Der Protektor (German Edition)
Mittag, die Büroangestellten haben Pause, drängen sich an den Bushaltestellen und in den Geschäften. Irgendwo heult kurz und durchdringend die Sirene, wahrscheinlich im Hafen.
Eine Frage geht mir nicht aus dem Kopf: Werden Sie handeln? Oder habe ich mich verrechnet? Mein Gegner hat keine Zeit. Ich habe ihm eine Falle gelegt, die sich schon zuzieht.
Langsamer die Schritte, so. Ich habe ebenfalls keine Zeit, ich hänge ebenfalls in der Falle, zusammen mit ihm. Aber ich muss eine andere Rolle spielen, die des Mannes, der alles erledigt hat, den erfolgreichen Inspektor. Er hat sein Ziel erreicht und wird sich morgen früh zufrieden ins Flugzeug setzen. Nur noch ein paar Einzelheiten, ein paar Kleinigkeiten, die er heute Nachmittag erledigen wird, und Schluss.
Jacob Öberg hört sich meine Abenteuer an, wirft ab und zu einen Kommentar ein, und ich sehe, dass er nicht gerade vor Enthusiasmus brennt. Und als ich ihn von meinen Plänen erzähle, erscheint in seinen runden Augen Unglauben.
„Das ist…“, er sucht das passende Wort, „absurd! Ich weiß nicht, ob Sie sich dem Risiko bewusst sind.“
„Ein Risiko besteht überall“, beharre ich. Das hier ist nicht größer. Wie Sie sehen, schonen sie mich. Gestern Abend wäre ich im Park wie nichts zusammengeschlagen worden, und sie haben mich rausgehauen. Nicht?“
Mein schwarzer Humor überzeugt ihn nicht. Aber letzten Endes sind die Ermittlungen mir überlassen, und nachdem wir die Lage von allen Seiten betrachtet haben, hebt er die Schultern: „Na gut, Sie haben die Vollmacht, und es ist ihr Plan. Was unsere Hilfe betrifft, die bekommen Sie.“
Bei dieser Hilfe gibt es ein paar Punkte, auf die ich besonderen Wert lege. Der erste läuft auf mein Verlangen hinaus, mit einem Hubschrauber des Küstenschutzes einen kleinen Ausflug zu machen. Ich möchte mir die Stadt und insbesondere das Viertel Börgstaden von oben ansehen. Ich habe meine Gründe dafür.
Öberg telefoniert. Soviel ich verstehe, bittet er irgendeine Sekretärin, ihn mit jemandem zu verbinden, er spricht mit diesem Jemand, legt die Hand auf das Mikrofon und fragt mich: „Gegen drei Uhr zwanzig, mit der regelmäßigen Patrouille… Möchten Sie?“
„Ja, bitte.“
Das ist geregelt, mehr brauche ich nicht. Wir sprechen noch ein paar Details ab, und die nächste Stunde beginnt mit recht lästigen Beschäftigungen. Sie laufen ganz allgemein gesagt, darauf hinaus, dass ich markiert werde, das heißt, in meiner Kleidung werden zwei Miniatursender versteckt. Sie strahlen in Abständen von fünf Minuten Signale aus, die dem Kommissariat sagen, wo sich mein Körper befindet. Leider können sie nicht mitteilen, ob dieser Körper lebt.
Öberg führt mich durch die Labors und achtet darauf, dass alles ordentlich gemacht wird. Zwischendurch werfe ich da und dort einen Satz voller Zweifel ein, aber das ist mehr,um zu überlegen, ob nicht doch in dem Plan irgendwo eine schwache Stelle ist. Ich weiß nicht, ob es eine gibt. Auf jeden Fall habe ich in den Augen meiner Gegner inzwischen einen hinreichend hohen Wert erhalten, sodass sie mich nicht kurzerhand in die andere, bessere Welt schicken werden.
Die Prozeduren werden erledigt, wie ich es wünsche. Der erste Mikrosender wird an einer leichten Stelle versteckt, in einer dieser kleinen Taschen für Zigaretten, wo natürlich kein Mensch seine Zigaretten hat. Sollte mich jemand durchsuchen, so hoffe ich, dass dieser Fund seine Neugier befriedigen wird und der zweite Mikrosender unentdeckt bleibt. Dann verlasse ich das Kommissariat mit unschuldiger, gelangweilter Miene, wie jemand, der schon nicht mehr weiß, was er mit seiner Zeit anfangen soll.
Doch ich frage mich gar nicht, wie ich meine Zeit herumbringen soll, sondern wie ich möglichst schnell und unbemerkt zum Patrouillendienst der Küstenwache gelangen kann.
Das ohrenbetäubende Dröhnen über meinem Kopf wird von den dick mit Gummi gepolsterten Kopfhörern gedämpft, doch ein ständiges, gleichmäßiges Vibrieren dringt in jede Körperzelle und bereitet mir Unbehagen. Ich bin es einfach nicht gewöhnt. Für den Piloten in der Kabine und den Leutnant vom Patrouillendienst ist das Alltag. Sie reden durch Innenmikrofone miteinander, und ich höre ihre Stimmen unnatürlich, mit einem scharfen, metallischen Klang in den Kopfhörern.
Wir überfliegen den Meeresarm und die Stadt, es ist ein merkwürdiges Gefühl. In den Flugzeugen sitzt man wie in einem Eisenbahnabteil, und alles sieht wegen
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