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Der Protektor (German Edition)

Der Protektor (German Edition)

Titel: Der Protektor (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Czarnowske
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Jetzt weiß ich: Die Zeit läuft, und dieses Mal läuft sie gegen ihn.
    Selbstverständlich darf ich nicht übertreiben. Der Kaffee ist getrunken, der Ober nimmt das Tablett mit der Banknote weg und begleitet mich zur Tür.
    Mal sehen, wie die Lage draußen ist.
    Der Regen hat aufgehört, die Straßen sind noch nass, schmutzbespritzte Autos fahren vorbei, doch der Himmel heitert sich auf, und hinter den zerfransten Wolkenrändern schimmert milchiges Nachmittagsblau.
    Ich habe noch ein bisschen im Institut zu tun. Der Volvo steht seit dem Morgen vor dem Kommissariat, und ich nehme an, dass meine Beschützer nicht den Mut aufgebracht haben, sich näher mit ihm zu beschäftigen.
    Aber sie sind da und beobachten mich, und sie verstecken sich auch nicht sonderlich – offenbar haben sie das Warten gründlich satt. Als ich losfahre, löst sich ein blauer Ford vom Parkstreifen hinter dem Platz. Schön. Jetzt machen wir eine Spazierfahrt zum Institut. Ihre Geduld muss sich völlig erschöpfen, ihre wie auch die desjenigen, dem sie berichten. Ein erneutes ein-, zweistündiges Warten vor dem Institut wird ihnen nicht schaden.
    Ich fahre langsam durch die Straßen und werfe an den Ampeln einen Blick zurück. Der Ford zeigt kein Verlangen, mich zu überholen. Es ist ein starker, schwerer, offensichtlich nicht zufällig gewählter Wagen.
    Fürs erste jedoch verläuft alles ohne Komplikationen. Mein Gefolge begleitet mich gewissenhaft zum Parkplatz vor der Universität, und als ich dann zu Fuß durch die Alleen weiter gehe, sehe ich, dass sie mich nicht im Stich gelassen haben. Ein recht ordentlich aussehender Mann im Kaschmirmantel mit einem kleinen Arztköfferchen in der Hand folgt mir in einiger Entfernung. Und ich kann mir denken, was er in dem Köfferchen hat – keine Ampullen und Spritzen. Das denke ich, aber es ist, als dächte ein anderer und nicht ich. Und selbst der Instinkt kann mich nicht dazu bewegen, meine Schritte zu beschleunigen. Ich gehe langsam, blicke zerstreut zur Seite auf die von der Nässe schweren Sträucher und zu den Alleen, durch die kleine Studentengruppen von ihren Übungen nach Hause gehen. Dieser Mann ist gefährlich, das spüre ich mit meinem ganzen Wesen. Von Zeit zu Zeit nähert er sich, und ich kann ihn besser sehen. Verhältnismäßig jung, vielleicht noch keine dreißig und wenigstens eine Klasse höher als der Bär – er sieht intelligent aus. Er ist klein und hat ein sonnengebräuntes Gesicht, lebhafte, eng stehende Augen, die ihm ein eigenartiges Aussehen verleihen. Er geht ungezwungen, ohne Hast, und einmal ist er sogar auf gleicher Höhe mit mir. Sein Blick, der mich flüchtig und gleichgültig streift, ist gut einstudiert. Der Bär hätte das nicht so gemacht. In mir regt sich ein absurdes Verlangen: Ihn anzuhalten. Bei dem Baum, dort drüben. Ihm zu sagen, dass sein Spiel verloren ist und ich einen Namen haben will. Er solle so gut sein, ihn zu nennen. Ich sei bereit, ein Abkommen zu treffen.
    Es gibt kein Abkommen. Und ich werde ihn nicht anhalten. Der da führt einen Fremden willen aus, nur ein Werkzeug. Vielleicht hat er Yanni umgebracht, die todbringende Ampulle installiert, die Zeit an der Kurve berechnet und im Dunkeln verborgen gewartet ohne eine Spur von schlechtem Gewissen. Und jetzt ist es ihm gesagt worden, dass ich der Nächste bin. Es wird kein Abkommen geben. Einer von uns wird verlieren und dafür bezahlen. Als sich die Allee gabelt, wende ich einen simplen Trick an. Ich halte mich links, und als er mir nachkommt, drehe ich um und biege nach rechts ab, zum Institut. In seinen Katzenaugen blinkt ein Fünkchen auf – er hat verstanden. Es geht langsam weiter, ich steige ins Institut hinauf. Es ist fünf vorbei. Die Treppenhausbeleuchtung verbreitet weiches Licht, in den Fenstern steht bläuliche Dämmerung. Ich schaue kurz bei Doktor Falk hinein, sie ist noch in ihrem Zimmer, sitzt am Arbeitstisch vor dem Fenster und ordnet Gestelle mit kleinen Reagenzgläsern um das Mikroskop.
    „Es ist nichts“, sage ich von der Tür aus. „Ich wollte nur nachsehen, ob Sie hier sind. Ich muss mich noch ein bisschen mit Doktor Bressons Journalen beschäftigen.“ Sie sieht auf die Uhr. „Keine Sorge. Ich setze mit Tyra heute Abend einen Versuch an. Sind Sie jetzt fertig?“ „Beinahe“, antworte ich. „Morgen fliege ich wahrscheinlich ab.“ Verwundert blickt sie mich an, fragt aber nichts. Ich begebe mich in die Rotonde und vergleiche noch einmal, zum wievielten Mal wohl, die

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