Der Prometheus-Verrat
Paolos Kniescheiben. »Mit einem steifen Bein hast du als Waidmann ausgedient, und selbst die teuerste Prothese wird dich nicht mehr zum Laufen bringen. Tja, du wirst dich dann wohl nach einer sitzenden Tätigkeit umsehen müssen.«
Der Killer wurde fahl im Gesicht. »Du gottverdammter Überläufer«, zischte er.
»Ach, ist das der Titel, den man mir gegeben hat? Und auf welche Seite soll ich übergelaufen sein?«
Paolo starrte ihn trotzig an, doch seine Unterlippe zitterte.
»Ich frage dich jetzt ein letztes Mal. Überleg dir also deine Antwort gut. Wer hat dich angeheuert?«
»Leck mich!«
Bryson feuerte die Beretta ab. Der Italiener schrie auf. Seine Kniescheibe war zerschmettert; er würde wohl tatsächlich nie mehr auf die Pirsch gehen können. Paolo wand sich vor Schmerzen und stieß unablässig wüste friaulische Flüche aus.
Plötzlich polterte es an der Tür. Dann waren Rufe eines Mannes zu hören und ein würgender Schrei, aus Laylas Kehle, wie Bryson fürchtete. Er wirbelte herum. War sie niedergeschlagen worden? Er lief auf das Portal zu und sah im Halbdunkel zwei kämpfende Schatten. »Hände hoch oder du bist tot«, rief er, obwohl er die beiden Silhouetten nicht voneinander unterscheiden konnte.
»Schon gut«, meldete sich zu Brysons großer Erleichterung Laylas Stimme. »Das Miststück hat sich mit mir anlegen wollen.«
Sie hatte auch Paolos Bruder Niccolo die Hände auf dem Rücken gefesselt. Um seinen Hals hing lose eine Drahtschlinge, die ihm Layla, den Vorteil der Überraschung nutzend, beim Betreten der Kirche um den Hals geworfen hatte. Dass sie ihn fast erdrosselt hätte, verriet eine dünne rote Spur an seinem Hals. Niccolo lag am Boden und versuchte, seine Arme zu befreien. Damit schadete er sich aber bloß selbst, weil die Handfesseln so angelegt waren, dass er die Halsschlinge nur noch fester zog.
Bryson trat ihm auf die Brust, dass ihm die Luft wegblieb und Layla eine Gelegenheit hatte, seine Beine zu fesseln. Niccolo brüllte wie ein abgestochener Ochse und übertönte noch das Geschrei seines Bruders, der hinten in der Sakristei lag.
»Es reicht«, raunzte Bryson. Er riss einen Fetzen aus Niccolos khakifarbenem Hemd und stopfte ihn ihm in den Mund. Layla kam mit einer Rolle Klebestreifen, die sie irgendwo aufgetrieben hatte, und fixierte den Knebel damit. Bryson riss einen zweiten Lappen aus dem Hemd heraus, reichte ihn Layla und bat sie, auch Paolo zu knebeln.
Während sie sich um den Bruder kümmerte, schleifte er Niccolo durch das Kirchenschiff in einen Beichtstuhl. »Paolo hat eine üble Schusswunde«, sagte Bryson und winkte mit der Beretta. »Aber wie man hört, lebt er noch. Er wird allerdings nie mehr richtig laufen können.«
Niccolo warf seinen Kopf hin und her und trat in stummer, ohnmächtiger Wut mit den gefesselten Beinen aus.
»Hör zu, mein alter Freund, ich mach es dir so leicht wie möglich. Sag mir, wer euch angeheuert hat. Ich will das komplette Dossier haben, die Codes, die Kontaktnamen und die genaue Auftragsbeschreibung. Alles. Wenn ich dir jetzt den Knebel aus dem Mund nehme, erwarte ich, dass du unverzüglich zu reden anfängst. Und tisch mir keine Lügenmärchen auf; dein Bruder hat schon eine Menge ausgespuckt. Wenn deine Version mit seiner nicht übereinstimmen sollte, gehe ich davon aus, dass er gelogen hat. Und dann ist er dran. Ich kann Lügner nicht leiden. Haben wir uns verstanden?«
Niccolo hatte zu strampeln aufgehört und nickte ungestüm mit dem Kopf, die Augen weit aufgerissen. Bryson hatte mit seiner Drohung offenbar einen wunden Punkt berührt.
Aus einer anderen Ecke der Kirche waren Paolos durch den Knebel gedämpfte Schreie zu hören.
»Meine Partnerin ist bei deinem Bruder. Ich brauche ihr nur ein Zeichen zu geben, dann jagt sie ihm eine Kugel durch die Stirn. Ist das klar?«
Niccolos Kopfnicken wurde geradezu hektisch.
»Na schön.« Mit einem Ruck riss Bryson das Klebeband von Niccolos Mund und zupfte den eingespeichelten Lappen daraus hervor.
Niccolo schnappte nach Luft.
»Also, wenn du mich belügen willst, bete, dass mir dein Bruder haargenau dieselbe Lüge erzählt hat. Sonst ist es um ihn geschehen, und du bist dafür verantwortlich. Verstanden? «
»Ja«, stöhnte Niccolo.
»Ich würde an deiner Stelle allerdings die Wahrheit sagen. Das erhöht die Chancen ungemein. Und denk daran, ich weiß, wo deine Familie lebt. Wie geht’s nonna Maria? Und Alma, deiner Mama? Führt sie immer noch das Gästehaus?«
»Ich sag
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