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Der Protektor von Calderon

Der Protektor von Calderon

Titel: Der Protektor von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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geschlagen.« Er blickte Tavi in die Augen. »Hauptmann. Du musst sofort das Signal zum Angriff geben.«
    Tavi starrte den bewusstlosen jungen Mann an, der schlaff im Gras lag. Er griff sich an den Rand seines Helms, und seine Finger wurden blutig.
    »Ich weiß«, sagte Max leise und hart. »Ich weiß, du magst das Töten nicht. Ich weiß, sie gehören zu unserem Volk. Ich weiß, wie schrecklich es ist. Aber so ist nun einmal der Krieg, Hauptmann. Du musst den Befehl zum Angriff geben.«
    »Gib Crassus das Signal«, sagte Tavi leise.
    Max atmete erleichtert auf und wollte sich erheben.
    »Sie sollen nicht angreifen. Sie sollen sich zum Sammelpunkt zurückziehen, dort treffen wir uns.«
    Max starrte Tavi mit großen Augen an.
    Tavi fuhr fort, während er die blutige Hand am trockenen Gras abwischte. »Auch die Schlachtkrähen sollen ihre Stellung verlassen und sich zurückziehen.«
    Max schwieg einen Moment lang. »Hauptmann«, sagte er. »Eine solche Gelegenheit bekommen wir nie wieder.«
    Tavi kniff die Augen zusammen und sah seinen Freund an. »Wir verschwinden hier, Tribun. Du hast deine Befehle.«
    »Ja, Hauptmann«, sagte Max sofort und sehr leise. Dann schritt er durch das Gras davon zu einer Stelle, von der aus er Handzeichen geben würde, die entlang der Reihe von Reitern weitergegeben wurden.

    Einen Moment später kehrte er zurück und schaute zu, wie die feindlichen Truppen unten das Gebiet verließen, in dem der Hinterhalt hätte stattfinden sollen. »Verfluchte Krähen, Calderon. Warum?«
    »Warum wir nicht viertausend Angehörige unseres eigenen Volkes verbrennen?«, fragte Tavi. Er deutete auf den bewusstlosen Kundschafter. »Schau ihn dir an, Max. Was siehst du?«
    Max betrachtete den Mann einen Moment lang, ehe er die Stirn runzelte, sich vorbeugte und die Tunika des Mannes ein wenig zur Seite zog. »Die Muskeln wirken schief und unförmig. Er wurde lange vor ein Rad oder einen Pflug gespannt, damit die sich so entwickeln«, erwiderte er. »Und hier sind Narben von Peitschenhieben.« Seine rechte Wange zuckte, allerdings war Tavi sicher, dass es Max selbst nicht auffiel. »Sie ziehen sich über die Schultern. Und über den Bauch. Narben von einem Ring um den Hals. Er ist ein Sklave.«
    »Er war ein Sklave«, entgegnete Tavi. »Jetzt trägt er keinen Ring mehr.« Er deutete auf die Armee unten. »Wir wollten wissen, was einen Aleraner dazu bringt, an der Seite der Cane zu kämpfen, Max.«
    Max verzog das Gesicht. »Sie befreien die Sklaven.«
    Tavi nickte langsam.
    »Wie viele?«, fragte Max. »Wie viele haben sie wohl?«
    »Können nicht so viele sein«, meinte Tavi. »Sie haben nicht genug Ausrüstung, wenn man von diesem Mann hier ausgeht. Falls sie tatsächlich eine große Anzahl ausheben würden, hätten Ehrens Spione davon gehört. Was durchaus Sinn ergibt.«
    »Inwiefern?«, wollte Max wissen.
    Tavi deutete mit dem Kopf auf die Sklavenlegion unten. »Diese Männer wissen, dass ihr letztes Stündlein geschlagen hat, wenn sie verlieren, Max. Manchen Sklaven geht es sehr übel, doch den meisten nicht. Meiner Schätzung nach dürften die Sklaven, die zum Kampfbereit sind, deutlich in der Minderzahl sein gegenüber jenen, die sich eher ducken und abwarten, bis die Schlacht vorüber ist.«

    »Aber die da unten werden kämpfen, als wären die Krähen hinter ihnen her«, meinte Max grimmig.
    »Eben«, gab Tavi zurück.
    Max schwieg kurz, ehe er sagte: »Umso mehr ein Grund, den Angriff zu befehlen. Ich weiß, warum du es nicht getan hast. Bei den großen Elementaren, natürlich stimme ich grundsätzlich mit dir überein. Aber jetzt werden eine Menge von unseren Männern sterben müssen, wenn wir sie aufhalten wollen. Das hättest du ohne Verluste erledigen können. Der Preis ist zu hoch.«
    »Der Preis ist nicht so hoch, wie eine Legion aus Märtyrern zu erschaffen«, hielt Tavi dagegen. »Wenn ich recht habe, dann haben bislang viertausend Sklaven zu den Waffen gegriffen. Wenn wir sie ausgelöscht hätten, Max, wäre jedem Sklaven in den besetzten Gebieten klar gewesen, dass sich Alera keinen Deut um ihr Leben schert. Nasaug hätte dann nicht viertausend Soldaten, die zum Kampf bereit sind, sondern vierzigtausend verängstigte, wütende Freiwillige. Denk mal zurück in der Geschichte, Max. Die Canim waren so klug.« Tavi schüttelte den Kopf. »Männer kämpfen am besten, wenn es um ihr Leben geht - und erst an zweiter Stelle für ihre Freiheit.«
    Max holte langsam Luft und runzelte nachdenklich die

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