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Der Protektor von Calderon

Der Protektor von Calderon

Titel: Der Protektor von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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deinem Vater gegen mich stellen. Oder du kannst das Leben wählen.«
    Doch Brencis gab nur einen atemlosen Laut von sich. Dann sagte er: »Ich habe keine Angst vor dir.«
    »Natürlich hast du das«, erwiderte Gaius. »Und das solltest du auch.«
    Und mit diesen Worten krachte ein blauweißer Blitz aus dem klaren Nachthimmel herab und schlug ein Loch von der Größe eines Grabes in den Boden, keine fünf Fuß vor Brencis’ Füßen.
    »Ich gebe dir eine letzte Chance, dein Leben zu retten«, sagte Gaius, allerdings nicht mehr milde. »Entscheide dich.«
    Brencis schluchzte, und sein Schwert landete klirrend auf dem steinigen Grund. Er drehte sich um und floh, seine Füße rutschten und stolperten über den Berg, und schließlich verschwand er in der Ferne.
    Amara erhob sich langsam und musste Bernard beim Aufstehen helfen.
    »So«, sagte Gaius leise. »Das macht die Sache leichter.« Und damit ließ er sich ohne große Zeremonie zu Boden sinken. Das flammende Licht und die Elementarlampen am Hang erloschen.
    »Das macht es leichter, Majestät?«, erkundigte sich Amara.
    Gaius’ Stimme klang in der Dunkelheit ruhig und müde. »Der junge Brencis kann recht gut mit seinen Elementarkräften umgehen - und ich habe heute Nacht genug zu tun, als dass ich mich auch noch um ihn kümmern kann.«
    »Majestät?«, fragte Amara.
    »Gewiss«, meinte Bernard mit gepresster Stimme, »nachdem du so viele Männer getötet hast, wäre einer mehr …«

    Gaius murmelte etwas, und eine der Elementarlampen spendete wieder Licht, allerdings gerade genug, dass Amara den Ersten Fürsten sehen konnte, wie er vor einem der toten Unsterblichen stand. »Dies«, sagte er, »waren keine Männer. Männer haben einen Willen, guter Graf. Männer können eigene Entscheidungen treffen.«
    Sein Blick schweifte zu Amara und blieb kurz auf ihr ruhen, um seinen letzten Worten größeres Gewicht zu verleihen.
    »Kalarus hat sie von Kindheit an aufgezogen und an diese verfluchten Ringe gefesselt«, fuhr Gaius fort. »Er hat sie ihres Willens beraubt. Die Männer, zu denen sie geworden wären, sind vor langer Zeit gestorben. Sie waren Tiere. Was er getan hat, war abscheulich, dennoch kann ich gar nicht anders, als mir zu wünschen, dass er mehr seiner Legionares dazu gemacht hätte. Dann wäre heute alles viel einfacher.«
    Und der Erste Fürst fügte hinzu: »Wir dürfen uns glücklich schätzen, dass Kalarus die Ringe alle aus dem gleichen Metall hat schmieden lassen.«
    Amara blinzelte. »Du meinst …, die Unsterblichen hätten dich …«
    »Mich töten können?«, fragte Gaius. Er zuckte mit den Schultern. »Vielleicht. In mancherlei Hinsicht bin ich nicht mächtiger als jeder andere Hohe Fürst.«
    Das war zu viel für Amara. »Aber, Majestät …, was ich das gerade gesehen habe …«
    »Man braucht nicht allmächtig zu sein, um jeden Feind zu überwinden, vorausgesetzt, der Feind hält dich für allmächtig.« Er lächelte schwach. »Sicherlich verfüge ich über die Mittel, sie alle zu töten, doch Missgeschicke passieren nun einmal, und ihre Überzahl hätte sich gegen mich genauso auswirken können wie gegen meinen S…« Seine Stimme brach. Er schloss die Augen, räusperte sich und sagte: »Meinen Sohn.«
    Schweigend blickte Amara Gaius an und beobachtete sein Gesicht. Seine ganze Disziplin genügte nicht, um den Schmerz
zu überdecken, und plötzlich empfand Amara großes Mitgefühl für den alten Mann.
    Doch der schüttelte den Kopf und trat zu Amara und Bernard. Jedem der beiden legte er eine Hand auf die Schulter. Bernard ächzte vor Unbehagen - dann gab es ein leises Knacken, und der Graf fluchte leise.
    »Na also«, murmelte Gaius. »Versuch, den Arm zu bewegen.«
    Bernard drehte die verletzte Schulter langsam. »Noch ein wenig empfindlich«, sagte er kurz darauf. »Aber es wird gehen, Majestät.«
    Gaius nickte und drückte Amaras Schulter sanft. Durch diese einfache Geste schien eine Woge der Erleichterung und Kraft in sie zu strömen und spülte die Erschöpfung hinweg. Sie schauderte, dennoch war es ausgesprochen angenehm, als Schmerz und Müdigkeit verschwanden.
    »Schaut, dort«, murmelte Gaius und deutete mit dem Kopf nach Osten.
    Amara blickte in die Richtung. Dutzende, ja hunderte grüner Lichtstreifen flackerten im Himmel auf, stiegen vom Boden auf wie durchscheinender Rauch. Über Meilen hinweg bildeten sie ein gleichmäßiges Gitter.
    »Die Elementarwächter von Kalarus«, sagte Gaius. »Er weiß, wo ich bin. Und ich wage zu

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