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Der Protektor von Calderon

Der Protektor von Calderon

Titel: Der Protektor von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Augen, ehe sich ihre Lippen teilten und sie ein leises Lachen von sich gab. »Ich habe dich vermisst, Fidelias. Nur wenige Menschen begegnen mir heutzutage noch mit solcher Unbekümmertheit.«
    »Arnos etwa auch nicht?«, fragte er sie. »Wie ich gehört habe, kann er nie seinen krähenverfluchten Mund halten.«
    »Arnos hat einiges zu bieten«, erwiderte die Fürstin. »Sprühender Geist und interessante Unterhaltung gehören allerdings nicht dazu. Obwohl ich sagen muss, dass er bei anderen … geselligen Betätigungen gewisse Talente vorweisen kann.« Sie verzog den Mund zu einem fröhlich verruchten Grinsen - wie ein Schulmädchen, das ausgegangen ist und ein wenig Spaß haben möchte.
    Fidelias glaubte ihr natürlich kein Wort. »Herrin, ich möchte nicht unhöflich erscheinen …«
    »Aber du hattest die letzte Wache heute Nacht und hast nicht geschlafen, ich weiß«, sagte sie und klang plötzlich sehr nüchtern. »Ich habe mich ebenfalls um andere Angelegenheiten zu kümmern.« Sie betrachtete ihn kurz. »Dieses Gesicht, das du trägst, das passt nicht zu dir, weißt du. Diese vielen Narben. Und diese unförmige Nase. Es ist das Gesicht eines geistlosen Gewaltmenschen.«
    Marcus - Fidelias - setzte sich auf den Rand seiner Pritsche und begann, sich die Stiefel aufzuschnüren. »Ich habe mir dieses Gesicht als Marcus verdient.«
    »Das hat man mir erzählt«, antwortete sie. »Valiar Marcus ist ein großer Held des Reiches.« Ihr Blick ruhte weiter auf ihm. »Ich habe mich manchmal gefragt, ob du vergessen hast, dass dies auf keinen Fall für Fidelias gilt.«
    Fidelias erstarrte für einen Herzschlag, und plötzlich machte sich Beklommenheit in ihm breit. Er schalt sich für den Ausrutscher. In den letzten zwei Jahren war er ganz Soldat gewesen und
hatte wohl seinen Sinn für Intrigen verloren. Die Fürstin Aquitania würde seine Reaktion so schnell und leicht deuten wie eine Hand Spielkarten. Er zwang sich, seine Gefühle zu verbergen, während er sich die Stiefel auszog. »Ich weiß, wer ich bin und was ich tue«, sagte er leise.
    »Was mich ebenfalls wundert«, sagte sie, »du hast mir noch überhaupt nichts über diesen jungen Hauptmann Rufus Scipio berichtet.«
    Fidelias schnaubte. »Ich habe Berichte geschickt. Ein junger Befehlshaber mit natürlicher Begabung. Er hat die Legion durch eine Schlacht geführt, bei der eigentlich alle bis zum letzten Mann hätten draufgehen müssen, und danach haben sich die Legionares geweigert, einen erfahreneren Kommandanten an seiner Stelle anzunehmen. Sein Feldzug gegen die Canim wird in die Geschichte eingehen.«
    Die Fürstin Aquitania zog eine Augenbraue hoch. »Er hat eine einzelne Stadt gehalten und die Eindringlinge fünfzig Meilen zurückgedrängt. Das klingt nun überhaupt nicht beeindruckend.«
    »Weil du nicht ahnst, gegen wen er gekämpft hat«, sagte Fidelias.
    »Der Kriegsausschuss ist ebenfalls nicht beeindruckt davon.«
    »Der Kriegsausschuss ist auch noch nicht im Kampf gegen fünfzigtausend Canim angetreten, und zwar mit einer halb ausgebildeten Legion und viel zu wenig Rittern.«
    Die Fürstin lächelte plötzlich strahlend und zeigte die Zähne. »Wie militärisch. Das passt zu dir, denke ich.« Sie musterte ihn von oben bis unten. »Und die körperliche Ertüchtigung hat dir gutgetan, scheint mir.«
    Fidelias bemühte sich, nicht zu reagieren, weder auf ihre Worte noch auf das aufleuchtende Feuer in ihren Augen oder ihr leises Erdwirken, mit dem sie stilles, beharrliches Verlangen durch seinen Körper sandte. »Fürstin, bitte. Worauf willst du hinaus?«
    »Worauf ich hinauswill?«, sagte sie scharf. »Die wildesten Gerüchte gehen um. Scipio befehligt Legionen, als wäre er dazu
geboren worden. Scipio verfügt über feinste und starke Elementarkräfte, so dass er Angriffe überleben konnte, die sämtliche Offiziere dieser Legion getötet haben. Scipio hat, so heißt es, eine auffällige Ähnlichkeit mit Gaius Septimus in seiner Jugend.«
    Fidelias rollte mit der Schulter, weil sich sein Nacken wieder verkrampfte. »Junge Männer in der Legionsrüstung und mit Legionshaarschnitt sehen sich doch alle ähnlich, Fürstin. Er ist groß, ja. Das gilt für viele junge Männer. Er hat eine Begabung fürs Befehlen. Aber was die Elementarkräfte angeht, so sind seine geringer als meine. Er hat kaum die Eignungsprüfung bestanden, um in die Legion aufgenommen zu werden. Das kannst du gern in den Aufzeichnungen in Riva nachschauen.«
    Die Fürstin Aquitania

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