln, dachte Don Eleuterio. Aber er war im Pokern noch nie gut gewesen und noch weniger, wenn der Einsatz so hoch war wie in diesem Fall. Niedergeschlagen legte er das Blatt auf den Tisch, der ihn von dem Italiener trennte.
»Ich gehe davon aus …«, begann ich, »… dass Sie mich ernst nehmen. Ihre Geschäfte hängen ganz vom Verlauf unseres heutigen Gesprächs ab. Ich bin überzeugt, dass Sie sich der Zweckmäßigkeit unserer Zusammenarbeit bewusst sind. Sie werden dafür auch reichlich belohnt!«
»Gemeinsame Sache mit der Mafia zu machen lässt sich einfach nicht mit unserer Unternehmenspolitik in Einklang bringen«, erwiderte Don Eleuterio, wobei die Sicherheit, die er am Anfang unseres Gesprächs besessen hatte, wieder aus seiner Stimme schwand.
Ich nickte, ohne eine Miene zu verziehen.
»Natürlich, dessen bin ich mir bewusst. Da haben Sie sicher Recht. Aber dann verlieren Sie natürlich den Vertrag mit Repsol !«
Don Eleuterio überlegte sich seine Antwort genau.
»Sie verlangen von mir, dass ich mich an einer kriminellen Aktivität beteilige …«
Ich hob die Hände in die Luft.
»Ich verlange von Ihnen nur zwei Dinge. Erstens: dass Sie den Besuch von Señor Gagarin so schnell wie möglich wieder vergessen. Er ist ein Mann, der aus dem Bauch heraus handelt. Er hat einen schweren Fehler begangen, als er Sie aufsuchte, ohne sich auf das Gespräch vorzubereiten. Aber lassen wir die Polizei aus dem Spiel!«
»Und was ist das Zweite, was Sie von mir verlangen?«
»Das ist etwas brenzliger. Sie erinnern sich bestimmt noch an Ihre Unterhaltung mit Señor Gagarin bezüglich des Einkaufs eines Geschäfts namens Pink Palace . Señor Gagarin hat diesbezüglich völlig überstürzt gehandelt, aber er hatte trotzdem den richtigen Riecher! Wir haben derzeit niemanden in unserer Organisation, der in der Lage wäre, die Übernahme professionell zu leiten. Sie werden mit mir übereinstimmen, dass diese Art von Aufkäufen die Unterstützung erstklassig ausgebildeter Spezialisten mit langjähriger Berufserfahrung und entsprechender Ausbildung erfordern – also die von Experten wie Ihnen. Jemandem, der dem Ganzen ein gewisses Renommee und Seriosität verleiht!«
Zabaleta hatte inzwischen völlig die Fassung verloren.
»Unser Kaufprojekt ist absolut legal, das versichere ich Ihnen. Allerdings sollten wir die Frage nach der Herkunft des Kapitals besser ausklammern«, fügte ich hinzu. »Ich verlange ja gar nicht, dass Sie uns bei der schäbigen Seite des Projekts behilflich sind, aber ich brauche unbedingt jemanden aus Ihrem Hause, der uns bei den Vertragsvorbereitungen unter die Arme greift.«
»Muss es denn unbedingt jemand von uns sein? Haben Sie denn überhaupt niemanden, der so was …? Warum engagieren Sie nicht jemanden von der Straße? Wir könnten Ihnen dabei helfen … ich meine, Sie dabei beraten, wie Sie am besten …«
»Señor Zabaleta …«, unterbrach ich ihn. »Wir brauchen bei unseren Verhandlungen jemanden mit den entsprechenden Fachkenntnissen in spanischem Recht und spanischer Steuer. Wer diese Person sein könnte, überlasse ich ganz Ihnen …«, sagte ich zu einem Don Eleuterio, der dem Herzinfarkt inzwischen nahe schien.
»Sie verlangen also von mir, dass ich einen Rechtsbruch begehe …«, beharrte Don Eleuterio mit unsicherer Stimme.
»Bitte stellen Sie sich nicht so an …! Ich wiederhole es gerne noch einmal: Der Einkauf, um den es geht, ist legal, selbst wenn die Herkunft des Geldes gesetzeswidrig ist. Um auf den Punkt zu kommen: Betrauen Sie doch einfach einen Ihrer Unternehmensberater mit der Aufgabe. Und sollte es Probleme geben, werfen Sie ihn kurzerhand den Löwen zum Fraß vor.«
»Was meinen Sie damit?«
»Machen Sie die Sache nicht publik. Damit meine ich, dass Sie mit niemandem im Unternehmen darüber reden, auch nicht mit Personen Ihres Vertrauens. Betrachten Sie es einfach als Ihr persönliches Projekt. Lassen Sie höchste Diskretion walten. Suchen Sie sich einen vertrauensvollen Mitarbeiter dafür aus. Sollte er nervös werden, oder sollte ein Richter Verdacht schöpfen, entlassen Sie ihn einfach! Anschließend erklären Sie, er habe das alles ohne Ihr Einverständnis getan. Ich werde Sie bei Ihren Aussagen unterstützen. Oder, wenn Ihnen das lieber ist, kümmern wir uns
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