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Der Protektor von Calderon

Der Protektor von Calderon

Titel: Der Protektor von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Elementarlampen dagegen trübe wirkte.
    Unsterbliche, Ritter und Fußsoldaten schrien vor Überraschung auf. Brencis wurde bleich, trat einen Schritt zurück und hob die Hand, um die Augen abzuschirmen. Dabei ließ er Amara los und wimmerte leise vor Angst.
    Als Nächstes kam die Stimme.
    Eine Stimme, die in sanftem Ton sprach, eine Stimme, die aus Stein und Himmel erklang, eine Stimme, in der die Tiefe und die Kraft der Berge widerhallte, wie man sie seit ihrem feurigen Entstehen nicht gehört hatte - eine Stimme, in der eine gewisse Belustigung mitschwang, als sie die Frage des Erben von Kalare beantwortete.
    Gaius Sextus, der Erste Fürst von Alera, sagte: »Drei.«

45
    Der Widerhall von Gaius’ tiefer, sanfter Stimme rollte über die Berge und wurde von den Hügeln zurückgeworfen. Obwohl er nur gemurmelt hatte, strahlte sie aus den Steinen selbst heraus, und Amara war sicher, dass man sie noch mehrere Meilen in alle Richtungen hören konnte.
    Und nach dieser Stimme kehrte auf dem grell erleuchteten Berghang absolute Stille ein. Hunderte Unsterblicher verharrten reglos, schirmten die Augen ab und duckten sich. Brencis starrte über Amara hinweg. Sein Mund stand offen und bewegte sich wie das Maul eines an Land geworfenen Fisches.
    Der Ritter, der Bernard festhielt, war zurückgewichen, so wie auch Brencis, und der Graf von Calderon setzte sich langsam auf. Sein Gesicht war bleich vor Schmerz, und er hielt die Schulter in einem eigentümlichen Winkel vom Rest des Körpers ab. Bernard wechselte einen Blick mit Amara, aber beide wagten kein Wort zu sagen, da sie die Aufmerksamkeit des Feindes nicht auf sich lenken wollten.
    Es war schon seltsam, dachte Amara, hier erschöpft auf dem Berg zu sitzen, hunderten ihrer Feinde gegenüber, und doch sagte einen endlosen Augenblick lang niemand etwas. Und niemand rührte sich.
    Aber dann gab Brencis einen Laut von sich, in dem sich ein Schrei und ein Stöhnen mischten, und er brüllte mit schriller Stimme: »Zum Angriff! Greift an! Tötet sie!«
    Hunderte von Unsterblichen mit Halsringen stießen wildes Gebrüll aus, und ihre Klingen sirrten in tödlichem Chor, als sie die Waffen zogen. Sie stürmten vorwärts, und ihre Schritte schwollen zum Donner an.

    Amara war plötzlich bei Bernard. Sie war unbewaffnet und viel zu erschöpft, um in die Luft aufzusteigen. Er suchte ihre Hand, spürte sie, als die Unsterblichen näher kamen, und ihre Finger verschlangen sich ineinander.
    Beide wandten den Blick von den Feinden ab, sahen sich an, und dabei nahm Amara den Ersten Fürsten aus den Augenwinkeln war. Er hob eine Hand und murmelte wieder ein einziges, tiefes Wort, das sich abermals aus dem Berg unter ihnen erhob.
    »Nein.«
    Ein Geräusch ertönte, tiefer als die Schreie der angreifenden Unsterblichen, durchdringender als das Getrampel der Stiefel. Es war ein Geräusch wie von einer Säge, die durch Holz schneidet.
    Amara wandte sich um und musste mit ansehen, wie alle Unsterblichen, wirklich jeder Einzelne von ihnen, plötzlich am Hang zu zucken begannen. Ihre Hälse verdrehten sich, und das Knacken vieler Knochen war die Quelle dieses eigenartigen Geräusches.
    Dann brachen sie tot zusammen.
    Alle.
    In der einen Sekunde war noch eine Truppe mit der Stärke von zwei oder drei Kohorten einer Legion auf sie zugestürmt. In der nächsten lagen alle Unsterblichen zuckend am Boden und starben. Die Metallringe waren verbogen und verdreht, hatten sich plötzlich verzogen und den Männern, die sie trugen, das Genick gebrochen.
    Amara drehte sich um.
    Gaius Sextus schwebte ungefähr zehn Fuß über dem Hang auf einem Windstrom, der so genau bemessen war, dass er kaum Staub aufwirbelte. Er war in eine orange-goldene Flamme gehüllt, die sein silberweißes Haar wie Bronze leuchten ließ. Die Anzeichen von Erschöpfung und Alter, die während der Reise hervorgetreten waren, hatten sich verflüchtigt. In der rechten Hand hielt er ein Schwert aus Feuer, und Flammen loderten auch um seine Stirn als blendendes Diadem. Seine Augen waren hell und hart, sein Gesicht wie aus Granit gehauen, und er stellte eine Majestät und
Macht zur Schau, die Amara augenblicklich veranlasste, den Kopf zu neigen und die Hand auf ihr klopfendes Herz zu drücken.
    Hinter ihr schluchzte Brencis, zu Tode erschrocken. Dann hörte sie das ungleichmäßige Sirren eines Schwertes, das von zitternder Hand gezogen wurde.
    »Knabe«, sagte Gaius eine Spur milder, fast mitleidig. »Du hast die Wahl. Du kannst dich mit

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