Der programmierte Mensch
sofort hinter einer Reihe von Sträuchern in Deckung ging. Schlimm genug, aber er mußte es tun. Es gab keinen anderen Ausweg. Er zog eine Betäubungspistole aus der Tasche und wartete. Er vernahm zuerst die Schritte, die plötzlich schneller wurden, als sein Verfolger den von Büschen gesäumten Seitenweg betrat. Als die gedrungene Gestalt ihm gegenüber auftauchte, schob Terle die Waffe durch das Blattwerk und drückte ab.
Zehn Minuten vor Mittag betrat Terle den Raumhafen von Rhonda und ging direkt auf eine Fernsprechzelle zu. Opol – der Name formte sich in seinem Sinn, gefolgt von einer Nummer. Gleichzeitig kam das Wissen, daß Opol ein Doppelagent war. Wie Mather Shek, hatte auch er nur einen einzigen Meister – und das war Geld. Terle legte sein Taschentuch über den Bildschirm und wählte die in seinem Gehirn programmierte Nummer.
Eine Frauenstimme meldete sich. »Rhonda Imports«, sagte sie. Terle wußte, daß dies der Deckname für Prinz Li-Hus Geheimdienstorganisation auf diesem Planeten war.
»Bitte, Mr. Opol.«
»Darf ich fragen, wer Sie sind?«
Erst nach einer Pause sagte Terle: »Nein. Es ist vertraulich.«
»Einen Augenblick, bitte.« Terle vernahm ein Klicken, dann ertönte eine hohe, scharfe Männerstimme.
»Hier spricht Opol.«
»Mein Name ist Terle, Myron Terle. Ich arbeite für Dr. G.«
»Terle!« rief Opol aus. Es herrschte erschrockene Stille, bevor er fragte: »Wo sind Sie denn jetzt?« Terle übersetzte die Frage in »Wohin soll ich die Polizei schicken?« und gab den Namen eines Hotels an.
»Warum haben Sie Ihre Verabredung mit Shek nicht eingehalten?« fragte Opol.
Terle hatte die Frage erwartet. »Ich habe erfahren, daß er ein Doppelagent ist. In August Karshs Diensten«, setzte er hinzu.
»Shek? Sind Sie sicher?«
»Ganz sicher.« Terle fand, daß ihn die Sache amüsierte.
»Wie haben Sie das entdeckt?« schoß Opol die Frage ab.
»Durch einen Dritten«, sagte Terle. »Es war der Fall des beschatteten Beschatters.«
»Wo kann ich Sie treffen?« fratte Opol.
»Heute abend in meinem Hotel. Wollen wir sagen, um sechs?«
»Nicht früher?«
»Geschäfte«, erwiderte Terle. Bevor Opol noch etwas sagen konnte, hängte er ein und schlenderte summend zur Passagierrampe. Er fühlte sich wohl, wie stets, wenn er eine Identität gegen die andere austauschte. Er war nicht mehr Myron Terle, er war auch nicht mehr Dorcus Antol von Varga. Er war jetzt Dana Smithson von Marta, dem vierten Planeten der Sonne Coulson. Terle grinste vor sich hin. Er besaß die nötigen Papiere, um dies zu beweisen. Eine Viertelstunde später war er unterwegs nach Grydo, dem dritten Planeten der grünweißen Sonne Geddes.
*
Golem Gregor alias Dr. G. saß in seinem Sessel, die Hände gefaltet, und hörte zu, wie Zed Zarakov, sein Assistent, über die neuesten Ereignisse berichtete.
Während er sprach, fragte sich Zarakov, ob ihm sein Vorgesetzter auch wirklich zuhörte. Im violetten Licht, das durch die Fenster drang, zeigte Gregors Gesicht einen abwesenden Ausdruck. Er bewegte sich nicht und gab durch nichts zu erkennen, daß er zuhörte, aber Zarakov wußte es besser. Dr. G. hörte immer zu.
»Terle wird Karshs Netzen nicht mehr lange entgehen können«, warnte er.
»Lange genug, Zed. Weiß Gilmore, was Karsh als nächstes tun wird?« Gilmore war ein Agent von Zuma, der bereits vor nahezu zwei Jahrzehnten in den Geheimdienst des Reiches eingedrungen war; er hatte sich in der Zwischenzeit emporgearbeitet. Er fungierte jetzt als 2. Direktor in Karshs Hauptquartier, ein kleines Drama, das Gregor viel Vergnügen bereitete. Gilmore konnte möglicherweise gefaßt werden, doch bis dahin …
»Er wird alle seine Kräfte aufbieten, um Terle zu schnappen.«
»Ich weiß«, sagte Gregor sanft, »doch was will er unternehmen?«
»Das Übliche«, erwiderte Zarakov. »Beobachten, recherchieren, warten.«
Gregor schüttelte den Kopf. »Er kann nicht warten.«
»Er hat kaum eine andere Wahl, Golem.«
»Er kann trotzdem nicht warten. Nicht August Karsh.«
Zarakov seufzte und hob den Kopf. »Eigentlich bin ich froh, daß ich im Innendienst bin, Golem. Gilmore sagt, daß der N-Kreuzer Cetus unterwegs nach Ophiucus ist.«
»Das habe ich erwartet«, sagte Gregor.
»Warum die Cetus? fragte Zarakov. »Warum nicht die Draco? «
»Die Draco kann keine Sonne zerstören, Zed.«
»Eine Sonne zerstören?« rief Zarakov aus. Seine Augen weiteten sich erschrocken. »Welche Sonne? Ich kann Ihnen nicht
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