Der Protektor von Calderon
zum Dank den Kopf und wandte sich wieder dem Krieger zu. »Bring mich zu Nasaug«, verlangte er. »Und zwar sofort.«
Der Cane fletschte die Zähne. »Lass dein Schwert fallen, und bete, dass ich Gnade walten lasse, Affenknabe.«
»Wie lange wird es denn dauern, bis du mich zu Tode geredet hast?«, fragte Tavi. »Ich wundere mich, warum du als Krieger hier draußen eine Gruppe von Affen anführst, die eine unwichtige Straße im Hinterland bewachen. Schlimm, schlimm. Taugst du nicht für richtige Kämpfe?«
Der Cane knurrte, setzte sich in Bewegung, riss sein Schwert aus der Scheide und stürzte sich auf Tavi.
Eine ganz so heftige Reaktion hatte Tavi nicht erwartet, doch er hatte sich seit dem Augenblick bereitgehalten, als er aus dem Sattel gestiegen war. Er lieh sich ein wenig Geschwindigkeit vom Wind und verlangsamte damit alles, was um ihn herum geschah, dann zog er sein Schwert, holte sich Kraft aus der Erde und schlug mit einer Bewegung aus seinem ganzen Körper, aus Hüften und Schultern und Beinen heraus auf die Waffe des Cane ein.
Der aleranische Gladius traf klirrend den Blutstahl des Cane und zerschmetterte ihn. Das gepeinigte Metall kreischte. Der
Cane taumelte und geriet aus dem Gleichgewicht. Tavi drängte geduckt vor und zielte mit dem Schwert auf die Rückseite des gepanzerten Beins seines Gegners.
Der wich dem Hieb aus, der ihm Sehnen durchtrennt und ihn zur Unbeweglichkeit verdammt hätte, aber Tavi rammte dem Cane mit aller Kraft seines Körpers und seiner Elementare die Schulter in den Bauch, hob den riesigen Wolfskrieger von den Beinen und warf ihn mit Wucht rücklings auf den Boden. Dem Cane wurde die Luft aus der Lunge getrieben. Bevor er sich erholen konnte, packte Tavi eins seiner breiten Ohren mit eisernem Griff und setzte dem Gegner die Schwertspitze an die Kehle.
»Ich bin Rufus Scipio«, sagte er ruhig. »Hauptmann der Ersten Aleranischen Legion. Verteidiger der Elinarcus. Ich habe mich den versammelten Reihen eurer Armee gestellt, allein und unbewaffnet. Ich habe den Blutsprecher Sarl mit eigener Hand getötet. Und«, fügte er hinzu, »ich habe Nasaug beim Ludus geschlagen. Ich bin gekommen, um mit Nasaug zu reden, und du wirst mich zu ihm bringen.«
Der Krieger starrte ihn einige Sekunden lang an. Dann drehte er die Augen zur Seite, neigte den Kopf leicht und entblößte die Kehle. Tavi ließ das Ohr des Cane los und erwiderte die Geste, jedoch nicht so unterwürfig. Der Cane zuckte mit den Ohren, was Tavi als Ausdruck der Überraschung kennen gelernt hatte.
Er nahm das Schwert von der Kehle des Cane und trat zurück, ohne die Waffe zu senken. Dann jedoch schob er es in die Scheide und nickte dem Cane zu. »Los, steh auf. Wir wollen weiter.«
Der Cane knurrte, als er sich aufrappelte, legte jedoch erneut den Kopf zur Seite und gab den anderen Canim ein Zeichen. Er wandte sich an den aleranischen Zenturio und sagte in verstümmeltem Aleranisch: »Ich überlasse dir den Posten, Zenturio.«
Der Zenturio blickte vom Cane zu Tavi, und ihm standen eine Menge Fragen ins Gesicht geschrieben, dennoch salutierte er nach aleranischer Art und erteilte seinen Männern Befehle. Der
Cane knurrte seinen Landsleuten etwas zu, die daraufhin eine lockere Formation um Tavi herum bildeten. Er stieg wieder auf und ritt zum Wagen.
»Wie geht es ihm?«, fragte er Varg leise und warf einen Blick auf Ehrens aschfahles Gesicht.
»Er schläft«, erwiderte Varg. Der Cane hielt den Federkiel fest, der in dem Schlitz in Ehrens Hals steckte und dem Kursor das Atmen erlaubte.
»Aleraner«, sagte Kitai mit deutlichem Tadel in der Stimme, »wenn ich schon den Wagen lenken muss, wäre es doch sehr höflich von dir, mir wenigstens die Kämpfe zu überlassen.«
Vargs Ohren zuckten vor Belustigung.
»Nächstes Mal«, versprach Tavi ihr. Er blickte Varg an und zog fragend eine Augenbraue hoch.
»Deine Grammatik ist entsetzlich«, antwortete der Cane. Er sah zu dem Krieger hinüber, der seinen Männern ein Zeichen gab, und die Gruppe setzte ihren Weg mit einer neuen Eskorte fort. »Aber du machst dich verständlich, Gadara . Ihm Nutzlosigkeit zu unterstellen war vielleicht ein bisschen mehr als notwendig, um ihn aufzustacheln.«
»Ist das eine Beleidigung bei euch?«
Varg schnaubte. »Posten wie dieser im Hinterland werden häufig an übermäßig aggressive junge Krieger vergeben, damit sie ein wenig zur Ruhe kommen. Oft ärgern sie sich darüber.«
Das verstand Tavi. »Glücklicherweise musste ich
Weitere Kostenlose Bücher