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Der Protektor von Calderon

Der Protektor von Calderon

Titel: Der Protektor von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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uns auf dem Weg hinter einem Schleier zu verbergen. Von hier an kann man uns also sehen. Sollen wir schnell oder langsam reiten?«
    Amara klapperte mit den Zähnen, brachte jedoch hervor: »Schnell. Ich bin völlig erledigt.«
    Bernard holte tief Luft und sagte: »Dann mal los.«
    Er brachte sein Pferd in einen müden Galopp, und Amara ritt hinterher. Im Dunkeln folgten sie dem Weg, und abermals beschlich Amara eine gewisse Unruhe. Es dauerte einige Augenblicke, bis sie über einen ebenen Teil des Wegs ritten, vermutlich den ersten Pass durch die Berge, ehe sie den Grund begriff.
    Die Hörner der Unsterblichen waren nicht mehr zu hören.
    Das Licht traf sie als Erstes und blendete sie schmerzhaft in der Gebirgsnacht. Die Pferde waren zu müde, um in Panik zu geraten, sie warfen nur die Köpfe zurück und tänzelten nervös. Amara hob eine Hand und versuchte ihre Augen vor dem Licht zu schützen - solch riesigen Elementarlampen, wie sie manchmal bei Belagerungen zum Einsatz kommen - und plötzlich spürte sie, wie Cirrus nachließ.
    Die Trage des Ersten Fürsten krachte auf den Boden.
    Sie sackte im Sattel zusammen, sah jemanden, der sich ihr von rechts näherte, und trat schwach mit dem Bein zu. Sie traf etwas, doch ihr Unterschenkel wurde gepackt, und man zerrte sie vom Pferd zu Boden.
    Bernard brüllte, und sie hörte seinen Bogen surren. Sie wandte sich um. Ein Unsterblicher wurde sauber in die Lunge getroffen.
Dennoch verlangsamte der Mann nicht den Schritt, sondern packte Bernards Gürtel und riss ihn herunter. Bernard drehte sich im Fallen, griff nach dem Unsterblichen und umklammerte, unterstützt von Elementarkräften, seine Kehle.
    Der Unsterbliche nahm Bernards Hände …
    … und drückte sie unnachgiebig von sich fort.
    Verfluchte Krähen.
    Unsterbliche Ritter.
    Bernard machte große Augen, biss verzweifelt die Zähne zusammen und strengte sich weiter an, jedoch ohne Erfolg. Der Unsterbliche drehte sich plötzlich und warf Bernard mit dem Gesicht voran auf den Boden, schnappte sich einen Arm und kugelte ihn mit einem Hebelgriff aus der Schulter.
    Bernard schrie.
    Amara bemerkte nun weitere Männer, die Rüstung und die glänzenden Halsringe der Unsterblichen trugen. Sie blickte sich benommen um. Ja, tatsächlich stammte das Licht von riesigen Elementarlampen, die von Pferden auf den Berg gebracht worden sein mussten. Um sie herum standen überall Männer in Rüstung. Nicht zwanzig oder dreißig oder fünfzig, sondern hunderte. Alle waren Unsterbliche, die von Rittern angeführt wurden.
    Schritte knirschten über den kalten, steinigen Boden. Mehrere Handschuhe schlugen gegen Brustpanzer. Vor Amaras Augen blieb ein Paar Stiefel stehen, und sie blickte hoch.
    Ein junger Mann stand vor ihr. Er war ein wenig größer als der Durchschnitt, sehr dünn und schmutzig. Seine Augen strahlten etwas Hässliches aus, Verachtung und Zorn und eine gewisse Bockigkeit. Amara brauchte in ihrer Müdigkeit einen Moment, bis sie den jungen Offizier erkannte - Kalarus Brencis Minoris, der Sohn und Erbe des Hohen Fürsten Kalarus.
    »Ich kann es nicht glauben«, sagte der junge Mann. »Das sind die handverlesenen Soldaten, die der gewesene Erste Fürst mit dem Nordwind hergeschickt hat? Wegen denen hat mich mein Vater durch den verfluchten Sumpf waten lassen?«

    Brencis schüttelte ungläubig den Kopf und schlug Amara fast beiläufig mit der behandschuhten Faust ins Gesicht. Der Schmerz ließ die Welt vor ihren Augen weiß aufglühen. Sie spürte, wie sich ihr Hals unter der Wucht des Hiebs heftig verdrehte.
    »Ich hätte in einem Bett schlafen können«, knurrte Brencis. »Stattdessen friere ich mir hier draußen die Eier ab und langweile mich zu Tode. Ich baue eine Falle auf und mache mir Sorgen, eine ganze Kohorte Ritter könnte sich von hinten hereinschleichen, und was passiert?«
    Amara schmeckte Blut auf der Zunge. Ihr wurde schwindelig, als sie den Kopf hob.
    Brencis spuckte ihr ins Gesicht.
    »Wegen denen bin ich hier?«, fauchte er. Er packte Amara am Haar, entblößte ihre Kehle und zog mit der anderen Hand seinen Dolch. »Wegen zweier armseliger Kriecher? Nur zwei? Zwei!«
    Das Licht traf sie zuerst.
    Es spülte über Amaras Rücken und Schultern hinweg wie eine plötzliche Woge aus Wärme und Farbe, als hätte jemand die untergehende Sonne überredet, ihren Lauf umzukehren und hinter ihnen wieder aufzugehen. Im Licht warf alles scharfe schwarze Schatten, und es leuchtete so hell, dass sogar der Schein der riesigen

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