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Der Protektor (German Edition)

Der Protektor (German Edition)

Titel: Der Protektor (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Czarnowske
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das Gebäude vor uns. Es ist wie alle anderen, hat die gleichen Balkons und eingebauten Säulchen, doch neben dem Eingang ist eine Tafel mit dem blauen Emblem von UNIKS befestigt. Wir steigen ein paar Stufen hinauf, und ein Pförtner öffnet zuvorkommend die Glasdoppeltür.
    Das Foyer gleicht dem eines kleinen Hotels, ist von nördlicher Sparsamkeit, doch behaglich. Rechts eine kleine Bar mit ein paar recht hohen Hockern, ein Automat für belegte Sandwiches, davor Ledersessel und Tischchen. Alles ist besetzt. Man hört Stimmengewirr, ein heller Kreis hinter der Bar blinkt im Takt einer gedämpften Melodie. Es wird, wie ich sehe, hauptsächlich Coca Cola getrunken. Ein diskreter Aushang weist daraufhin, dass nach soundsoviel Uhr Kaffee und Erfrischungsgetränke ausgeschenkt werden. Was will man machen, halbtrockenes Regime!
    Im Hintergrund sind die beiden Fahrstühle und ein Boy in Uniform, daneben führt das breite Marmorgeländer der Treppe nach oben.
    Links befinden sich der Schalter der Verwaltung mit dem Schlüsselbrett und den Brieffächern sowie öffentliche Fernsprecher. Hinter dieser Rezeption ein beweglicher, blonder junger Mann im offiziellen blauen Anzug mit dem Emblem von UNIKS und drei kleinen Fähnchen der Sprachen, die er spricht.
    Hedlund ist hier schon bekannt, er nickt nur und stellt mich vor.
    „Zu Ihrer Verfügung… mein Herr!“, sagt der junge Mann betont leise. Ich weiß seine Diskretion zu schätzen. Das Unglück ist geschehen, wir beide, der Assistent und ich, sind ein notwendiges Übel, aber es brauchen nicht alle zu merken, dass der Fall untersucht wird.
    Ich bitte den jungen Mann, mich mit Frau Doktor Hanna Falk vom französischen Team zu verbinden.
    „Sofort, mein Herr… Frau Fa… lk.“ Er lässt den Blick über den Zimmerplan gleiten, wählt eine Nummer und gibt mir den Hörer.
    Ich höre das Rufzeichen, danach eine Frauenstimme. Ein ruhiger selbstsicherer Alt. Ich stelle mich vor. Ja, sie hat mich erwartet. Ich bitte sie, mir ein bisschen Zeit zu schenken, ich würde in etwas einer Stunde wieder anrufen. Sie willigt ein, fragt nichts weiter.
    Ich lege auf und sehe den jungen Mann von der Rezeption an, der sich diskret am anderen Ende des Schalters zu schaffen macht.
    „Ich würde gern einmal mit Ihnen reden“, sage ich. „Aber später, wenn möglich.“
    „Selbstverständlich, mein Herr!“, entgegnet er. „Ich habe meinen Dienst erst vor kurzem angetreten und bin bis zum Morgen hier.“
    Er nickt und wendet sich einem ungeduldigen Italiener zu, der schon wartend neben uns steht und ihm lebhaft etwas über die Visa in seinem Pass erklärt. Ich gehe mit Hedlund zum Fahrstuhl.
    3. Hanna Falk
     
    Das Zimmer ist angenehm, ein behagliches, sauberes Zimmer, das Ruhe ausstrahlt. Ein Bett, einen Schreibtisch mit einem bequemen Stuhl, ein eingebautes Nachtschränkchen mit Telefon. Die gestärkte Bettwäsche glänzt. An den Wänden hellgraue silbrige Tapeten und ein Seestück in Pastelltönen.
    Hier werde ich wohnen, wer weiß, wie lange. Vielleicht einen Tag, vielleicht aber auch eine Woche. Ich hatte gehofft, dass sich alles doch als gewöhnlicher Unfall herausstellen, ich ein Protokoll über den Abschluss der Ermittlungen unterschreiben und abreisen würde. Dann wäre Krongatan ruhig im Treibsand der Zeit versunken und dieses Zimmer nur eine Erinnerung geblieben wie so viele vor ihm. Jedoch ich glaube schon nicht mehr, dass es so sein wird.
    Ermittlungen in einem Verkehrsunfall, die damit beginnen, dass ich in den Unfallwagen eine Wanze finde – das macht keine Hoffnung auf einen raschen Abschluss. Ich kann mir nicht vorstellen, weshalb Bresson abgehört worden ist, was an ihm oder an seinen Forschungen so wichtig war, aber etwas Wichtiges muss es gegeben haben. Und das ist noch da, in seinem Zimmer oder im Institut, hier, in dieser Stadt.
    Ich lege meinen Koffer in den Wandschrank und mustere erneut das Zimmer. Unter der Voraussetzung, dass ich hier auf unbestimmte Zeit wohnen werde, empfiehlt es sich, es genau zu betrachten.
    Ich bin in der dritten Etage. Nicht sehr hoch, aber auch nicht allzu tief. Eventueller Neugier auf meine Person wird es nicht gerade leicht gemacht.
    Ich ziehe den Vorhang zurück, um die Lage des Zimmers zur Straße zu sehen.
    Dann ordne ich meine Sachen ein. Eigentlich mache ich ein handliches Köfferchen zurecht, dass ich immer mitnehmen werde. Ich glaube nicht, dass es sonderlich auffallen wird, zumindest nicht, solange niemand versucht, es zu öffnen.

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