Der Protektor von Calderon
sagte Marcus. »Besonders nicht in einer befestigten Stellung.«
»Was ein weiterer Grund gewesen wäre, uns diesen Ort nicht kampflos zu überlassen.«
Max starrte Crassus kurz an und warf ihm dann vor: »Du denkst zu viel.«
Der junge Kommandant zuckte mit den Schultern. »Ich verstehe allerdings auch nicht, warum Nasaug ruhig hinter seinen Mauern sitzen und auf uns warten sollte«, sagte Crassus. »Vielleicht will er uns hier angreifen, ehe die Pioniere die Mauern wiederaufgebaut haben. Deshalb wird die Reiterei draußen im Umkreis von fünf oder sechs Meilen Posten aufstellen. Falls sich da draußen irgendwas bewegt, möchte ich sofort darüber Bescheid wissen.«
Max nickte, schlug die Faust aufs Herz und ging zu seinem Pferd.
Ehe er davonreiten konnte, näherten sich weitere Reiter, und kurz darauf trafen der Senator, die beiden Hauptmänner der Garde-Legionen und ihr Gefolge ein.
Aber nicht, wie Marcus auffiel, die vom Senator angeheuerten Singulares. Phrygiar Navaris und ihre Helfershelfer hatte er schon seit einer ganzen Weile nirgendwo mehr gesehen. Stattdessen drängten sich einige stämmige Legionares aus der Garde um Arnos - aber nicht seine Bande gedungener Mörder.
Marcus sah Crassus an, der anscheinend die gleiche Beobachtung gemacht hatte. Der junge Kommandant runzelte die Stirn und tippte mit dem Daumen unruhig an seinen Schwertgriff.
»Hauptmann Crassus«, sagte Arnos.
»Senator«, erwiderte Crassus höflich und salutierte. »Willkommen. Ich hatte dich heute nicht bei uns erwartet.«
»Es hat ja keinen Sinn, Zeit zu vergeuden«, gab Arnos zurück.
Das hatte ihn zwar bei anderen Gelegenheiten nicht davon abgehalten, aber Marcus sagte nichts.
»Nein, Senator«, stimmte Crassus zu. Er erstattete Arnos in Kürze Bericht darüber, was er über Werftstadt erfahren hatte. »Ich wollte gerade Posten aufstellen, Senator, wenn du …«
»Gut«, sagte Arnos. »Behalte sie in der Nähe. Sie sollen sich nicht mehr als eine oder zwei Meilen entfernen. Sonst verlieren wir sie an Plänkler und feindliche Kundschafter.«
Crassus antwortete nicht sofort. Nach kurzem Überlegen sagte
er: »Senator, wenn ich bei allem Respekt einen Vorschlag machen darf: Ich halte es für besser, sie weiter hinauszuschicken. Das Risiko wäre zwar größer, aber falls uns der Feind angreift, hätten sie mehr Zeit, uns zu warnen.«
»Danke für den Vorschlag, Hauptmann«, sagte Arnos ruhig. »Aber der Feind hat sich seit unserem letzten Gefecht nicht mehr in der Lage gesehen, uns in aller Offenheit anzugreifen. Aus diesem Grund hat er uns heute auch diese Ruinen überlassen: Die Canim wissen, dass sie im offenen Feld geschlagen werden, und wollen ihre Kräfte für die Verteidigung von Werftstadt aufsparen. Falls sich hier in der Nähe feindliche Soldaten herumtreiben, dann sicherlich keine große Truppe. Die Canim beschützen ihre Schiffe. Für andere Abenteuer werden sie keine Armee erübrigen können.«
»Das klingt gewiss vernünftig, Senator«, erwiderte Crassus. »Aber es kann trotzdem nicht schaden, die Posten ein wenig weiter vorzuschieben.«
»Es ist noch ein weiter Marsch bis nach Kalare, junger Antillus«, entgegnete Arnos freundlich, aber mit hartem Blick. »Wir werden unsere Reiter brauchen, wenn wir uns der wahren Bedrohung stellen, die uns im Süden erwartet. Verschwenden wir sie also nicht hier, ja?«
Crassus’ Miene wurde ausdruckslos. Er nickte knapp und salutierte erneut. »Ja, Senator.« Dann wandte er sich an Maximus. »Posten bis in zwei Meilen Abstand vom Lager. Und das möchte ich nicht zweimal sagen.«
Maximus salutierte und ritt davon.
Marcus stand dabei, während Arnos den Schlachtplan mit seinen Hauptleuten durchging, und bei Crassus zeigten sich die Früchte seiner Erziehung, die darauf ausgerichtet gewesen war, eines Tages den Titel seines Vaters zu erben. Obwohl er etliche Vorschläge hätte machen können, hielt der junge Mann den Mund, bis Nalus unausweichlich die gleichen Punkte zur Sprache brachte. Crassus erwähnte dann alle Gefahren dieser durchaus vernünftigen
Vorschläge, woraufhin Arnos ihm jedoch sofort widersprach. Am Ende des Gesprächs, das eine Stunde dauerte, hatten sie auf diese Weise einen Angriffsplan entworfen, der wenigstens die Chance einer Krähe auf Erfolg hatte.
Als der Senator wieder aufbrach, trat Marcus hinüber zu Nalus’ Pferd. »Hauptmann, der Gurt sieht ein wenig locker aus.« Er stupste Nalus am Bein an, und der Hauptmann zog das Bein zurück, so dass
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