Der Protektor (German Edition)
riskiert.“
Er nimmt einen tüchtigen Schluck von seinem Kaffee und fährt fort: „Sie möchten noch einen Mann? Gut. Monteure haben wir. Warum muss er Geduld haben?“
„Damit er sich geduldig langweilen kann, während er einen Autofriedhof beobachtet.“
Öberg sieht mich verwundert mit seinen runden Augen an, und ich lege ihm die Idee dar, die seit dem Vorabend in mir reift. Sie hat noch keine Gestalt angenommen, ihre Konturen sind unklar, doch in ihr liegen gewisse Möglichkeiten. Wir könnten das Autowrack aus der Garage holen und es auf einem Lagerplatz für Unfallautos dem Regen aussetzen. Wir führen ein Theaterstückchen des Inhalts auf, dass die Ermittlungen vor dem Abschluss stehen, und fertig. Es wird fortgeschafft und der Gnade eines Autofriedhofsbesitzers überlassen. Der Rest ist eine Frage der Erfahrung und technischer Einrichtungen, hauptsächlich von Optik.
Öberg verzieht zweifelnd die Lippen.
„Und wieso glauben Sie, dass überhaupt jemand erscheinen wird? Ich an ihrer Stelle würde es zum Beispiel nicht riskieren.“
„Kann auch sein, Sie riskieren es nicht“, stimme ich zu.
„Aber in dem Wagen sind die Indizien! Auf den Autofriedhöfen treiben sich alle möglichen Leute herum, man weiß nicht, wer an diesen Wagen geraten wird, und wem es einfällt, ihn auseinanderzunehmen.“
„Hmm.“
Das ist so etwas wie ein Kommentar. Ich weiß, dass er nicht sofort einwilligen wird. Es würde mich auch nicht wundern, wenn er ablehnte.
„Was gedenken Sie als erstes zu tun?“, fragte Öberg. „Die neue Situation wird wahrscheinlich einige Änderungen erfordern?“
So ist es. Jetzt stehen wir vor einem Mord und dem Verdacht der Wirtschaftsspionage. Öberg weiß, was man in solch einem Fall tut. Und weiß auch, dass für gewöhnlich alles ergebnislos bleibt. Während man noch nach Motiven sucht, nach den Kontakten des Ermordeten, dem Kreis der Verdächtigen, während sich endlose Vernehmungen hinziehen, ist die Gruppe professioneller Killer längst woanders – auf den Erdölfeldern in Venezuela oder in den Straßen von Melbourne. Am Ort ist nur der Resident geblieben, manchmal nicht einmal der – die Zentrale hat ihn für bessere Zeiten zurückgerufen.
„Ich habe da gewisse Pläne“, sage ich behutsam. „Vor allem aber wäre es notwendig, dieses Wissen für uns zu behalten. Wenigstens für ein paar Tage. Geht das?“
Seine grauen Augen zwinkern. Öberg lehnt sich in den Sessel zurück und schweigt. Genauer gesagt will ich, dass er das Department nicht unterrichtet, wenigstens fürs vorläufig, und er wägt Vor- und Nachteile dieses Verschweigens für sich ab. Es zeichnet sich ein schwerer, absolut unklarer Fall ab, der sich Monate hinziehen kann. Öberg ist lange genug im Dienst und hat sicherlich schon seine Erfahrungen mit der Hilfe seiner Vorgesetzten gemacht. Ihm ist klar, dass allzu voreilige Kommissare und diejenigen, die zu viel Wind machen, vorzeitig in Pension geschickt werden.
Meine Sache trägt den Sieg davon.
„Gut“, willigt er ein. „Was verlieren wir? Praktisch nichts. Wir haben sowieso nichts in der Hand, sind keine Superpolizisten, das haben Sie selbst gesehen.“
„Der Mann für den Autofriedhof?“
„Als Idee beachtenswert. Sie bekommen ihn.“
Wir beginnen, die vielen praktischen Fragen zu erörtern. Der Zweifel nagt noch an ihm, er nimmt die Sache in die Hand. Charlie Hedlund wird den Abtransport des Autowracks organisieren und es auf einen Autofriedhof am Stadtrand bringen. Er wird nur soviel wissen, wie nötig. Die Sache mit der Giftampulle bleibt unter uns.
Wir sprechen über die Verbindungen und die Leute, das dauert eine ganze Weile. Draußen ist schon später Abend, in den Fenstern drehen sich Funken sprühend wie orangerote Klöppelspitzen die Leuchtwerbungen in den Gebäuden gegenüber. Als ich aufstehe, haben wir bereits einige Varianten. Man kann nicht sagen, dass sie mir gefallen, aber es sind allerhand Dinge zu berücksichtigen – angefangen damit, dass Leute, die Wanzen und Giftampullen anbringen, mit niemandem lange fackeln, bis hin zu der Gefahr eines diplomatischen Skandals. Die Zentrale befindet sich wahrscheinlich nicht in Krongatan, hier ist nur das untergeordnete Personal.
Öberg und ich haben fürs erste nicht vor, unseren Verdacht auf Wirtschaftsspionage auszuposaunen. Seine Version für seine Mitarbeiter ist einfacher: ein Unfall, der genau untersucht werden muss.
„Einen Moment, Herr Kollege!“ Öberg kramt in seinem
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