Der programmierte Mensch
York. »Ich bin erstaunt.«
»Sehr kompakt, sehr wirksam.«
»Männer, Instrumente, Maschinen – alles wie aus einem Gruß.«
»So muß es sein«, erwiderte Benbow. Er führte seine Besucher in den Operationsraum und in die Zahnarztpraxis und erläuterte seine Ausrüstung. »Wir haben alles, oder fast alles, was ein Krankenhaus auf einem Stützpunkt hat, nur eben in kleinerem Maßstab.« Er deutete auf eine Tür. »Dort habe ich ein kleines Büro, eine kleine Bibliothek, ein Studierzimmer …«
»Der Sondierraum«, warf Tregaski ein.
»Sondierraum?« fragte York.
»Der Doktor ist Psychiater, wußten Sie das nicht? Schwupp, schon hat er einen auf der Couch und quetscht ihn aus.«
»So ist es nun auch wieder nicht«, verteidigte sich Benbow.
Der Leutnant blickte auf York. »Bleiben Sie da ja weg«, warnte er eindringlich.
»Mr. York scheint mir stabil genug«, bemerkte Benvow.
»Nicht allzu stabil«, grinste York. »Wenn das der Fall wäre, dann wäre ich nicht hier.«
Benbow rieb sich nachdenklich das Kinn. »Ich nehme an, das gilt für uns alle«, erwiderte er.
Vom Hospital aus führte Tregaski York durch schimmernde Waschräume, Schlafunterkünfte und schließlich in die Mannschaftsmesse, die gleichzeitig als Aufenthaltsraum diente. Unterwegs stellte ihn Tregaski mehreren Offizieren als »Mr. York, ein Inspektor des Amtes für Kolonialplaneten« vor.
York bemerkte ihren kurzen, fragenden Blick, ebenso Tregaski.
Sie stiegen eine Leiter hinab und betraten ein kleines Abteil. Ein Mann erhob sich bei ihrem Eintreten. »Der Luftreinigungs- und Zirkulationsraum«, erläuterte Tregaski. »Das ist Jona Norden, unser Instandhaltungschef. Wie ist die Luft heute, Jona?«
»Ausgezeichnet, Leutnant. Sauber für das reine Herz.« Er lachte und zeigte eine Reihe blitzender Zähne, die in seinem schmalen, dunklen Gesicht noch heller erschienen.
»Ist dies der zentrale Luftverteilungspunkt für das ganze Schiff?« fragte York. Er wandte sich Norden zu und versuchte, seine Rasse zu ergründen. Seine Augen waren dunkel, und es schien, als schielte er etwas, doch das hatten alle Leute aus dem Weltraum gemeinsam. Sein schmaler Körperbau besagte nichts.
»Die Luft wird von hier aus verteilt und kehrt hierher zurück«, erwiderte Norden. Sein Blick tastete neugierig über Yorks Gesicht. »Wir saugen ständig Luft ein, analysieren ihren Gehalt, reinigen sie und bringen sie in Umlauf. Das ist ein endloser Zyklus.«
»Dürfte eine ganze Mannschaft erfordern«, bemerkte York.
»Sicher«, gab Norden zu, »ich habe auch mehrere Männer zur Verfügung.« Als sie durch den Maschinenraum gingen, erblickte York zwei Alphanen, die über einem Krabacci-Brett hockten, eine Art Nationalspiel auf den Planeten der Alphasonnen. »Werden Sie ihn schlagen, Wong?« fragte Tregaski.
Der jüngere der beiden Männer, dunkel, schlank, mit kurzgeschnittenem schwarzen Haar, blickte mit breitem Lächeln auf. »Niemand kann Singkai schlagen, Leutnant.«
»Versuchen Sie es nur, Wong.«
»Ich tue es bereits seit zwei Jahren«, bemerkte Wong. Als sie den Raum verließen, registrierte York, daß der Mann mit Namen Singkai den Blick nicht vom Brett gehoben hatte. Er erwähnte das.
»Das tut er nie«, gab Tregaski zurück. »Krabacci ist für ihn eine Art Religion. Das Schiff könnte um ihn herum in hellen Flammen stehen, aber er würde nicht aufblicken – nicht, wenn er dieses Spiel spielt.«
»Mir scheint, Sie kennen Sie alle ziemlich gut?«
»Das ist meine Aufgabe. Ich kenne jeden Mann der Besatzung ziemlich gut«, erwiderte Tregaski, dann stutzte er plötzlich. »Wenn Sie denken, was ich annehme, dann sind Sie auf dem Holzweg. Sie können Alphanen sein, aber sie sind loyal. Dafür lege ich die Hand ins Feuer.«
»Ich bin von der mißtrauischen Sorte«, gab York ruhig zurück. »Für mich sind alle verdächtig, nicht Wong oder Singkai, sondern einfach alle. Ich weiß, es hört sich unlogisch an, doch das Spiel wird auf diese Weise ausgetragen.«
»Was für ein lausiger Job«, bemerkte Tregaski verächtlich.
York nickte zustimmend. »Das ist es bestimmt, Leutnant. Sie wissen gar nicht, wie glücklich Sie sind.«
*
York hockte über einem kleinen Tisch in seiner Kabine und sortierte die Personalakten der Besatzung der Draco. Hull hatte nur widerstrebend die Akten herausgerückt und hätte sich sicherlich geweigert, wäre die Botschaft des Reichsadmirals nicht gewesen. Daran zweifelte York keinen Augenblick. Er registrierte kurz,
Weitere Kostenlose Bücher