Der Protektor von Calderon
von Vorteil.«
»Es klingt eher nach einer sehr schwachen Begründung, Marcus«, erwiderte Crassus. »Das findest du doch selbst auch, oder?«
»Schwach, Hauptmann?«, fragte Marcus. »Nur weil die Canim uns eine Stellung überlassen haben, und zwar ohne uns eine blutige Nase zu verpassen? Eine Stellung, die wir befestigen können, um ihre Angriffe abzuwehren? Eine Stellung, die nur wenige Meilen von der Stadt entfernt ist, die sie um jeden Preis verteidigen wollen? Besonders da sie wissen, wie schwer man uns aus einer Verteidigungsstellung wie dieser vertreiben kann?« Er schnaubte. »Was ist daran schwach?«
Um sie herum durchsuchte die Erste Aleranische die überwucherten Straßen und halb eingefallenen Gebäude und überprüfte alles im Bereich der eingestürzten Mauer, die einst die Stadt geschützt hatte. Beide Garde-Legionen errichteten währenddessen am Fuß des Hügels Wälle mit Palisaden, um die Verteidigung zu gewährleisten.
Hufschlag eines trabenden Pferds näherte sich, und Maximus ritt auf seinem Hengst durch einen Raum, der früher jemandem als Wohnzimmer gedient haben mochte. Er stieg ab, band die
Zügel an die Reste eines Schornsteins, trat vor Crassus und salutierte.
Crassus erwiderte den Gruß. »Und?«
»Der Hügel wurde von ihren Kundschaftern beobachtet«, sagte Maximus. »Canim und berittene Rebellen. Wir haben sie verfolgt, aber nicht lange.«
Crassus nickte seinem Bruder zu. »Die Stadt?«
Maximus’ Augen glitzerten. »Habe sie gesehen.«
»Wie schlimm ist es?«
»Drei Wälle hintereinander«, berichtete Maximus. »Dann folgt eine offensichtlich neu gewirkte Mauer um die eigentliche Stadtmauer herum. Und dort stehen sie Mann an Mann.«
Marcus stieß einen Pfiff aus.
»Wie viele?«, fragte Crassus.
»Zwanzigtausend auf der Mauer«, sagte Max. »Keine Ahnung, wie viele noch dahinter warten.«
Crassus spuckte aus. »Wunderbar.«
»Die gute Nachricht ist«, fügte Maximus hinzu, »wenigstens verhalten sie sich so, wie wir es erwartet haben, Hauptmann.«
»Unter diesen Umständen ist das nicht gerade ein Trost«, sagte Crassus. »Bei der Truppenstärke hätten sie die Ruinen hier befestigen und uns ordentlich dafür bluten lassen können.«
»Vielleicht sind sie der Meinung, sie bräuchten die Ruinen nicht«, sagte Maximus. »Schließlich sind sie uns zahlenmäßig überlegen. Wenn wir sie vertreiben wollen, müssen wir sie angreifen, und eine Verteidigungsstellung zu haben, die Meilen entfernt ist, bringt uns dann nicht viel ein.«
Marcus brummte irgendetwas Unverbindliches. Crassus war ein junger Kommandant, aber seine von Natur aus lernbeflissene und nachdenkliche Persönlichkeit glich die Verwegenheit der Jugend aus. Vielleicht sogar zu sehr. Ein Feldzug war wirklich eines der kompliziertesten Abenteuer, auf das man sich einlassen konnte, und die Anforderungen an Aufbau, Nachschub, Nachrichtenaustausch und innere Führung endeten oftmals in ungewöhnlichen
Situationen, die manchmal von außen sogar lächerlich wirken mochten.
Marcus war sich Nasaugs Fähigkeiten durchaus bewusst, denn der Cane hatte es geschafft, auf feindlichem Gebiet zu überleben, wo er von aller Hilfe abgeschnitten und außerdem auf längere Sicht zahlenmäßig unterlegen war. Nur einem außergewöhnlich guten Anführer würde das gelingen - und doch standen auch dem begabtesten General keine unendlichen Mittel zur Verfügung. Vielleicht war Nasaug einfach an seine Grenzen gestoßen.
Andererseits, so musste er einräumen, war der Grund, warum die Ruinen kampflos überlassen worden waren, vielleicht doch nicht so harmlos.
»Man sollte auf das hin planen, was er tun kann«, sagte Marcus. »Und nicht auf das hin, was du denkst, er werde es tun.«
Crassus sah Marcus an und nickte. »Indem er uns diese nette Stellung überlässt, gewinnt er zwei Dinge: Erstens weiß er, wo er uns finden kann, und zweitens weiß er, von wo aus wir Werftstadt angreifen werden.« Er kratzte sich die Nasenspitze. »Wir schätzen, dass ihm vierzigtausend Soldaten zur Verfügung stehen, um Werftstadt zu verteidigen, ja?«
»Ja, Hauptmann.«
»Gut«, sagte Crassus. »Nehmen wir an, er hat dreißigtausend Mann hinter den Mauern stehen. Dann könnten immer noch zehntausend im Feld warten und darauf hoffen, uns zwischen sich und den Wällen von Werftstadt in die Zange zu nehmen.«
Max nickte. »Was ziemlich schnell ziemlich ekelig werden könnte.«
»Aber diese Streitmacht wäre nicht groß genug, um uns allein zu besiegen«,
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