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Der Protektor (German Edition)

Der Protektor (German Edition)

Titel: Der Protektor (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Czarnowske
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ist es, er hat es genau formuliert. Um eine natürliche Ursache anzunehmen, müssen die gewaltsamen, kriminellen ausgeschlossen werden. Ich warte.
    Es folgt eine Frage auf den Kopf zu. „Sagen Sie, Herr Kollege“, fragt Öberg, „haben Sie irgendeinen Verdacht auf Mord?“
    Das erheischt eine exakte Antwort.
    „Nichts Bestimmtes“, sage ich. „Aber die Umstände… und vor allem der Ablauf des Vorfalls sind verdächtig.“
    Öberg übersetzt Hedlund meine Worte. Die beiden kommentieren sie in ihrer Sprache, dann sagt Öberg: „Wir haben denselben Eindruck. So, damit sind wir uns einig. Sollen wir Ihnen das Recht zur Untersuchung übertragen? Und natürlich unsere ganze Hilfe anbieten?“ Er zögert ein, zwei Sekunden. „Sie brauchen mir nicht gleich zu antworten, wenn Sie nicht wollen.“
    Guter Kaffee, stark und aromatisch. Er nimmt auf einmal den dumpfen Druck von mir, der sich in meinem Kopf eingenistet hat. Und da gibt es auch nichts zu überlegen, ich bin hergekommen, um zu ermitteln, nicht, um zuzusehen.
    „Wieso später?“, sage ich. „Ich bin einverstanden.“
    Öberg steht auf, geht hinter den Schreibtisch an die Sprechanlage. Inzwischen gibt er mir die Mappe, und ich blättere sie rasch durch.
    Ein Protokoll der Verkehrspolizei. Eine detaillierte Skizze zur Stellung der Fahrzeuge, mit Fotos dokumentiert.
    Auch einen Hinweis auf einen Film gibt es, der ist wahrscheinlich im Panzerschrank. Es folgt die technische Untersuchung der Fahrzeuge mit vielen Details und dem in zwei Sprachen übersetzten Ergebnis. Es gibt keinen Hinweis, dass technische Mängel an den Fahrzeugen die Unfallursache sind. Das ist auch so klar – an den Fahrzeugen liegt es nicht.
    Öberg wendet sich von der Sprechanlage ab und sagt etwas zu Hedlund. Der steht auf, nickt ruckartig und geht hinaus, während Öberg mit finsterer Miene zum Sessel zurückkommt.
    „Formalitäten… bis hier stehen sie mir!“, schnaubt er. „Na ja, macht nichts, ich habe Charlie losgeschickt, um Ihren Leidensweg ein bisschen abzukürzen ...“
    Ich trinke meinen Kaffee aus, und wir erörtern unsere künftigen Schritte. „Unsere“ ist nicht ganz zutreffend. Öberg brennt, wie vorauszusehen war, nicht gerade vor Verlangen, sich des Falles anzunehmen, und mein Erscheinen ist für ihn ein Geschenk Gottes. Da müssen eine Menge Leute befragt, bekannte und halb bekannte Fakten überprüft, Doktor Bressons letzten Tage verfolgt, Begegnungen und Gespräche geklärt werden. Der Infarkt kann als Version nicht akzeptiert werden, solange nicht alles Übrige ausgeschlossen ist. Und wie es bis jetzt aussieht, wird die ganze Last auf mir liegen. Charlie Hedlund wird von seinen anderen Verpflichtungen entbunden, um mir zu assistieren. So verteilen wir auch die ersten Aufgaben.
    Heikel wird es, als ich einen Dienstwagen verlange. Es gibt auf der Welt keine Polizei, die über genügend Autos verfügt. Jacob Öberg versucht sich mit der Ausrede herauszuwinden, der Fuhrpark unterstünde einem anderen. Wahrscheinlich ist das auch so, doch auch er sieht ein, dass es sein muss. Am Ende einigen wir uns darauf, dass ich für die längeren Fahrten eins der zitronengelben Zebras bekomme, die ich draußen gesehen habe, und dass sie mir für die Stadt ein Auto mieten.
    Inzwischen erscheint Charlie Hedlund in der Tür und erklärt, dass meine Papiere vorbereitet seien, ich könne die Registraturen passieren.
    Hier gibt es nichts mehr zu besprechen. Ich stehe auf, um mich von Öberg zu verabschieden, zögere aber ein bisschen.
    „Ich habe eine letzte Frage“, sage ich. „Wo ist jetzt Doktor Bressons Auto?“
    Öberg schaltet sofort.
    „Sie wollen es sehen? Das lässt sich machen. Normalerweise geben wir Unfallwagen nach dem technischen Gutachten den Angehörigen zurück, aber diesen haben wir dabehalten… Charlie Hedlund, führen Sie den Kollegen hinunter.“
    Das ist ausgezeichnet und übersteigt meine Erwartungen. Ich hatte keine Hoffnung, dass sie den Wagen einbehalten hatten, und war auf entschuldigendes Lächeln vorbereitet. („Wir haben keinen Platz, Herr Kollege… Die Überprüfung ist ja vorgenommen.“)
    Ich verabschiede mich von Öberg und trotte hinter Charlie Hedlund her, der von diesem Augenblick an mein Assistent ist. Ein angenehmer junger Mann. Wenn man von der blöden Haartracht und diesem Bärtchen absieht… Wer hat sich wohl solche Bärte ausgedacht?
    Charlie Hedlund führt mich über irgendwelche Innentreppen, und es beginnt wirklich ein Leidensweg

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