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Der Protektor von Calderon

Der Protektor von Calderon

Titel: Der Protektor von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Stirn. »Eine Falle«, sagte er leise. »Sie haben uns die Krieger als Köder geboten.«
    »Es könnte eine Falle gewesen sein«, meinte Tavi und nickte. »Aber Nasaug plant sein Vorgehen nicht nur in eine Richtung, wenn er verschiedene Möglichkeiten hat. Ich denke, er hat noch etwas damit vor.«
    »Und zwar?«, fragte Max.
    »Es ist eine Botschaft.« Tavi erhob sich und deutete mit dem Kopf auf den Kundschafter am Boden. »Komm. Wir sollten lieber verschwinden, ehe seine Freunde sein Fehlen bemerken und sich auf die Suche nach ihm machen.« Tavi bückte sich und wälzte den schlaffen Mann auf die Seite.
    »Was machst du da?«

    »Ich sorge dafür, dass er nicht in seinem eigenen Blut erstickt«, erklärte Tavi. »Los.«
    Sie schlichen geduckt zum Versteck in einem großen Busch Immergrün zurück. »Tavi?«, fragte Max.
    »Ja?«
    »Ist das wirklich der Grund, weshalb du auf den Angriff verzichtet hast? Weil du es für eine Falle gehalten hast?«
    Tavi sah seinen Freund fest an. »Glaubst du, ich habe Mitleid mit ihnen?«
    »Nein«, antwortete Max. »Das glaube ich nicht, ich weiß es sogar, Calderon. Ich kenne dich. Aber wir sind im Krieg. Ich bin nicht sicher, ob du dir das leisten kannst. Und ob es sich unsere Männer leisten können.«
    Tavi blieb neben Acteon stehen, legte eine Hand auf den Sattel, nahm mit der anderen die Zügel und starrte ins Leere. »Ich denke«, sagte er, »ich habe eine Pflicht gegenüber Alera, Max. Allen Aleranern gegenüber.« Er holte tief Luft und stieg auf. Dann fügte er abwesend und in aller Seelenruhe hinzu: »Und deshalb habe ich sie nicht alle getötet.«
    Max stieg im nächsten Augenblick auf und ritt neben Tavi zum Sammelpunkt. »Das genügt mir.« Er blickte zum Talrand hinter ihnen zurück und lachte leise.
    »Was gibt es denn?«, fragte Tavi.
    »Dein Singulare lauert jetzt schon seit fast zwei Jahren in deinem Schatten. Und am ersten Tag, an dem er nicht da ist, ziehst du hinaus aufs Feld und wirst beinahe erwürgt. Er wird unglaublich wütend sein. Und Kitai auch.«
    Tavi lachte rau. Seine Kehle kratzte entsetzlich. »Keine Sorge, Max. Mit den beiden werde ich schon fertig.«
    Max’ Lächeln verschwand. »Senator Arnos hatte gehofft, sich bei diesem Treffen mit dem Ersten Fürsten mit einer neuen Feder schmücken zu dürfen. Er und der Kriegsausschuss werden nicht erfreut sein, dass du diese Krieger hast davonkommen lassen.«

    Tavi spürte, wie er die Augen zusammenkniff, während sich sein Lächeln in ein reines Zähnefletschen verwandelte. »Keine Sorge, Max«, erwiderte er. »Mit denen werde ich ebenfalls fertig.«

2
    »Erster Speer!«, brüllte ein Legionare .
    Valiar Marcus hatte mehr Jahre in der Legion verbracht, als die vielen Freiwilligen in der Ersten Aleranischen überhaupt geatmet hatten. Obwohl er die dritte Wache gehabt und kaum eine Stunde geschlafen hatte, schwang er die Füße von der Pritsche auf den billigen Teppich, der den Boden seines kleinen, aber ihm ganz allein gehörenden Zeltes bedeckte. Er hatte bereits Tunika und Stiefel angezogen, ehe der Legionare sein Zelt erreicht hatte.
    »Zenturio«, keuchte Vilius, ein junger Legionare in der dritten Zenturie der Kohorte, »wir haben Berichte von Bewegung auf der Straße nach Osten erhalten. Eine große Kolonne.«
    »Verfluchte Krähen«, schimpfte Marcus. »Die Nachschubkolonne.« Er bemühte sich, die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen, doch sein schlafumwölkter Verstand wollte noch nicht recht arbeiten. Er schüttelte knurrend den Kopf und zwang ihn zum Gehorsam. »Der Hauptmann will sicherlich die Reiterei, die Ritter und die Schlachtkrähen auf der Straße sehen. Er wird versuchen, die Canim so lange auf Abstand zu halten, bis die Kolonne hinter den Stadtmauern ist.« Fidelias wandte sich seiner Rüstung zu, schnallte sie sich an und band sich das Vorderteil mit flinken Fingern zu, die von viel Übung zeugten. »Die Kohorte Prima
wird sich auf den Erdwällen auf der anderen Seite des Flüchtlingslagers aufstellen. Sag den Tribunen Martinus und Kellus, ich würde ihnen empfehlen, mit der Siebten und Neunten Kohorte neben den Ersten aufzumarschieren. Wir brechen in fünf Minuten auf.«
    Vilius schlug die Faust über seinem Herzen auf die Rüstung und lief aus dem Zelt.
    Nachdem er gegangen war, verzog Marcus das Gesicht und rieb sich den verkrampften Nacken. Vermutlich hatte er sich den Muskel gezerrt, als er so schnell aufgestanden war, aber - bei den Krähen, das würde er keinen von diesen

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